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Julia-Weihnachten Band 24

Julia-Weihnachten Band 24

Titel: Julia-Weihnachten Band 24
Autoren: JACQUELINE DIAMOND HEIDI BETTS JILL SHALVIS
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durchschauen. Wutentbrannt schnitt sie die Tomaten weiter.
    „Und?“, fragte er nach einer Weile.
    „Was ‚und‘?“
    „Wirst du mich gleich mit dem Messer da erstechen, oder verzeihst du mir?“
    Was bildete er sich eigentlich ein? Klar war es kein schöner Charakterzug, nachtragend zu sein, aber trotzdem …
    Leider musste sie wohl oder übel damit leben, dass Tom ein Kind hatte, ganz egal, wie betrogen sie sich deswegen fühlte. Schon allein dem Jungen zuliebe. Er konnte ja schließlich nichts dafür. Aber Tom verzeihen, dass er ein Kind mit einer anderen Frau hatte? Nein, das war wirklich zu viel verlangt!
    „Freu dich, dass du noch am Leben bist“, antwortete sie wütend. „Fordere dein Schicksal lieber nicht heraus.“
    Tom brach in schallendes Gelächter aus. Am Anfang ihrer Freundschaft war er so ernst gewesen, dass sie sich sogar jetzt insgeheim über sein Lachen freute.
    Sie konnte sich noch genau daran erinnern, wie er als Sechzehnjähriger an einem regnerischen Herbstabend völlig durchnässt und verzweifelt an Grannys Hintertür geklopft hatte, da sein betrunkener Vater ihn nach einem Streit hinausgeworfen hatte.
    Grandpa Ewell war damals noch nicht lange tot gewesen, und Marnie und die zweiundsechzigjährige Jolene hatten sich in dem leeren Haus ganz verloren gefühlt.
    Ein Blick auf die nasse Elendsgestalt vor der Tür, und Granny holte Tom sofort ins Haus und nahm ihn unter ihre Fittiche. Sie war so fassungslos über die Grausamkeit von Toms Vater, dass sie ihm kurz entschlossen anbot, bei ihnen einzuziehen und als Gegenleistung auf der Farm auszuhelfen. Tom hatte die Chance dankbar ergriffen.
    Seine Vitalität hatte Wärme ins Haus gebracht, genau das, was die beiden Frauen damals gebraucht hatten.
    Als Marnie mit dem Salat fertig war, stellte sie fest, dass die Lasagne vermutlich noch eine halbe Stunde brauchen würde. „Ich sehe mal nach Granny“, sagte sie.
    Eigentlich wollte sie damit signalisieren, dass sie mit ihrer Großmutter allein sein wollte, doch Tom ignorierte ihren Wink. „Gute Idee! Ich wollte sowieso möglichst viel Zeit mit ihr verbringen.“
    „Wenn es ihr wirklich so schlecht geht, wie du sagst, sollten wir lieber nicht zusammen reingehen.“
    „Je mehr, desto besser die Stimmung, oder?“, erwiderte Tom mit gespielter Unschuld.
    „Willst du mir eigentlich jedes Mal widersprechen, wenn ich etwas sage?“, fragte Marnie erbost.
    „Wer, ich?“
    Marnie seufzte genervt auf. „Lass uns nicht vor ihr streiten, okay?“, sagte sie.
    „Ich bin nicht derjenige, der sich hier streitet.“ Toms Blick war so intensiv, dass Marnie sofort wieder Herzklopfen bekam. Rasch drehte sie sich um.
    „Nicht streiten“, mischte Cody sich vom Tisch aus ein. „Seid doch Freunde!“
    „Ganz der künftige Diplomat.“ Tom nahm seinem Sohn den leeren Becher aus der Hand und nahm ihn auf den Arm.
    Als er den jauchzenden Jungen in die Luft warf, wirkten die beiden so harmonisch, dass Marnie sie am liebsten gefilmt hätte. So hatte sie sich das Familienleben mit Tom immer vorgestellt.
    Marnie war so fasziniert von dem Anblick, dass sie ihre Wut für einen Augenblick komplett vergaß. Sie freute sich einfach, dass Tom endlich die Freuden der Vaterschaft entdeckt hatte, ganz egal, auf welchem Wege.
    Ob er sich auch sonst verändert hatte? Um das zu beurteilen, musste sie erst mehr über seine Beziehung zu Codys Mutter wissen.
    „Spielt ihr zwei ruhig weiter“, sagte sie. „Ich werfe schon mal einen Blick in Grannys Zimmer.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ sie die Küche. Sie sehnte sich danach, endlich allein zu sein, um die vielen Neuigkeiten verarbeiten zu können: den Schock darüber, dass Tom einen Sohn hatte, ihre eigenen unerwartet starken Gefühle für ihn und die Tatsache, dass er sich anscheinend verändert hatte.
    Sie nahm sich vor, mit ihrer Großmutter darüber zu reden, aber die hatte immer einen solchen Narren an Tom gefressen, dass Marnie nicht mit einer objektiven Meinung über ihn rechnen konnte. Immerhin kannte sie ihn besser als jeder andere.
    Jolene war vor einigen Jahren in das ehemalige Arbeitszimmer ihres Mannes im Erdgeschoss gezogen, von wo man einen guten Überblick über alles hatte, was auf dem Hof passierte und wer im Haus ein und aus ging. Die perfekte Kommandozentrale also. Krankes Herz hin oder her, diese Weihnachten würde Jolene bestimmt die Chance nutzen, ihre endlich mal wieder um sie versammelte Sippe nach Herzenslust
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