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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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sah hoffnungsvoll auf. War
Lady Danbury etwa eingeschlafen?« Sie beugte sich vor und betrachtete die
Gesichtszüge der alten Dame. Schwer zu sagen. »... Judas zeugte Phares und Zara
von Thamar, Phares zeugte Esrom ...« Die alte Dame hielt die Augen nun
schon seit einer ganzen Weile geschlossen, trotzdem konnte man nicht vorsichtig
genug sein. »Esrom zeugte Aram ...« War das ein leises Schnarchen gewesen?
Elizabeth senkte die Stimme noch weiter. »... Aram zeugte Aminadab, Aminadab
zeugte Naasson ...«
    Elizabeth klappte lautlos die Bibel
zu und fing an, sich leise rückwärts aus dem Salon zu schleichen. Normalerweise hatte sie nichts dagegen, Lady Danbury vorzulesen, diese Aufgabe gehörte
sogar mit zu den angenehmsten in ihrer Stellung als Gesellschaftsdame
der Dowager Countess. Aber heute musste sie wirklich früh nach Hause. Sie war
so ungern weggegangen, weil Jane immer noch ganz verstört war von der Aussicht,
Squire Nevins könnte sich in ihre kleine Familie drängen. Elizabeth hatte ihr
zwar versichert, dass sie ihn niemals heiraten würde, und wenn er der einzige
Mann auf der Welt wäre, aber Jane befürchtete, dass sich vielleicht kein
anderer würde finden lassen, und ...
    BUMM.
    Elizabeth erschrak fürchterlich.
Niemand konnte mittels eines Stocks und des Fußbodens größeren Lärm machen als
Lady Danbury.
    »Ich
schlafe nicht!« rief die alte Dame.
    Elizabeth
lächelte unsicher. »Es tut mir Leid.«
    Lady Danbury lachte leise auf. »Es
tut Ihnen überhaupt nicht Leid. Kommen Sie zu mir.«
    Elizabeth unterdrückte ein Stöhnen
und kehrte zu ihrem Sessel mit der hohen, geraden Rückenlehne zurück. Sie
mochte Lady Danbury. Sie mochte sie wirklich gern. Sie sehnte sich sogar nach
dem Tag, an dem ein gewisses Alter es ihr gestatten würde, ebenso offen und
freimütig zu sprechen wie Lady Danbury. Nur heute hatte sie es wirklich
eilig, nach Hause zu kommen, und ...
    »Sie sind ganz schön
raffiniert!« stellte Lady Danbury fest.
    »Wie
bitte?«
    »All dieser Zeugungskram. Den haben
Sie bewusst ausgewählt, um mich zum Einschlafen zu bringen!«
    Elizabeth errötete schuldbewusst.
»Ich weiß nicht recht, was Sie meinen.«
    »Sie haben etwas übersprungen. Wir
sollten eigentlich noch bei Moses und der Sintflut sein.«
    »Ich glaube nicht, dass das Moses
war mit der Sintflut, Lady Danbury.«
    »Unsinn.
Natürlich war er es.«
    Elizabeth kam zu dem Schluss, dass
Noah Verständnis haben würde für ihre Weigerung, ein ausführliches Gespräch mit
Lady Danbury über biblische Zusammenhänge zu führen, und so hielt sie den
Mund.
    »Wie dem auch sei, es spielt keine
Rolle, wer denn nun mit der Sintflut zu kämpfen hatte. Wichtig ist lediglich,
dass Sie etwas
übersprungen haben, nur damit ich einschlafe.«
    »Ich ...
Ich ...«
    »Geben Sie es ruhig zu, mein
Mädchen.« Lady Danbury lächelte wissend. »Ich bewundere Sie sogar dafür.
Dasselbe hätte ich in Ihrem Alter auch getan.«
    Elizabeth griff seufzend wieder nach
der Bibel. »Welchen Abschnitt würden Sie denn gern hören?«
    »Gar keinen. Ziemlich langweilig,
nicht? Haben wir denn nichts Aufregenderes in der Bibliothek?«
    »Bestimmt. Ich sehe gern einmal
nach, wenn Sie möchten.«
    »Ja, tun Sie das. Aber könnten Sie
mir vorher bitte das Hauptbuch dort geben? Ja, das da auf dem
Schreibtisch.«
    Elizabeth erhob sich und holte das
in Leder gebundene Buch. »Bitte sehr.«
    Die Countess schlug es auf und sah
dann noch einmal zu Elizabeth. »Vielen Dank, mein Mädchen. Heute kommt mein
neuer Verwalter, und ich möchte mir vorher alle Zahlen noch einmal gut
ansehen, damit ich später überprüfen kann, ob er mich auch nicht schamlos
hintergeht.«
    »Lady Danbury«, meinte sie mit
absoluter Ernsthaftigkeit, »nicht einmal der Teufel persönlich würde es
wagen, Sie zu hintergehen.«
    Die alte Dame stieß beifällig mit
dem Stock auf den Boden und lachte. »Gut gesagt, mein Mädchen. Was für eine
Wohltat, einen jungen Menschen mit Köpfchen vor sich zu haben. Meine eigenen
Kinder ... ach was. Darüber will ich mich jetzt nicht weiter auslassen, nur so
viel – mein Sohn hat sich mal den Kopf zwischen den Stäben des Zauns
eingeklemmt, der Windsor Castle umgibt!«
    Nur mit
Mühe unterdrückte Elizabeth ein Lachen.
    »Ach, lassen Sie nur«, meinte
Lady Danbury seufzend. »Ich habe begriffen, dass die einzige Art, elterliche
Verzweiflung zu vermeiden, darin besteht, ihn als ständigen Quell der
Belustigung zu betrachten.«
    »Nun, das scheint mir eine
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