Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Spur

Kalte Spur

Titel: Kalte Spur
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
hinter uns«, sagte sie knapp und sah dabei Joe an.
    »Also, wer hat die Akte eigentlich im Keller gefunden?«, fragte er.
    »Ich.« Ihre Augen funkelten. »Cam hatte sie vielleicht zuvor schon in Händen, aber nicht begriffen, worauf er da gestoßen war. In dieser Hinsicht war er immer etwas langsam. Er war insgesamt ein ziemlich schwacher Typ und hat immer wieder Orientierung bei mir gesucht.«
    Joe ächzte. Im Rückblick erstaunte ihn das wenig. Wie schon vermutet, hatte Marie in ihrer Beziehung die Richtung angegeben.
    »Dann kamen die Verstümmelungen«, fuhr sie fort, »und
alle redeten nur noch davon. Uns gefiel, dass die Grundstückspreise sanken, aber wir hatten dennoch Sorge, uns die Timberline Ranch nicht leisten zu können. Damals begann ich, Cam darauf zu trimmen, Grundeigentümer abzuklappern und weitere Aufträge einzuwerben. Ich hab ihm kräftig Feuer unterm Hintern gemacht, denn hätten wir nur einen Hof an den Mann gebracht, hätten wir mit der Courtage die Timberline Ranch anzahlen können.«
    Beim Reden malte sie mit dem Zeigefinger unsichtbare Muster auf die Tischplatte.
    »Aber dann tauchte der arme alte Stuart Tanner mit seiner Akte auf. Wir hatten nicht erwartet, dass er die Bodenrechte recherchieren und das Gleiche herausfinden würde wie ich. Als Cam sagte, wir müssten den Kauf der Ranch vergessen und weiterziehen, spielte ich meine verdeckte Karte.«
    »Sie haben Eric angerufen«, warf Joe ein.
    »Richtig. Wir standen seit Jahren in Kontakt.« Sie schlug kokett den Blick nieder. »Er hatte sich in mich vergafft, für immer und ewig. Wir waren Jahre zuvor zusammen gewesen, was Cam nie erfahren hat. Auch nach der Trennung hat Eric mich weiter verehrt. Selbst als er krank wurde, hat er seine Gefühle für mich nicht verloren und gesagt, er würde alles für mich tun. Dann hat er wie ein Verrückter über seine Alien-Obsession gesprochen. Ich hab ihn stets reden lassen. Und als ich anrief und ihn um einen Gefallen bat, kam er. Eric und sein Kumpel Bob haben Tanner und Montegue erledigt. Eric hat das getan, um mir gefällig zu sein. Eigentlich nett, wenn man sich das klarmacht.«
    Joe spürte, wie sich ihm der Magen zusammenzog, blieb aber ruhig und stellte seine Fragen.
    »Warum haben die beiden Tuff Montegue ausgesucht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Der ist einfach aufgetaucht, nehm
ich an. Aber Eric war teuflisch gerissen. Er hat mir erzählt, sie hätten Montegues Ermordung absichtlich vermasselt. Sie haben ihn umgebracht, um die Aufmerksamkeit von Tanner abzulenken, und wie Sie wissen, ist dieser Plan aufgegangen. Die Arbeitsgruppe hätte die Ereignisse bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aus einem falschen Blickwinkel betrachtet, wenn Sie nicht gewesen wären.«
    Joe sagte nichts. Er dachte nach. Die meisten Teile des Puzzles waren nun doch an Ort und Stelle gerückt, aber es gab noch immer offene Fragen.
    »Cam wusste also nicht, dass sein Bruder in der Gegend war?«
    »Ich nehme an, er hat ihn in der Nähe vermutet. Einmal sagte er, da seine Eltern aufgekreuzt seien, wäre es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die ganze Familie wieder zusammenkomme. Vor dieser Aussicht graute ihm.«
    »War ihm klar, dass Sani Bob in einem Schuppen auf dem Grundstück lebte?«
    »Nicht einmal ich ahnte das. Ich dachte, er haust irgendwo in den Wäldern.«
    »Was ist mit Cams Eltern? Wusste er, dass sie kommen würden? Wussten Sie es?«
    Marie lachte bitter. »Ihr Auftauchen kam für mich so überraschend wie für Cam. Natürlich wusste ich, dass Bob käme, hatte aber keine Ahnung, dass die beiden ihn bringen würden. Der alte Clancy und seine Helen haben der Sache wirklich Drive gegeben.«
    »Haben Sie Eric gesagt, er soll seinen Bruder umbringen?«
    Marie reagierte entsetzt. »Natürlich nicht! Ich war schockiert, als Sie mir von den Ereignissen erzählten. Eric sollte Cam nur ins Gebet nehmen, weil mein Gatte ins Wanken gekommen war.«
    »Warum das?«

    »Weil Sie ihn kopfscheu gemacht hatten.« Sie lächelte Joe an. »Die Unterredung mit Ihnen im Büro hat ihn aufgerüttelt. Als er erfuhr, dass Sie mit dem Urkundsbeamten die Grundbucheinträge durchgegangen waren, sagte er, wir müssten die Sache vergessen. Aber ich wollte nicht aufgeben.«
    Joe fröstelte. Marie war erbarmungslos nüchtern und dabei erschreckend charmant. Der arme Cam hatte eine Frau geheiratet, die ihre Umgebung zu manipulieren liebte.
    »Dass Sie als Mittäterin infrage kämen, hatte ich nie erwogen«, bekannte Joe.
    »Da waren Sie nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher