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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
Autoren: Dirk van Den Boom
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Gefühle, das war gut zu erkennen. Stolz, Verzweiflung, aber auch Angst und Unsicherheit … und dann, noch bevor er den Mund öffnete, sah Volkert, dass Erminius sich zu einer Entscheidung durchgerungen hatte.
    »Ich selbst habe andere Aufgaben zu erledigen«, sagte der Anführer der Quaden langsam. »Mein älterer Sohn wird das Kommando über unsere Krieger übernehmen. Er ist mit römischen Gebräuchen durchaus vertraut, diente er doch fünf Jahre in den Grenztruppen bis …«
    »… bis wir Euch verraten und Euren König ermordet haben«, meinte Sedacius mit ruhiger Stimme. »Dann ist Euer Sohn desertiert und hat gegen unsere Truppen gekämpft.«
    Erminius lächelte. »Ihr führt das Kommando. Luvico, mein Sohn, wird darüber nicht begeistert sein, aber er wird Eure Befehle verstehen.«
    Der Quadenkönig winkte in die Dunkelheit. »Bringt Luvico und die Kundschafter.«
    Er sah Sedacius forschend an. »Wir beginnen sogleich?«
    Der Tribun hob seinen Becher. »Nicht, wenn Ihr davon noch etwas habt!«
    Erminius grinste.
        
     

3
     
    Adulis, so fand Oberbootsmann Köhler, war eine Reise wert. Obgleich ihr Fortkommen nicht unbeschwerlich gewesen war, hatte sich die lange Fahrt trotz ihrer Erlebnisse in Alexandria als weitgehend ereignislos erwiesen. Köhler war darüber nicht traurig. Alexandria hatte ihnen nur allzu eindringlich vor Augen geführt, welche Mächte auch im Verborgenen gegen sie gerichtet waren. Noch wusste niemand, wie gut ihre Gegner tatsächlich organisiert waren – oder wer eigentlich genau dazugehörte. Dass der abtrünnige Offizier von Klasewitz nach seiner gescheiterten Meuterei ihr erbitterter Feind geworden war, gehörte nicht zu den großen Überraschungen. Aber wie tief der Widerstand gegen den Einfluss der Zeitreisenden tatsächlich in der imperialen Machthierarchie verwurzelt war, konnte man letztlich nur erahnen.
    Hier, außerhalb des unmittelbaren römischen Herrschaftsbereichs, stellte sich die Situation etwas anders dar – möglicherweise einfacher, vielleicht aber auch komplizierter. Adulis war das ökonomische Zentrum des Reiches Aksum, des Vorgängerstaates dessen, was Köhler aus seiner Zeit als das Kaiserreich Äthiopien kannte, zu dem das Deutsche Reich durchaus freundschaftliche diplomatische Beziehungen pflegte. Neben der Hauptstadt Aksum selbst war Adulis zudem das zweite große urbane Zentrum des nordafrikanischen Reiches, das sich, wenn Köhler sich an die historischen Lektionen Rheinbergs richtig erinnerte, kurz vor dem Erreichen seines Zenits befand. Seine Sonderstellung als christliches Reich eigener Prägung war dabei noch gar nicht von so zentraler Bedeutung. Das römische Nordafrika war zu dieser Zeit ebenfalls weitgehend christianisiert. Den Islam als große, konkurrierende Weltreligion gab es zu dieser Zeit noch nicht.
    Der Hafen von Adulis war natürlich bei Weitem nicht so groß wie der von Alexandria. Doch der Küstensegler, den sie im römischen Clysma nach der Flussfahrt von Alexandria bestiegen hatten, musste sich seine Anlegestelle relativ mühsam suchen. Von hier wurde fast der gesamte Handel Aksums, hinein und heraus, abgewickelt. Die langen Kaimauern waren aufgrund der zahlreichen Schiffe kaum auszumachen. Es herrschte reges Treiben im Hafenbecken und der Lärm eines stark frequentierten Umschlagplatzes war schon in der Einfahrt deutlich vernehmbar. Ihr Kapitän, ein graubärtiger Seemann mit langjähriger Erfahrung, kannte nach eigenem Bekunden Adulis gut, sodass Köhler damit zufrieden war, ihm die nautischen Details gänzlich zu überlassen.
    »Beeindruckend, oder?« Unbemerkt waren Behrens und Africanus neben ihn getreten. »Hier gibt es eine ganz neue Welt zu entdecken«, meinte der Infanterist. »Wie es wohl noch weiter im Osten aussieht? Oder im Süden? Wir machen uns von unserer Welt zu dieser Zeit noch gar keine rechte Vorstellung.«
    »Es gibt noch viel zu erforschen«, stimmte Köhler ihm zu. »Und wir stecken ja offenbar gerade mittendrin. Africanus, wie sieht unser nächster Schritt aus?«
    Der Trierarch hielt eine Pergamentrolle in den Händen. »Dies ist das Geleitschreiben des Statthalters von Ägypten. Mit dem werden wir uns bei Josephus Diderius Latius melden. Er ist so etwas Ähnliches wie der ständige Gesandte Roms in Adulis. Seine Hauptaufgabe gilt zwar eher dem Handel, weniger der Politik, aber er kennt sich aus und wird uns den Kontakt zur aksumitischen Regierung vermitteln können. Außerdem kann er uns helfen, den
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