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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze
Autoren: Tilde Michels
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bestimmt
herüberrudern«, stachelte ihn der Salamander weiter auf.
    »Soll nicht. Darf nicht! — Schaff sie mir vom
Leib!«
    Jetzt war der Salamander so weit, wie er sein
wollte.
    »Ist das ein Auftrag, großer Kulax? Soll ich
vielleicht...«
    »Du sollst!«
    »Und wenn ich sie dir vom Leib schaffe? Wenn sie
nicht aufs Weiße Riff kommen? — Was wird mein Lohn sein?«
    »Was will der Molch?«
    Der Salamander legte die Hände zierlich
aneinander und richtete sich auf. »Ich suche einen neuen Herrn, großer Kulax«,
sagte er. »Ich möchte einem Mächtigen dienen, der meine Klugheit, meine List,
meine Verschwiegenheit zu schätzen weiß.«
    Kulax’ kleiner Kopf versank wieder in dem
Quallenbauch, gerade so, als ob er hineinhorchen müsse, was der zu dem
Vorschlag des Salamanders zu sagen habe.
    Nach einer Denkpause tauchte er auf und
erklärte: »Kulax ist mächtig. Kulax weiß zu schätzen.«
    »Laß mich dein Vertrauter werden«, bat der
Feuersalamander. »Du wirst es nicht bereuen.«
    »Wollen sehn. Erst alles erledigen!« mümmelte
Kulax.
    Der Feuersalamander tänzelte und schwänzelte:
»Alles wird bestens nach deinen Wünschen erledigt, großer Kulax.«
    Dann schwamm er in höchster Eile in die Bucht
der gelben Muscheln zurück.
    Zu seiner Erleichterung lag der Strand leer und
still da. Quarro und Querro hatten die Zeit in der Sandhöhle verschlafen, und
Kalle Wirsch war noch nicht angekommen. Der Salamander kroch auf eine Düne und
ließ die Augen umherschweifen. Da bemerkte er einen dunklen Punkt am Himmel,
der sich rasch näherte.
    »Dort kommt sie schon, diese widerliche
Fledermaus«, murmelte er. Er kletterte und rutschte den Sandberg hinab und eilte
in die Höhle zu Quarro und Querro. »Aufwachen! Es ist so weit!«
    Quarro und Querro husteten und stöhnten
geräuschvoll und reckten sich, daß es knackte.
    »Leise!« zischte der Salamander sie an. »Ihr
verratet uns.«
    Er drängte sie in den hintersten Winkel der
Höhle. Für sich selbst suchte er einen Platz, von dem aus er die ganze Bucht
überschauen konnte. Zur Tarnung schaufelte er Sand über seinen gescheckten
Leib, nur der Kopf blieb frei.

1 2.
Kapitel

Überfall in
der Bucht der gelben Muscheln
     
    K alle Wirsch, Juke und Tutulla waren den Fußstapfen eine Weile
gefolgt. Je näher sie dem Meer kamen, desto undeutlicher wurden die Spuren. Ein
Wind hatte sich erhoben, der verwischte sie schließlich ganz.
    Tutulla erreichte die Bucht als erste und
überflog den Strand mit wachsamen Augen. Aber der kleine Salamanderkopf im Sand
entging ihr. Und nachdem sie nichts Verdächtiges entdeckt hatte, flog sie
zurück, um Kalle Wirsch und Juke zu holen.
    Beim Anblick des Meeres brach Juke in
wortreiches Entzücken aus. »Das Meer! Oh, das ist das Meer! Es übersteigt meine
Erwartung. Es ist über alle Maßen großartig, bewunderungswürdig, staunenswert,
unbeschreiblich, sensationell. Ich bin begeistert, geblendet, ich finde keine
Worte, bin sprachlos.«
    »Wenn du das sprachlos nennst!« spottete
Tutulla.
    Kalle Wirsch ließ Juke noch eine Weile
schwärmen, dann sagte er: »Wenn du dich gefaßt hast, Juke, müssen wir ans Werk
gehen.«
    Und Tutulla ergänzte: »Das Boot muß gebaut
werden.«
    »Das Boot, richtig, das Boot«, sagte Juke. »Wir
werden aufs Meer hinausfahren. Ich baue das Boot — sofort, sogleich.«
    »Holz liegt zum Glück genug herum«, sagte Kalle
Wirsch. Juke knotete seinen Rucksack auf, nahm eine Säge, einen Hammer und
Nägel heraus und breitete alles am Strand aus. Dann ging er los und suchte sich
geeignete Bretter, die als Strandgut angeschwemmt worden waren. Bald hatte er
einen großen Stapel von Brettern zusammengetragen.
    »Der Juke ist doch recht praktisch«, sagte
Tutulla zu Kalle Wirsch, »auch wenn er nebenbei spinnt.«
    Jukes ganze Aufmerksamkeit war jetzt von seinem
Schiffsbau in Anspruch genommen.
    »Wenn es euch nichts ausmacht, bitte, ich würde
das Boot gern alleine bauen«, sagte er. »Ich verstehe nämlich etwas davon. Dem
blinden Fährmann habe ich oft geholfen, seinen Kahn zu reparieren.«
    Tutulla, die ohnehin nicht helfen konnte, war
sofort einverstanden. Ausflüge bei Tag war sie nicht gewöhnt, und der lange
sonnige Weg hatte sie ermüdet. »Ich suche mir ein schattiges Astloch zum
Ausruhen«, erklärte sie.
    »Dann werde ich mittlerweile die Gegend
erkunden«, sagte Kalle Wirsch. »Ich will prüfen, ob wir den Rückweg abkürzen
können. Unterirdisch wäre mir lieber.«
    Tutulla und Kalle Wirsch entfernten
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