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Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Kalte Macht: Thriller (German Edition)

Titel: Kalte Macht: Thriller (German Edition)
Autoren: Jan Faber
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wie ihr winzige Splitter ins Gesicht schossen, spürte auch, wie sich warme Feuchtigkeit zwischen ihren Beinen ausbreitete, riss reflexartig an ihrer festgefrorenen Hand, wo sich ein Stück Haut vom Daumenballen löste. Doch das spürte sie nicht. Die Hand war längst völlig taub. Der Schuss hallte in ihren Ohren nach. Und dann hörte sie es wieder: das Knacken von nachgebendem Eis. Wie ein Lichtblitz durchzuckte der Gedanke an Frank Wilhelms Worte ihren Kopf: Mit diesem Artikel sind so viele politische Morde verbunden, dass Sie auf ganz dünnes Eis geraten. Dünnes Eis.
    »Wenn Sie nicht erschossen wurden, sondern bei einem Unfall tragisch um Leben kamen, dann bringt das keine politischen Verwicklungen mit sich. Wirklich, ein Arrangement wie von unserer Wunschliste.« Ein weiterer Schuss zerriss die Luft. Vor Natascha brach die Eisscholle. Sie stolperte rückwärts und fiel, immer noch mit einer Hand fest mit dem Eis verbunden. »Lafrage!«, schrie sie in Panik. »Denken Sie doch an das Kind! Ich …« Das Eis unter ihr brach weg. Verzweifelt ruderte sie mit dem freien Arm, um mit dem Körper auf den sicheren Teil des Sees zu gelangen, an dem sie mit der Rechten klebte. »Ich bin schwanger!« Schon spürte sie, wie Wasser in ihre Schlittschuhe lief. Wie Hände, dachte sie. Wie Hände, die sie nach unten zogen. »Aber das wissen wir doch«, sagte Lafrage ruhig, während er ihrem Überlebenskampf aufmerksam zusah. »Und es tut uns auch ehrlich leid. Zumindest um das Kind.« Er hob die Schultern. »Vor allem für den Vater tut es uns leid.« Dann schoss er ein drittes Mal, und die Oberfläche des Sees brach auf ganzer Länge unter Nataschas Gewicht entzwei.
    *
    »Saubere Arbeit«, sagte Jäger und warf Staatssekretär Dr. Marcus Frey einen Papierstapel auf den Tisch: »Nofretete 061 08«.
    »Hat sie das geschrieben?«
    Jäger nickte. »Und – bis auf ein paar unwesentliche Details – hat sie die Sachlage verdammt gut erkannt.«
    »Und die richtigen Schlüsse daraus gezogen?« Frey fixierte mit seinem lauernden Blick das Schriftstück, als wäre es ein schlafendes Ungeheuer.
    »Die einzig richtigen. Sie mag ein Amateur sein. Aber sie ist ein verdammt guter Amateur.«
    »Verstehe. Immerhin: Dass sie es nach der geheimnisvollen Schönen genannt hat, das hat Stil, finden Sie nicht?«
    Jäger zuckte die Achseln und warf einen Blick auf sein Handy. Frey lachte. »Nun seien Sie nicht so deprimiert, Jäger!«, rief er. »Es ist doch alles in Ordnung. Sie sehen, es war gut, unsere amerikanischen Freunde um eine kleine Gefälligkeit zu bitten.«
    »Haben wir das?« Jäger sah ihm in die Augen, als könnte darin die Wahrheit liegen. Doch die Augen von Marcus Frey bargen nur verschiedene Formen der Lüge. Und nun heuchelten sie Souveränität. »Sicher«, sagte der Staatssekretär. »Wir haben die Amis darum gebeten, sich mal die Unterlagen unserer kleinen Freundin etwas genauer anzusehen, nachdem Frank Wilhelm sie so großzügig bei ihren Recherchen unterstützt hat. Und siehe da, sie schreibt über eine ägyptische Königin – und über eine sehr verwickelte Geschichte.«
    »In der wir beide auch vorkommen, Frey. Macht Ihnen das keine Sorgen?«
    »Wegen der Amis? Die wissen das doch längst. Ist ja letztlich alles in ihrem Auftrag so geschehen. Aber dank einer kleinen Amtshilfe von Lafrage und seinen Männern wussten wir praktisch, bevor sie den letzten Punkt gemacht hat, was Frau Eusterbeck da so zusammengeschmiert hat. Man kann mit Fug und Recht von einer Transatlantischen Allianz sprechen, Jäger.« Frey schenkte sich ein Glas Cognac ein, ein zweites für den Sicherheitschef und reichte es ihm. »Auf gute Kontakte, Jäger«, sagte er.
    Jäger nickte. »Auf gute Kontakte«, erwiderte er, auch wenn er dabei an etwas anderes dachte als Frey.
    *
    Dr. Stephanie Wende drückte die letzte Aspirin aus dem Blister. Sie spürte, dass eine Migräne im Anflug war. Eben hatte der Verwaltungschef Traub ihr Büro verlassen. Sie hasste diese Gespräche, in denen es nur um Dinge ging, die erledigt werden mussten. Endgültig erledigt. Finale Lösungen waren nicht ihr Ding, auch wenn sie im Grunde kein Problem damit hatte. Aber ihr Kollege Frey wusste, dass sie sich von endgültigen Maßnahmen unter Druck setzen ließ. Immer noch und immer wieder. Und Frey hatte seinen Spaß daran, sie leiden zu sehen. Während sie die Tablette mit einem Glas Wasser hinunterspülte, erschien Gerhard Jäger in der Tür. »Guten Tag, meine Liebe.«
    »Nennen
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