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Kalt

Kalt

Titel: Kalt
Autoren: Dean R. Koontz
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merkte, dass er ihren von den Nanomaschinen erzeugten Zwang teilte, nur das zu tun, was richtig war. » Abe r w enn wir es täten, würde das eine Menge Probleme lösen «, sagte er mit vor Kälte zitternder Stimme, die ihren sonoren Ton verloren hatte. » Zum Beispiel könnte die Polizei keine Leiche finden. «
    » Außerdem gäbe es kein Risiko mehr, dass er seine Geschäftspartner zu uns führt «, sagte Jilly.
    » Und er hätte keine Gelegenheit, sich selbst ein Spritze in den Arm zu jagen «, ergänzte Dylan.
    » Er würde nicht lange leiden «, sagte Lantern. » Innerhalb von zehn Minuten wäre er zu starr, um Schmerzen zu empfinden. Ein beinahe gnädiger Tod. «
    Erschrocken spürte Jilly mit der Zunge eine Eisschicht auf ihren Zähnen. » Aber wenn wir es tun «, sagte sie, » wird es uns sehr lange quälen, weil es nicht das Richtige ist. «
    » Doch «, sagte Shep.
    » Nein. «
    » Doch. «
    » Kleiner «, sagte Dylan, » es ist wirklich nicht richtig. «
    » Kalt. «
    » Nehmen wir Proctor wieder mit zurück, Kleiner. «
    » Kalt. «
    » Bring uns alle zurück zum Lake Tahoe. «
    » Kuchen. «
    Auf einmal wurde Jilly von Proctor an den Haaren gepackt. Er riss ihr den Kopf zurück, zerrte sie aus dem Kreis und nahm sie von hinten in den Würgegriff.
    Jilly fasste nach dem Arm ihres Angreifers und krallte sich in seine Hand, weil ihr klar war, dass er zudrücken würde, bis sie keine Luft mehr bekam und in Ohnmacht fiel. Sie musste sich also möglichst schnell von Proctor lösen, was wiederum hieß, dass sie sich irgendwohin falten musste.
    Ihre Fehlleistungen in der Kirche waren ihr noch in frischer Erinnerung. Hätten die Behörden spezielle Faltschülerscheine ausgestellt, dann hätte sie einen beantragen müssen. Eigentlic h w ollte sie sich auch nicht aus dem Würgegriff falten, nur um dann feststellen zu müssen, dass sie ihren Kopf zurückgelassen hatte, aber als ihr Blick sich trübte und Dunkelheit in ihre Augenwinkel floss, reiste sie von hier nach dort, wobei dort lediglich einen Meter hinter Proctors Rücken bedeutete.
    Als sie mit dem Kopf auf den Schultern ankam, wo er hingehörte, befand sie sich in einer perfekten Position, um Proctor in den Hintern zu treten, wie sie es sich wünschte, seit sie am Vorabend im Motel aus einem Chloroformnebel erwacht war.
    Bevor Jilly sich jedoch genug zusammengenommen hatte, um einen anständigen Tritt anbringen zu können, rempelte Dylan den Wissenschaftler hart an. Proctor glitt aus, stürzte zu Boden und schlug mit dem Kopf auf dem Eis auf. Vor Kälte zitternd, rollte er sich dort zu einer Kugel zusammen und flehte mit seiner üblichen Litanei um Gnade, indem er sich keuchend als schwachen, schlechten, schlimmen Menschen bezichtigte.
    Jilly konnte zwar wieder klar sehen, aber die arktische Kälte biss ihr in die Augen und ließ sie Tränen fließen, die auf den Wimpern sofort gefroren. » Schatz «, sagte sie zu Shepherd, » wir müssen hier weg. Bring uns alle zurück zum Lake Tahoe. «
    Shep trottete zu Proctor, hockte sich neben ihn – und dann waren die beiden verschwunden.
    » Kleiner! «, brüllte Dylan, als könnte er seinen Bruder zurückrufen.
    Der Ruf hallte nicht über die weite Eiswüste, sondern erstickte darin wie in einem Kissen.
    » Das macht mir jetzt aber wirklich Sorgen «, sagte Parish Lantern. Mit verschränkten Armen stampfte er umher, um seinen Kreislauf anzuregen, und ließ den Blick übers Eis schweifen, als vermutete er darin mehr Schrecken als in irgendwelchen Realitäten, die von Gehirnegeln bewohnt waren.
    Dylans unterkühlte Nebenhöhlen produzierten reichlich Schleim, der an seinem linken Nasenloch einen Miniatureiszapfen bildete.
    Wenige Sekunden, nachdem er sich anderswohin gefaltet hatte, kehrte Shep auch schon zurück, allerdings ohne den Wissenschaftler. » Kuchen «, sagte er.
    » Wo hast du ihn hingebracht, Schatz? «, fragte Jilly.
    » Kuchen. «
    » An eine andere Stelle hier draußen auf dem Eis? «
    » Kuchen. «
    » Er wird erfrieren, Kleiner «, sagte Dylan.
    » Kuchen. «
    » Wir müssen das Richtige tun, Schatz «, sagte Jilly.
    » Shep nicht «, sagte Shepherd.
    » Du auch, Schatz. Das Richtige. «
    Shepherd schüttelte den Kopf. » Shep darf ein bisschen böse sein «, sagte er.
    »Nein, ich glaube, das darfst du nicht, Kleiner«, sagte Dylan. »Nicht, ohne dass du nachher sehr darunter leidest.«
    »Kein Kuchen?«, fragte Shep.
    »Hier geht es nicht um Ku chen, Schatz. «
    » Shep darf ein winziges bisschen
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