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Julia Sommerliebe 0020

Julia Sommerliebe 0020

Titel: Julia Sommerliebe 0020
Autoren: Fiona Hood-Stuart , MARGARET MCDONAGH , Nicola Marsh
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Kommando. Als er Hilfsteams bildete und Anweisungen gab, wurde seine ruhige Autorität von niemandem infrage gestellt.
    „Mir ist bewusst, wie niederschmetternd die Lage wirkt. Aber wir müssen einfach mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln tun, was wir können“, sagte er. „Bis zu zweihundert Menschen sind verletzt und sitzen in den Trümmern fest, es wird also einen ganzen Tag oder länger dauern, bis alle gefunden und befreit sind. Weiteres medizinisches Personal ist auf dem Weg, doch die ersten Verletzten brauchen schon jetzt unsere Hilfe.“
    Energisch fuhr er fort: „Achten Sie besonders auf Menschen, die unter Schock stehen, innere Verletzungen oder Wunden am Kopf haben. Sind Sie sich unsicher oder haben Bedenken, fragen Sie nach. Auch um die Verletzten, bei denen keine Hoffnung mehr besteht, werden wir uns kümmern, aber wir sollten unsere Kräfte jetzt auf die Menschen konzentrieren, die noch eine Überlebenschance haben. Die Schwerverletzten werden mit dem Hubschrauber zum Festland gebracht.“ Er gab noch einige weitere Anweisungen und gab den anderen Gelegenheit, Fragen zu stellen. Da nichts mehr zu klären war, nickte er ernst. „Gut. Dann also los.“
    Alle wandten sich den ihnen übertragenen Aufgaben zu. Gina arbeitete mit Seb zusammen. Sie konnte es noch immer nicht fassen, dass er Arzt war und es ihr nie erzählt hatte. Und er hatte durchaus Gelegenheit dazu gehabt. Was er ihr wohl außerdem noch alles verheimlicht hatte? Konnte sie ihm überhaupt vertrauen? Gina gab sich einen Ruck und versuchte, die quälenden Gedanken zu vertreiben. Sie wurde gebraucht und durfte die bedürftigen Menschen nicht enttäuschen. Der richtige Zeitpunkt, um Antworten von Seb zu bekommen, kam sicher noch.
    Sie bereitete chirurgische Instrumente vor, Medikamente, Sauerstoff, Verbandszeug und weitere Gegenstände zur medizinischen Versorgung, sodass bei Bedarf alles zur Hand sein würde. Nachdem sie und Seb sich OP-Kleidung übergestreift hatten, nahm Gina zwei Paar Handschuhe und reichte ihm eins davon.
    „Es ist lange her, dass ich so etwas getan habe“, sagte er leise, während er sich die Handschuhe anzog. Seine Verletzlichkeit überraschte Gina. „Hoffen wir für die Patienten, dass ich meiner Aufgabe gerecht werden kann – und dass meine Hände durchhalten.“
    Obwohl Gina versuchte, sich innerlich von ihm zu distanzieren, machte sie sich nun Sorgen. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, wurde der erste schwerverletzte Patient zu ihnen gebracht: ein bewusstloser Mann mit einer Schädelfraktur, gebrochener Schulter und Verletzungen an der Brust.
    Es folgte ein schier endloser Strom von Verletzten, die aus den Trümmern geborgen wurden. Wie Seb vermutet hatte, hatten sie vor allem Quetschungen, Brüche und tiefe Fleischwunden. Er musste schwere Entscheidungen fällen und manchmal sogar amputieren, um das Leben eines Menschen zu retten.
    Die Expertenteams trafen schließlich ein und brachten weitere Ausrüstung und Material zur medizinischen Versorgung mit. Die Stunden vergingen, während Gina und Seb Seite an Seite arbeiteten. Mehr als einmal übernahm Gina instinktiv schwierigere Aufgaben, um Seb zu helfen. Jeder einzelne Fall erschütterte sie. Am schlimmsten waren aber die verletzten, verängstigten Kinder; es brach Gina fast das Herz.
    Zutiefst erschöpft zog sie sich zwischen den Behandlungen frische Handschuhe an, trank einen Schluck Wasser und blickte zu Seb hinüber. Sie hatte im Verlauf der Jahre mit vielen verschiedenen Ärzten zusammengearbeitet, doch er war der Beste von allen. Obwohl er seine Hände nur eingeschränkt benutzen konnte, waren seine außerordentlichen Fähigkeiten unverkennbar. Er war mitfühlend, er arbeitete ruhig und sorgfältig.
    Seb hatte gesagt, dass er so etwas lange nicht mehr getan hatte. In welchem medizinischen Bereich hatte er dann wohl gearbeitet? Aufmerksam beobachtete Gina, wie er probeweise die Finger bewegte und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht Gelenk, Daumen und Zeigefinger der rechten Hand massierte.
    Sie liebte ihn. Doch sie war auch verletzt und aufgebracht. Sie fühlte sich betrogen. Eigentlich hätte sie jetzt in Ruhe nachdenken müssen, aber dafür war keine Zeit.
    Der nächste Patient war ein junger Mann mit Verletzungen am Brustkorb und offenen Frakturen an Elle und Speiche im linken Arm. Während Seb ihn untersuchte, legte Gina dem jungen Mann am unverletzten Arm eine Infusion, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und Blutverlust sowie Schock
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