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Kalter Amok

Titel: Kalter Amok
Autoren: David L. Lindsay
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hätte ich es auch schaffen können.« Er seufzte – das Seufzen eines fetten Mannes. »Aber sieh dir Dystal an. Verdammt, der war auch nicht gerade ein schüchternes Veilchen. Doch er ist nach oben gekommen. Dabei brauchte er nicht einmal gute Freunde.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Arschlöcher.«
    In all den Jahren hatte Haydon beobachtet, wie Mooneys stagnierende Karriere an ihm fraß wie starke Säure, und dennoch hatte sich Mooney stets geweigert, das wilde, irische Temperament zu zügeln, das zu seiner Unbeliebtheit bei der Verwaltung beitrug, die sehr empfindlich reagierte im Hinblick auf Beamte, welche eines Tages die Polizei wegen brutaler Handlungen in die Schlagzeilen bringen konnten. Haydon borgte sich Mooney für seine Abteilung aus, wann immer er konnte, aber ansonsten ging es mit Mooneys Karriere nicht voran. Seine Kriege waren fröhlich und seine Lieder traurig; er war sich selbst sein ärgster Feind.
    »Warum hast du es abgelehnt?« fragte Mooney jetzt. »Ich bin einfach neugierig.«
    »Ich weiß es selbst nicht genau«, antwortete Haydon. »Aber es schien mir nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.«
    Er starrte auf den Kaffee und fühlte Mooneys Blick auf sich. Als er hochschaute, wandte sich Mooney ab, ein spöttisches Lächeln auf den Lippen.

5
     
    Judith Croft lebte in einer teuren Wohnanlage, keine zwei Meilen von dem Haus entfernt, wo Leo Hirsch, ausgerüstet mit einem Durchsuchungsbefehl, die Besitztümer von Sally Steen durchforstete. Haydon hielt vor dem unbesetzten Pförtnerhaus und warf einen Blick auf den bunten Lageplan hinter Plexiglas, der die dorfartigen Straßen zeigte, welche alle mit Briar- begannen: Briarwood, Briarlane, Briargrove. Sehr hübsch.
    Er fand die Adresse Briarcliff am Ende einer Sackstraße auf der entgegengesetzten Seite der Anlage. Das Haus war in dezentem französischen Stil gebaut, also immerhin eine Stufe besser als die imitierten elisabethanischen Halbfachwerkbauten, die von den Architekten vor ein paar Jahren bis zur Erschöpfung errichtet worden waren. Haydon folgte einem gepflasterten Seitenweg durch ein Tor in einer Hecke und um ein paar Oleanderbüsche herum in einen kleinen, abgeschlossenen Vorgarten. Das Pflaster des Vorgartens war erst kürzlich abgespritzt worden, und die Blumenbeete strömten einen feuchten, schweren Duft aus. Haydon stand unter der zurückgesetzten Tür und drückte auf die Klingel.
    Es dauerte einen Augenblick, dann öffnete sich die Tür ein paar Zentimeter. Haydon hielt seine Dienstmarke hoch.
    »Miss Croft?«
    »O mein Gott!«
    Haydon konnte nur ein blaßblaues Auge und kurzgeschnittenes, schwarzes Haar sehen. Dazu witterte er den Geruch von Shampoo.
    »Miss Croft?« wiederholte er.
    »Ja, ja«, sagte sie resignierend.
    »Ich bin Stuart Haydon von der Kriminalpolizei. Darf ich reinkommen?«
    Die Tür öffnete sich etwas weiter und enthüllte ein Gesicht mit bemerkenswert schönen Zügen und einem marmorweißen Teint.
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Nein, aber ich habe auch nicht die Absicht, irgend etwas zu suchen. Sie brauchen mich nicht einzulassen, aber ich glaube, sie sollten es tun.«
    »Dann kommen Sie schon, verdammt.«
    Die Tür wurde geöffnet, und Haydon trat in einen hellen, sonnigen Raum, dessen Fenster hinausgingen auf einen gepflegten Rasen. Dahinter war die Bayou zu sehen. Der Raum war in Gelb- und Grüntönen eingerichtet, mit gepflegten Grünpflanzen in Weidenkörben, die hier und da auf den Möbeln standen.
    Judith Croft schloß die Tür hinter Haydon und führte ihn zu einer Sitzgruppe, die aus einem Sofa und drei bequemen Sesseln bestand. Die Frau war groß und trug ein Hauskleid, gelb wie Teerosen, das bis zum Boden ging und so dünn war, daß es in der Helle des Raums fast durchsichtig wirkte. Während Haydon ihr folgte, sah er, daß sie nirgends am Körper von der Sonne gebräunt war. Er konnte sogar die Grübchen über den Hüften erkennen. Sie drehte sich um, war sich der Wirkung ihrer hohen Brüste mit den dunklen Brustwarzen bewußt, die man durch den dünnen Stoff erkennen konnte, und ließ sich auf einen der Sessel nieder, die mit weizenfarbigem Stoff bezogen waren. Haydons Blick fiel auf das dunkle Dreieck zwischen ihren Schenkeln, bevor sie die Falten des Hauskleids über dem Schoß zusammenzupfte.
    Sie deutete auf das Sofa. »Setzen Sie sich doch«, sagte sie ungeduldig.
    Er ließ sich ihr gegenüber nieder, während sie ein beschlagenes Glas mit einer Orangenscheibe auf Eis und
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