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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Faber
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wahr, so verwirrend erschien ihm das alles. »Sie sollten jetzt gehen. Ihre Frau braucht Ruhe. Wir haben ihr ein Beruhigungsmittel gegeben. Kommen Sie morgen wieder.«
    Henrik nickte tapfer. Noch einmal nahm er Nataschas kühle Finger in die Hand, und für einen Augenblick glaubte er zu spüren, dass sie seine zärtliche Geste erwiderte. Ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit durchströmte ihn. »Danke, Herr Doktor … Traub«, sagte er und sah in die rätselhaften Augen des Arztes.
    *
    »Das hat sie geschrieben?« Sie ließ die Ausdrucke der E-Mails auf den Tisch fallen. » Die Pupille «, murmelte sie. »Wie albern. Ich hätte sie nicht für so töricht gehalten.«
    »Ich vermute, Frau Wende hat sich von der Neuen angegriffen gefühlt.«
    »Zu Recht! Aber wenn ich jedes Mal solche Botschaften verschicken würde, wenn ich mich angegriffen fühle, dann hätte ich nichts anderes mehr zu tun.«
    Gerhard Jäger räusperte sich. »Außerdem hat sie vermutlich ein Faible für … nun ja, für Frau Eusterbeck.«
    »Um Himmels willen. Die Geschichte scheint etwas aus dem Ruder gelaufen, Herr Jäger.« Sie fixierte ihn mit diesem steinernen Blick, aus dem er nicht schlau wurde, der ihn aber einst gezwungen hatte, heimlich die Seiten zu wechseln. Auf ihrer Seite zu stehen war immer die richtige Entscheidung. Denn wo sie war, war die Macht. Sie hatte sie alle in der Hand. Jeden. Nicht erst seit er ihr – inzwischen über viele Jahre – so gute Informationen beschaffte. Sie hatte einfach auch den absoluten Riecher. Und wo sie sich nicht sicher war – wie bei Eusterbeck –, da half sie nach. Ließ ihn nachhelfen. Er erinnerte sich gut an diesen Auftrag. Wir werden einen Neuzugang bekommen. Frau Dr. Eusterbeck. Eine sehr nette Kollegin, die neben Herrn Dr. Frey und Frau Dr. Wende als Staatssekretärin für uns arbeiten wird. Sehr kompetent. Außerdem führt sie eine vorbildliche Ehe. Gut, dass es da keine Probleme gibt. Wissen Sie, Jäger, wenn ihr Mann zum Beispiel eine Affäre hätte, dann könnte es durchaus sein, dass jemand, der darüber Bescheid weiß, das zu seinen Gunsten nutzt …« Und also hatte er eine kleine Affäre eingefädelt. Dass sie so schnell aufgeflogen war, damit hatte er nicht rechnen können. Der Sicherheitschef wand sich auf dem unbequemen Stuhl und prüfte unauffällig, ob das Mikrofon an seinem Ärmel abgeschaltet war. War es. »Eine Verkettung unglücklicher Zufälle«, erklärte er.
    »Wie damals, als Sie die Ritter-Sache geplant hatten?«
    »Das war etwas anderes. Da waren es äußere Umstände, mit denen niemand rechnen konnte.« Er sah auf. »Immerhin hat die Angelegenheit über zwanzig Jahre gehalten.«
    »Nur jetzt eben nicht mehr. Und ich erinnere mich vage, dass sie vor zehn Jahren schon einmal jemandem aufgefallen ist.«
    Sie spielte auf ihre eigene Rolle an, und Jäger wusste, dass sie ihn damit ewig in ihrer Gewalt haben würde. So viel konnte er gar nicht aus ihrem Privatleben und aus ihrer nebulösen Vergangenheit ausgraben, dass es die Macht des Geheimnisses aufzuwiegen imstande gewesen wäre, die ihr die Kenntnis der damaligen Vorgänge an die Hand gab. Außerdem gab es schlicht nichts auszugraben. Das hatte er so lange versucht, dass er begann, nicht mehr an seine eigene Devise zu glauben: Jeder Mensch hat ein Geheimnis. Sie hatte keines. Das hieß: Sie hatte eines, aber das war legal. Oder jedenfalls nicht völlig illegal. Sie wusste, wer damals hinter dem Mord an Ritter gestanden hatte. Und damit hatte sie auch ihn in der Hand. »Immerhin waren Sie es, die dahintergekommen ist«, sagte er und versuchte, seiner Stimme etwas Schmeichelndes zu verleihen. »Bei Ihnen ist ein Geheimnis so gut verwahrt, wie es nur sein kann.«
    »Da haben Sie recht, Herr Jäger. Und nichts würde ich weniger gerne tun, als es zu lüften. Deshalb ist mir sehr daran gelegen, dass es nicht von anderer Seite gelüftet wird. Denn sonst müsste ich handeln.«
    »Keine Sorge, wir haben für alles gesorgt. Sie wird es nicht verraten.« Er sah sie verschwörerisch an. Niemals würden sie klare Worte über das wechseln, was es bedeutete.
    »Aber ich darf mich darauf verlassen, dass Sie nichts Schlimmes getan haben oder vorhaben?«
    »Absolut. Ich wüsste gar nicht, was das sein könnte. Im Gegenteil, wir haben sie in die Charité bringen lassen. Der behandelnde Arzt ist der Bruder unseres Verwaltungschefs. Dr. Traub. Er hat sich schon hingebungsvoll um Frau Eusterbecks Vater gekümmert, als der seinen Unfall
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