Julia-Weihnachten Band 24
dann küsste er sie. Marnie wusste genau, dass sie ihn eigentlich davon abhalten sollte, aber sie brauchte es so sehr.
Seine Schultern fühlten sich herrlich muskulös an. Als sich ihre Zungen berührten, hörte sie ihn scharf einatmen.
Was soll’s, in wenigen Tagen würden er und Cody sowieso zurück nach Italien gehen und ihr Leben weiterleben – ohne sie. Warum also nicht einfach die Arme um seinen Hals legen und seinen Kuss zumindest halbwegs erwidern? Dann hätte sie hinterher zumindest eine schöne Erinnerung.
Marnie hatte ihre Gefühle für Tom so lange verdrängt, dass sie von ihrer Intensität ganz überwältigt war. Sie hatte total vergessen, dass Liebe nicht nur aus Schmerz und Enttäuschung bestand, sondern auch aus Glück.
Aber nach einem wundervollen, langen Kuss gewann ihre Vernunft doch die Oberhand, und sie machten sich widerstrebend voneinander los. „Das war sehr schön“, sagte er. „Findest du nicht?“
Marnie wollte nicht lügen. „Doch. Aber mehr wird zwischen uns nicht laufen.“
„Bist du dir da sicher?“ Ein Schatten glitt über sein Gesicht. „Wird es nicht allmählich Zeit, unseren Streit zu begraben, Marnie? Unsere Beziehung war etwas ganz Besonderes. Ich möchte das wiederhaben.“
„Ist es nicht ein bisschen zu spät für Reue?“ Marnie zog eine Serviette glatt, die sie vor dem Kuss zerknüllt hatte.
„Du bist einfach zu stolz, um mich zu fragen, oder?“
„Was fragen?“ Marnie wusste zwar, was er damit meinte, wollte es jedoch nicht zugeben.
Schließlich hatte sie ihren Stolz schon einmal heruntergeschluckt – damals, als sie Tom gebeten hatte, seinen Standpunkt zum Thema Kinder noch einmal zu überdenken. Sie hatte ihm zwei Jahre Zeit gegeben und immer wieder versucht, ihm ihre starke Sehnsucht nach einem Kind zu vermitteln.
Doch mit ihrem Drängen hatte sie schließlich das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich bezwecken wollte. Je öfter sie das Thema ansprach, desto größer wurde sein Widerstand. Irgendwann waren sie an einem Punkt angelangt, an dem die Atmosphäre in ihrer Wohnung in Stockholm so eisig geworden war, dass sie es einfach nicht länger hatte ertragen können.
Doch das Schlimmste war, dass einer anderen offensichtlich gelungen war, woran sie gescheitert war. Und das schon kurze Zeit nach ihrer Trennung!
Marnie presste die Lippen zusammen. „Das Essen ist fertig“, sagte sie und legte die Baguettescheiben auf eine Servierplatte.
„Marnie, hör doch endlich damit auf, dich so zu quälen!“, sagte Tom und ging wieder auf sie zu. „Ich erzähle dir gern von Elise, wenn du mehr über sie erfahren willst.“
Da Tom ihr damit entgegenkam, beschloss sie, ebenfalls ein Stück auf ihn zuzukommen. „Na schön. Ehrlich gesagt brenne ich darauf, alles zu erfahren.“
Erleichtert legte Tom seine Stirn gegen ihre. „Danke“, sagte er.
„Wofür?“
„Dass du das zugegeben hast.“
„Es fiel mir nicht gerade leicht.“
„Wir sind beide ganz schön stur, oder?“, fragte er.
„Fast so starrköpfig wie meine Großmutter“, stimmte sie zu.
„Echt? So schlimm?“
Plötzlich mussten sie beide lachen. Marnie spürte, wie ihre innere Anspannung etwas nachließ. Bereitwillig ließ sie sich von Tom zu einem Stuhl führen.
„Kurz nachdem du mich verlassen hast …“, Tom räusperte sich verlegen, „… habe ich eine Verkäuferin kennengelernt. Elise war total lebenslustig und flirtete gern. Sie hat mir versichert, dass sie nicht an einer ernsthaften Beziehung interessiert ist.“
„Wie sah sie aus?“
„Sie hatte blonde Zöpfe und graue Augen.“
„Eher der ländliche Typ? Oder sinnlich?“
„Irgendetwas dazwischen.“
„So etwas gibt es nicht!“, brauste Marnie auf. „Drück dich gefälligst etwas genauer aus.“
Toms Mundwinkel zuckten. „Was willst du denn alles wissen? Größe, Gewicht und Handschuhgröße?“
„Letzteres kannst du gern auslassen.“
„Sie war größer und schwerer als du und sah dir in keinerlei Hinsicht ähnlich.“
Marnie hatte keine Ahnung, was sie von dieser Bemerkung halten sollte. „War sie etwa hässlich?“, fragte sie.
„Nein, ziemlich hübsch sogar. Willst du noch mehr Details erfahren, oder kann ich langsam zum eigentlichen Punkt kommen?“
„Nein, ist schon okay.“ Falls Tom mit Elise durch das zauberhafte Stockholm spazieren gegangen oder mit ihr Straßencafés oder das Königliche Ballett besucht hatte, wollte sie das gar nicht wissen.
Das waren nämlich alles Dinge,
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