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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI
Autoren: Grafit
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Dose Ravioli aufwärmen. Der erste Mann, der zärtlich sein konnte. Und der dennoch männlich war. Und leidenschaftlich, o ja! Valentina dachte an die nächtlichen Treffen an warmen Sommerabenden im Kurpark Königsborn. Einmal hatten sie sich direkt unter der Halbkugel des Monopteros geliebt, diesem kleinen, kreisrunden Tempelchen mit den sechs Säulen, vor dem sich die Hochzeitspaare so gern knipsen ließen, wenn sie von der Trauung aus der Christuskirche herüberkamen.
    Es war Valentina zwar zuerst ein bisschen pietätlos vorgekommen, weil sie ein paar Jahre zuvor hier im Kurpark erst Sven und danach auch Ulf abgelegt hatte – aber dann hatte Klaus sie mit seinen Zärtlichkeiten zuerst auf andere Gedanken und dann fast um den Verstand gebracht.
    Die Nacht mit Klaus im Monopteros war zweifellos aufregend gewesen. Und doch: Hinterher blieb, wie stets, ein schales Gefühl. Es setzte spätestens ein, wenn er gegen Mitternacht hektisch wurde und sich mit einem »Ich muss los« verabschiedete.
    Auf der Leinwand erkannte Doris Day gerade, welch übles Doppelspiel Rock Hudson mit ihr getrieben hatte. Valentina erschrak, als sich jemand neben sie setzte, der nach Cool Water duftete.
    »Tut mir leid«, hauchte Klaus. »Ging nicht eher.«
    Ach, Klaus! Sie beugte sich zu ihm und küsste ihn.
    Dienstag, 14. Februar 2012
    Schon komisch. Jetzt wohnte sie seit acht Jahren in Unna – und war doch noch nie im Zentrum für Internationale Lichtkunst gewesen. Sie stand im ZIB, dem Zentrum für Information und Bildung , vor jener Tür, hinter der sie gleich mit den anderen Gästen in die ehemaligen Lagerräume der Lindenbrauerei hinabsteigen würde.
    Klaus’ Frau war irgendwo im Ausland. Aber es war auch egal, wo sie war. Klaus hatte sich von ihr getrennt. Er hatte es tatsächlich getan.
    Und nun stand er neben ihr. Hielt ihre Hand. Keine Versteckspiele mehr. Keine schnellen Nummern im Kurpark, keine hastigen Aufbrüche. Wobei, die Nummern im Kurpark, die könnte man doch beibehalten. Quasi als nostalgische Reminiszenz an alte Zeiten. Alles würde gut werden. Sie hatte es geschafft. Acht Jahre ohne Medikamente, dachte Valentina mit einem gewissen Stolz. Es hatte gutgetan. Na ja, nicht allen – aber ihr , ihr hatte es gutgetan, und das war ja wohl das Wichtigste.
    Sie sah zu Klaus hinauf, er erwiderte ihren Blick. Ein kurzes Lächeln nur, dann wurde sein Gesichtsausdruck wieder ernst. Valentina hatte Verständnis dafür. Er hatte doch so viel um die Ohren. Er stand dermaßen unter Druck. Wie viele Tote waren es inzwischen? Ich verliere langsam den Überblick, dachte Valentina. Merci – Sven und Erste-Hilfe-Ulf am Monopteros, Action-Dieter vor dem Filmcenter, Vorspielwürfel-Roger vor dem Eingang des Casinos – und, ja, Joachim auf dem Verlobungsstein im Kurpark, nur einen Steinwurf vom Monopteros entfernt. Valentina kannte die Inschrift auswendig: Setzt sich ein holdes Mägdelein / um Mitternacht, doch ganz allein, / ein Weilchen nur auf diesen Stein, / im selben Jahr wird Braut sie sein.
    Joachim, mein verklemmter Klempner, dachte Valentina etwas wehmütig. Eigentlich war Joachim ja nur ein Mittel für sie gewesen, um Klaus zu ärgern, und es hatte ihn deshalb außer der Reihe getroffen, am Muttertag, als er sie beim romantischen Mondscheinspaziergang im Kurpark mit einer Packung Mon Chéri und einem Heiratsantrag überraschte.
    Die Museumsführerin erschien und im selben Moment, in dem sie die Tür aufschloss, beugte sich Klaus zu Valentina herab und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Die nächste Installation heißt: Tunnel of Tears , der Tränentunnel«, sagte die junge Frau zwanzig Minuten später, als sie die Besucher in einen rot beleuchteten Raum führte, hinter dem ein blau beleuchteter lag.
    Sie spürte, wie Klaus nach ihrer Hand suchte.
    Die Führerin redete, aber Valentina verstand kein Wort. Tränentunnel, dachte sie nur immer wieder. Tränentunnel. Tränentunnel.
    Klaus’ Gesicht näherte sich ihrem. »Tut mir leid«, flüsterte er. Sie wankte der Gruppe hinterher in den blau beleuchteten Raum. Klaus fingerte schon wieder nach ihrer Hand, sie wehrte sich nicht.
    »Tut mir leid«, hauchte Klaus erneut. »Ich bin einfach noch nicht so weit. Ich kann sie nicht verlassen.«
    Valentina blieb stumm. Die Führerin redete. Die Gäste bestaunten den Tunnel of Tears .
    »Valentina«, flüsterte Klaus. »Das verstehst du doch? Wir könnten … ich meine, wir könnten uns doch trotzdem weiter … sehen.«
    Was Valentina sah, war
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