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Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie

Titel: Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie
Autoren: Ilia Milstein , Dmitri Popov
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Beamten hätten die Machtspitze verlassen, nachdem sie »10,2 Milliarden Griwna ergaunert hatten … und diese Summe an Griwna entspricht in Geldscheinen mehr als 100 Tonnen Geld. Für deren Transport müssen ganze Züge gebaut werden … sie haben 60 Dollar pro Sekunde gestohlen und sich dabei keine Pause für Schlaf, Essen oder Urlaub gegönnt.«
    Es war sicher ein schwerer politischer und menschlicher Fehler gewesen, sich in dieser Weise über den größten Konkurrenten auszulassen. Unabhängig davon, ob er gut oder schlecht, ein pathologischer Dieb oder ein gewöhnlicher ukrainischer Beamter ist.
    Julia Timoschenko vorzuwerfen, dass sie sich wie niemand sonst Feinde macht und über sie mit derselben Kraft und Leidenschaft herzieht, mit der sie auch die revolutionären Massen auf den Maidan geführt hat, ist übrigens sinnlos. Nähme man ihr auch nur einen Tropfen ihres Temperaments und der Fähigkeit, ungezügelt zu lieben und zu hassen, dann wäre sie ein völlig anderer Mensch. Dann würde sie ein anderes, beschaulicheres Leben führen, ohne diese sinnlosen Aufstiege und Abstürze, ohne Kabinettsbildungen und Gefängnisaufenthalte, ohne Triumphe und Katastrophen. Der Charakter diktiert den Stil des politischen Umgangs – daran ist nichts zu ändern. Wer sich ihr entgegenstellt, ist unweigerlich dumm, und das nur im besten Fall. Im schlimmsten Fall ist er ein Schuft und Verbrecher. Timoschenkos Unerbittlichkeit im täglichen »Faustkampf« gegen ihre Konkurrenten führt in der Folge auf der Gegenseite zur Feindseligkeit. Ihre Konkurrenten werden zu Feinden und bilden eine Art »Klub der Timoschenko-Hasser«; unablässig füllen sich seine Reihen, und es stoßen die unterschiedlichsten Menschen zu diesem Klub, die sich manchmal nur in einem einig sind: in ihrer Ablehnung gegenüber Lady Ju. In der Art von Viktor Juschtschenko und Viktor Janukowitsch.
    Zu diesem Thema äußerte der Politologe Dmitri Wydrin, dass Timoschenko »das grundlegende Prinzip verletzt habe, das die Ukraine von Russland unterscheidet«, denn »die ukrainische Elite hat nie die Brücken abgerissen, sondern Wege zu einem Dialog sowie Möglichkeiten für Kompromisse und Allianzen offengehalten … Das tat sie unwillkürlich.« Die Wurzel des Übels sah der Politologe in ihrer provinziellen Herkunft, weil sie »nicht das fühlt, was eine Frau mit der Muttermilch einsaugt, wenn sie in einer Kiewer Professorenfamilie aufwächst. Da hatte sie Pech. Das ist keine Schuld, sondern eine Tragödie. Sie hat nicht verstanden, dass Männer zwischen den Begriffen »Beleidigung« und »Erniedrigung« unterscheiden. Eine Beleidigung kann man wiedergutmachen: durch Blut, durch Geld, durch Sex zu guter Letzt. Eine Erniedrigung ist durch nichts wiedergutzumachen … Ich habe zu ihr gesagt: ›Julia Wladimirowna, schlagen Sie ihnen ins Gesicht, aber spucken Sie niemandem ins Gesicht.‹ Sie hat einem ganzen Haufen von Männern ins Gesicht gespuckt.«
    Über die Last der provinziellen Herkunft, die ihr angeblich einen lebenslangen Stempel aufgedrückt hat, lässt sich gewiss streiten: Manchmal wachsen auch in intelligenten Familien Raufbolde heran – und Bauernfamilien bringen intelligente Menschen hervor. Dmitri Wydrin hat jedoch mit etwas anderem unzweifelhaft recht: Brücken abreißen und mit Gegnern abrechnen – darauf versteht sich Timoschenko bestens. Doch für das Volk, die Wähler und ihre geliebten Provinzomas, die ihr ihre Stimme geben, ist sie eine ganz andere. Hier bemüht sie sich, weich und mitfühlend, zu überzeugen und nicht zu beleidigen. In der Politik nennt man so etwas auch »Populismus«, und dennoch gibt es keinen Zweifel, dass Julia Timoschenko in ihren Liebesbezeugungen genauso aufrichtig ist wie in ihren Hassausbrüchen.
    Als sie in das Amt des Ministerpräsidenten zurückgekehrt war, stellte sie sich eine weitere Aufgabe, die wichtigste: Ihr Posten sollte als Sprungbrett für die bevorstehenden Präsidentenwahlen dienen. Zu diesem Zweck bestätigte ihr Kabinett im Januar 2008 das Programmprojekt mit dem unzweideutigen Namen »Ukrainischer Durchbruch: Für die Menschen, aber nicht für die Politiker«. Zu diesem Zweck kämpfte sie erbittert für die Einlösung ihres Wahlversprechens: den Anlegern der Sberbank, die zusammen mit der unzerstörbaren UdSSR bankrottgegangen war, »Julias Tausender« zurückzuzahlen – in der Verrechnung 2 Griwna = 1 sowjetischer Rubel. Zu diesem Zweck enthielt sie sich fast jeglichen Kommentars zu dem
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