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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI
Autoren: Grafit
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ein dunkler Spalt am rechten Ende des blauen Raums. Sie nickte mechanisch.
    Die Besuchergruppe setzte sich langsam in Bewegung, verließ den blauen Raum, ging zurück in Richtung des roten Gewölbes. Niemand achtete auf das Paar, das da im Tränentunnel zurückblieb.
    Valentina griff nach seiner Hand und zog ihn ins Dunkle, das sich rechts am Ende des blau angestrahlten Raums auftat. Sie konnte spüren, wie sein Atem drängender wurde. Sie küsste ihn. »Mh …« flüsterte er. »Du schmeckst nach Schokolade …«
    »So magst du es doch«, wisperte sie.
    »Valentina«, murmelte er. »Wir können doch nicht …«
    Aber gegen ihre Hand an seinem Gürtel tat er nichts.
    »Keine Sorge, Liebster«, hauchte sie. »Es geht ganz schnell.«
    Klaus Rebers wurde erst ein halbes Jahr später gefunden – nahezu unversehrt. Was kein Wunder war, angesichts der guten Kühlung in den Kellerräumen, wie ein eigens hinzugezogener Rechtsmediziner aus Köln bei der Pressekonferenz der Polizei erklärte. Es gab natürlich ein enormes Rauschen im Blätterwald. Kein Wunder, das war ja auch die Sensation schlechthin: Ausgerechnet der leitende Ermittler in der längst berühmt-berüchtigten Unnaer Merci – Mordserie war selbst ermordet worden – nach dem Genuss eines Merci – Riegels, wie die Analyse des Mageninhalts ergeben hatte.
    Immerhin war der Unglückliche damit – wenngleich auf die denkbar makaberste Weise – von den Vorwürfen entlastet, die nach seinem Verschwinden die Runde gemacht hatten: dass er mit einer Jüngeren durchgebrannt sei. Dass er als Folge eines Burn-outs einfach abgetaucht sei.
    Ja, der arme Kerl war zwischenzeitlich sogar selbst als möglicher Merci- Killer in Verdacht geraten.
    Jetzt erlangte Klaus Rebers traurige Berühmtheit als das letzte Opfer der Mordserie. Zumindest in Unna.
    Donnerstag, 14. Februar 2013
    Valentina zündete die letzte Kerze an und schaute eine Weile gedankenverloren auf den festlich gedeckten Tisch.
    Doch, sie fühlte sich wohl hier in Iserlohn. Die Kolleginnen in der Physiotherapiepraxis, in der sie seit einem Dreivierteljahr arbeitete, waren nett. Und die Kollegen auch. Vor allem einer. Heiner.
    Heiner Kamphausen.
    Valentina lief ein Schauer über den Rücken beim Gedanken an Heiners schlanke Hände, mit denen er bei ihr bis jetzt noch jede Verkrampfung in wirklich jedem Körperteil gelöst hatte. Es flirrte und surrte zwischen ihnen, dass ihr die Knie weich wurden. Nur dass Heiner ihr bis jetzt noch nicht gestanden hatte, was er für sie empfand. Aber er war kurz davor. Ihre Pretty-Woman – DVD lag startbereit im Player, da ertönte Musik von draußen. Sie eilte zum Fenster und riss es auf.
    Und da war er, Heiner, dieser Mann, der sie so begehrte. Mit einem Strauß Rosen, den er in der Hand hielt, im Hof vor ihrem Fenster.
    Und aus dem Rekorder, den er mitgebracht hatte, schallte Udo Jürgens.
    Und Heiner, die Rosen zwischen den Zähnen, reichte Valentina die Geschenkpackung Merci , die er liebevoll mit einer selbst gebundenen Schleife verziert hatte.
    Und Udo sang »Merci, für die Stunden, Chérie …«
    Und Heiner wusste nicht, dass er in diesem Moment einen sehr, sehr großen Fehler gemacht hatte.

Aschermittwoch
    Am Aschermittwoch ist nicht nur laut dem entsprechenden Karnevalsschlager ›alles vorbei‹, es beginnt auch die Fastenzeit, mit der im christlichen Glauben an die vierzig Tage erinnert wird, die Jesus fastend in der Wüste verbrachte. Die Fastenzeit beginnt am sechsundvierzigsten Tag vor dem Ostersonntag – frühestens am 4. Februar und spätestens am 10. März – mit der Spendung des Asche kreuzes und endet am Karsamstag. Von einer seltsamen Affäre, die am Aschermittwoch ihren dramatischen Höhepunkt erreicht, erzählt Frank Göhre.

Frank Göhre
    Gut leben, früh sterben in Hamm
    Costa Lazakis fuhr den ersten VRL-Bus des Tages. Es war die Linie 4 und es war Mittwoch, der 22. Februar.
    Es war der Aschermittwoch.
    Die Gründung der Stadt lag auf den Tag genau 786 Jahre zurück, doch das wusste der auf Rhodos geborene und in Werl aufgewachsene Costa nicht. Und er wusste auch nicht, dass der Oberbürgermeister der Stadt aus eben diesem Anlass rund sechshundert Bürgerinnen und Bürger sowie zahlreiche Ehrengäste in das Kurhaus Bad Hamm geladen hatte und wie schon im Jahr zuvor in seiner Begrüßungsrede anmerken würde, wie gut es sich in der inzwischen rund 190.000 Einwohner großen Stadt am Hellweg leben lasse.
    Davon völlig unbelastet, lenkte Costa seinen Bus
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