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Julia Saison Band 01

Julia Saison Band 01

Titel: Julia Saison Band 01
Autoren: HOLLY JACOBS NICOLA MARSH KRISTIN HARDY
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musste sie noch eine andere Fahrt machen.
    In die Vergangenheit.
    Staub wirbelte auf, als Blanes Lieferwagen wegfuhr. Katie blieb keine andere Wahl, als ihre Tasche zu nehmen und in das Café zu gehen. Ihre Eltern wussten nicht, dass sie kam. Sie zählte auf das Überraschungsmoment, um über die erste Unsicherheit hinwegzukommen.
    Sechs Jahre. So lange hatte sie nicht mit ihnen gesprochen oder einen Fuß in Rainbow Creek gesetzt. Sie ging die Hauptstraße entlang. Hier hatte sich überhaupt nichts verändert.
    Sie hatte diese Zeit absichtlich gewählt, weil sie wusste, dass die Gehsteige am Sonntag nach Einbruch der Dunkelheit sprichwörtlich hochgeklappt wurden. Das bewahrte sie vor neugierigen Blicken und Gerede. Mit etwas Glück konnte sie loswerden, was sie sagen wollte, und sich dann im Hotel in Blanes Arme flüchten.
    Er wusste, dass sie das allein tun musste. So wie er alles zu verstehen schien, was sie betraf. Bis sie ihn morgen an den Fluss mitnehmen und ihm erklären würde, warum sie wirklich hier war. Das würde er nicht verstehen.
    Als sie sich dem Ende der Straße und dem winzigen roten Backsteinhaus an der Rückseite des Cafés näherte, überkamen sie die Erinnerungen.
    Eine Lampe leuchtete im Wohnzimmer hinter geschlossenen Blümchengardinen. Rauch stieg aus dem schiefen Schornstein auf. Katie schlang die Arme um sich, als sie plötzlich die kühlere Landluft spürte. Ihr Chiffontop war dafür absolut ungeeignet.
    Die verlorene Tochter kehrte nach Hause zurück … aber war sie auch willkommen? Würde sie die Wahrheit erfahren?
    Katie holte tief Luft und ging weiter. Sie hatte den Mut gehabt, dieses Haus, diese Stadt zu verlassen und ihr eigenes Café in einer Stadt mit hochkarätiger Konkurrenz eröffnet. Sie war an jeder Herausforderung gewachsen. Also konnte sie das, oder?
    Laut klopfte sie an die Eingangstür und wartete. Wappnete sich für die unvermeidbare Konfrontation und alles, was sie beinhalten würde: die Schuldzuweisungen, die Beschuldigungen, die Urteile.
    Aber als die Tür geöffnet wurde und sie in das erstaunte Gesicht ihrer Mutter blickte, konnte sie nur noch daran denken, sich in die Arme ihrer Mutter zu werfen.
    „Katie!“
    Ihre Mutter umarmte sie so fest, dass ihr Freudentränen in die Augen stiegen.
    „Hallo, Mum. Lange nicht gesehen, hm?“
    Sie blinzelte die Tränen zurück und wartete, bis ihre Mutter sie losließ. Gleichzeitig bereitete sie sich auf den Tadel vor, der sicherlich folgen würde.
    Aber als sie das faltige Gesicht ihrer Mutter musterte, die blassblauen Augen, den zitternden Mund, sah sie nur Freude, und ihr Herz zog sich vor Bedauern zusammen.
    Weil sie dieses Treffen so lange hinausgeschoben hatte und so stur gewesen war, aber vor allem bedauerte sie die verlorenen Jahre.
    „Komm rein, Liebes. Dad ist unterwegs, aber er wird bald zurück sein. Ich habe gerade den Kessel aufgesetzt.“
    Und so einfach machte Katie einen Schritt zurück in die Vergangenheit. Einen zögernden Schritt, um das zu reparieren, von dem sie dachte, es wäre unwiederbringlich zerstört.
    Als Katie ihrer Mutter durch den engen Flur folgte, atmete sie tief ein. Das vertraute Aroma von Sirup und Haferflocken und den berühmten Keksen ihrer Mutter lag in der Luft. Dieser Duft erinnerte sie daran, wie es gewesen war, den heißen Keks von Hand zu Hand zu jonglieren, bevor sie ihn in den Mund steckte.
    Schnell wischte sich Katie über die Augen, aber als sie die Hand wieder sinken ließ, sah sie die alte Pinnwand neben dem Kühlschrank, an der die alten Weihnachtskarten hingen, die sie in der Grundschule gebastelt hatte, ihr erstes Fingerbild und ihre alten Highschool-Jahrgangsfotos.
    „Es hat sich gar nichts verändert“, murmelte sie. Ihr Blick schweifte über die Anrichte, die Fenster mit den verblassten Baumwollvorhängen, den uralten Herd und den abgenutzten Holztisch mit den vier dünnbeinigen Stühlen.
    Ihre Mutter werkelte in der Küche herum, aber anstatt ihre abgeplatzte Emailleteekanne auf den Tisch zu stellen, holte sie ihr gutes Porzellan hervor, das sie sonst nur für besondere Gäste nahm.
    Da traf Katie die Erkenntnis: Sie war ein Gast in ihrem eigenen Zuhause, dem Ort, wo sie aufgewachsen war, wo sie sich immer sicher gefühlt hatte, wo sie zuerst von einem Leben weit weg geträumt hatte.
    „Steh nicht herum, Liebes. Der Tee wird kalt.“
    Und in dem Moment liefen ihr die Tränen über die Wangen. Große Schluchzer schüttelten ihren Körper, und sie fiel in die
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