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Julia Festival Band 0105

Julia Festival Band 0105

Titel: Julia Festival Band 0105
Autoren: SARA CRAVEN
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darüber? Hegte er nach wie vor eine Schwäche für die Frau, die ihn verstoßen hatte, als er ihren Trost am meisten brauchte?
    Bekam er deshalb keine Anrufe oder Briefe von Frauen, außer von seiner Schwester und seiner Agentin, die bereits Ende vierzig war? Chessie war darüber genau informiert, denn die tägliche Post landete zuerst auf ihrem Tisch, damit sie die Fanbriefe aussortieren und beantworten konnte.
    War die Trennung womöglich der Grund, weshalb in seinen Romanen keine Liebesaffären vorkamen? Andererseits konnte sie nicht sicher sein, dass es keine Frauen in seinem Leben gab. Er war häufig in London oder anderen Städten und konnte überall eine oder mehrere Freundinnen haben, ohne dass sie etwas davon ahnte. Vielleicht schätzte er einfach seine Privatsphäre.
    Miles erwartete Chessie am Wagen. Er trug eine maßgeschneiderte Freizeithose, die seine langen Beine betonte, und einen schwarzen Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle. Das Sportsakko hatte er lässig über die Schulter geworfen.
    „Guten Abend“, begrüßte sie ihn schüchtern.
    Miles nickte. „Pünktlich wie immer.“ Er öffnete ihr die Beifahrertür.
    Als er einstieg, roch sie sein Rasierwasser. Der Duft war dezent, aber eindeutig exklusiv. „Ich wollte das ‚White Hart‘ ausprobieren.“ Er startete den Motor. „Das Essen soll dort sehr gut sein. Hoffentlich haben Sie nichts gegen den Dorfpub.“
    „Keineswegs.“ Weder ihre Garderobe noch ihr Selbstvertrauen passten in ein elegantes Restaurant. „Mrs. Fewston ist eine fabelhafte Köchin. Bevor ihr Mann das White Hart pachtete, hat sie bei privaten Dinnerpartys gekocht. Ich glaube, manchmal macht sie das noch heute.“
    „Ich werde es mir merken. Es ist Zeit, dass ich selbst Gesellschaften gebe.“ Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Schauen Sie mich nicht so verwundert an. Ich kann nicht ewig Gastfreundschaft genießen, ohne sie zu erwidern.“
    „Nein. Silvertrees ist für Partys wie geschaffen.“
    „Es ist auch ein Haus für eine Familie“, meinte er trocken. „Meine Schwester erinnert mich ständig daran. Ich denke, es ist vermutlich ein Hinweis, dass ich sie und ihre schrecklichen Kinder zu einem längeren Aufenthalt einladen soll.“
    „Mögen Sie keine Kinder?“
    Er zuckte die Schultern. „Ich hatte nie viel mit ihnen zu tun. Eigentlich sind Steffies ganz in Ordnung, obwohl sie sie als Monster bezeichnet.“
    Ohne diese Landmine wäre er jetzt verheiratet und hätte eine eigene Familie, überlegte Chessie. Sie versuchte, es sich vorzustellen, und scheiterte kläglich.
    Du bist unfair, schalt sie sich im Stillen. Sie benahm sich genau wie Jenny, denn sie hatte den Mann nicht gekannt, der er einst gewesen war. Der Mann, der die Freuden des Lebens genossen hatte, der Sport getrieben, gelacht und geliebt hatte. Und sie hätte ihn auch niemals kennen gelernt.
    Miles Hunter, der preisgekrönte Journalist und knallharte TV-Reporter hatte in London gelebt. Er hätte sich nicht für ein riesiges unbequemes Haus am Rande einer verschlafenen Ortschaft interessiert. Er wäre stets im Mittelpunkt des Geschehens gewesen – wo er jederzeit seinen Koffer packen und zur nächsten Story fliegen konnte.
    Es wäre ihm vermutlich nie in den Sinn gekommen, Romanautor zu werden, wenn ihn die Umstände nicht gezwungen hätten, sein Leben völlig neu zu ordnen.
    Das White Hart war ein hübsches Fachwerkhaus nahe der Kreuzung außerhalb des Ortes. Die frühere Kutscherstation war stets gut besucht. Jim Fewstons Verstand, was Weine anbetraf, wurde ebenso gerühmt wie die Kochkünste seiner Frau, und das lockte Gäste an. Der heutige Abend bildete keine Ausnahme, und der Parkplatz war fast voll, als Chessie und Miles eintrafen.
    „Gut, dass ich einen Tisch habe reservieren lassen.“ Er lenkte den Wagen geschickt in eine der wenigen Lücken. „Obwohl offenbar nicht alle wegen des Essens hier sind“, fügte er ironisch hinzu.
    Sie folgte seinem Blick und bemerkte eine Bewegung in einem Auto, das abseits im Schatten einiger Bäume abgestellt war. Sie erspähte die Silhouetten zweier Gestalten, die einander eng umschlungen hielten, und wandte sich rasch ab.
    „Ein ungewöhnlicher Ort dafür“, meinte sie betont locker.
    „Nicht, wenn man eine heimliche Affäre hat.“ Miles zuckte die Schultern. „Da ist vermutlich jede Ecke recht.“
    An der Bar trank Chessie einen trockenen Sherry und Miles einen Gin Tonic, während sie die Speisekarte studierten.
    Viele der Gäste waren
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