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Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen

Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen

Titel: Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
Autoren: J. Dankert
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einfach schweifen, huschte in Erinnerungen hin und her, lächelte immer mal wieder leicht und genoss einfach nur den Moment. Hinter mir regte sich Robin, seufzte leise in meinen Nacken und zog mich fester an sich.
    „Bist du wach?“, fragte ich leise.
    „Mehr oder weniger“, nuschelte er und küsste meinen Haaransatz.
    „Kannst du dich noch an deinen letzten Schultag erinnern?“, fragte ich lächelnd und küsste zärtlich dessen Fingerspitzen.
    „Uff … das ist schon ewig her. Lass mich mal nachdenken.“ Robin streichelte mit der Nasenspitze über meinen Nacken. „Dan hatte an dem Tag den ersten und letzten Sex mit einem Mädchen. Er wollte seinen Eltern gefallen. Aber das ging praktisch in die Hose. Und ich … hm, ich wollte nur da raus. Ich kam mit meinen Mitschülern nicht so ganz zurecht. Im Gegensatz zu Dan habe ich mich nie versteckt. Ich war immer offen schwul. Hat mir mehr als eine blutige Nase eingebracht. Aber ich habs immer weggesteckt. Mir war die Meinung anderer immer egal. Warum fragst du mich das?“, wollte er leise wissen.
    Einen Moment schwieg ich, genoss mit geschlossenen Augen sein Streicheln. „Ich war ein Mauerblümchen. All die Jahre hinweg habe ich mich erfolgreich unsichtbar gemacht. An meinem letzten Schultag habe ich festgestellt, dass ich nichts erlebt hatte. Ich habe nie geschwänzt oder abgeschrieben, nie geraucht, nie gespickt.“
    „Du warst eben anständig“, murmelte Robin in mein Haar.
    „Oder langweilig. Das kannst du nennen, wie du willst.“
    Leise lachte mein Freund. „Nein. Anständig. Jake, alles, was du eben aufgezählt hast, ist nichts, worauf man stolz sein müsste. Also kannst du stolz sein, dass du es nie getan hast.“
    „Süß gesagt, Schatz, aber ich nenne es langweilig. Ich saß in meinem Schneckenhaus und habe gewartet. Ich wusste nie so genau, auf was. Vermutlich einfach nur auf das Ende. Ich war nie wie die anderen. Ich habe auch nie in der Schule rumgemacht.“ Ich lachte leicht. „Na ja, was vielleicht auch daran lag, dass mich niemand wollte.“
    „Die waren alle blind“, sagte Robin leise.
    „Nein. So wie ich damals ausgesehen habe, war es kein Wunder. So hättest du mich auch nicht genommen.“
    „Sagt wer?“
    „Na ich.“
    „Und woher weißt du das?“, fragte Robin amüsiert.
    „Ich weiß es nicht. Aber ich nehme es an. Du hast mich auch nicht gesehen. An dem Tag, als ich erfuhr, dass ihr zwei schwul seid, sagtest du, dass du nicht über mich nachgedacht hast. Also hast du mich auch nicht gesehen.“
    „Sieh mich mal an.“
    Ich hob überrascht die Augenbrauen und drehte mich um.
    „Wie lange kannten dich deine Mitschüler?“, fragte er.
    „Ähm … na ja, meine gesamte Schulzeit über.“
    „Und wie lange kennst du mich jetzt?“
    Ich lächelte. „Genau neununddreißig Tage.“
    Amüsiert lachte Robin. „Siehst du. Und ich habe etwa anderthalb Wochen gebraucht, um zu erkennen, wie süß du bist. Wobei, das hatte ich schon vorher erkannt. Jake, wären wir zusammen zur Schule gegangen, hätte ich dich gesehen. Das schwöre ich dir.“
    Gerührt lächelte ich und küsste ihn sanft. „Das ist lieb.“ Ich kuschelte mich in dessen Arme. „Also … worauf ich eigentlich hinaus wollte bei der langen Rede … ich hatte mir am letzten Schultag etwas geschworen. Ich konnte viele Dinge nicht mehr nachholen und andere wollte ich auch nicht nachholen, wie das rauchen, aber … eines gab es.“
    „Deine Jungfräulichkeit“, sagte Robin.
    „Genau.“ Ich schaute ihm wieder in die Augen.
    „Die hast du verloren. Sie hieß Madeleine“, grinste er.
    „Na ja, das kann man jetzt auch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Als ich mit Madeleine geschlafen habe, dachte ich auch noch, ich sei hetero. Aber das bin ich nicht. Ich bin schwul. Und ich bin Jungfrau.“ Aufgeregt biss ich mir auf die Lippe. Lange sahen wir uns in die Augen. „Ich möchte mit dir schlafen, Robin“, flüsterte ich.
    Langsam nickte mein Freund. „Ja, das hab ich mir schon gedacht.“
    Bei seinen Worten bekam ich Bauchschmerzen. „Wenn … wenn du nicht willst, dann ...“
    Robin legte mir seinen Finger auf den Mund.
    „Schhht …“, wisperte er. Seine Nase streichelte über meine, seine Lippen streiften meinen Mund. „Ich hätte nicht gedacht, dass diese Ausdrucksweise mal gut klingt.“
    „Welche Ausdru – oh, ich kanns auch umformulieren“, grinste ich frech.
    In seinen Augen funkelte es, als er sich langsam auf mich legte. „Ach ja?“
    Verspielt
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