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Julia Festival Band 0105

Julia Festival Band 0105

Titel: Julia Festival Band 0105
Autoren: SARA CRAVEN
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spöttisch. „Sie wundern sich noch immer, dass ich nie irgendein privates Interesse an Ihnen gezeigt habe?“
    „Das ist es nicht – jedenfalls nicht in erster Linie.“ Sie schob ihm ihr Glas hin. „Ich möchte bitte noch etwas Wein. Den werde ich wohl brauchen.“
    Sie beobachtete, wie er mit ruhiger Hand nachschenkte. Er ist absolut gefasst, dachte sie erstaunt. Wie war das möglich, nachdem er soeben ihre Welt auf den Kopf gestellt hatte?
    „Zwischen uns ist nie etwas auch nur annähernd Persönliches vorgefallen – bis jetzt. Okay, wir haben uns jeden Tag gesehen, aber wir haben nie über etwas anderes geredet als die Arbeit und Probleme, die das Haus betrafen.“ An denen meist Jenny schuld war. O Himmel, Jenny!
    „Hat der Wandel in unserer Beziehung Sie in ein Trauma gestürzt?“, fragte er. „Das war nicht meine Absicht.“
    „Nein, aber es kommt alles so überraschend.“ Sie verzog das Gesicht. „Verflixt, ich klinge ja wie die Heldin in einem schlechten historischen Roman.“
    „Die sich durchaus der Ehre bewusst ist, die ich ihr erwiesen habe“, ergänzte er ironisch. „Leider sehen Sie eher bestürzt als begeistert aus.“
    „Wenn man vom Blitz getroffen wird, ist man meist nicht sonderlich erfreut“, konterte sie. „Was hatten Sie erwartet? Dass ich Ihnen in die Arme sinke?“
    „Kaum. Sie würden die Tischdekoration ruinieren. Wenn Ihnen eine traditionelle Werbung lieber gewesen wäre, kann ich mich nur entschuldigen. Wir hatten stets ein sachliches Arbeitsverhältnis, und unsere Ehe wäre lediglich eine Erweiterung dessen. Deshalb dachte ich, eine unumwundene Frage wäre sinnvoller als Blumen und Herzen.“
    „Es stört Sie nicht, dass wir nicht ineinander verliebt sind?“, erkundigte sie sich rau.
    „Sie vergessen, dass ich diese Erfahrung bereits hinter mir habe. Ich kann natürlich nicht für Sie sprechen.“ Seine Miene war ausdruckslos. „Gibt es jemanden?“
    Chessie schüttelte den Kopf. „Nein, nicht mehr.“ Sie hielt den Blick auf den Tisch gerichtet. „Es wäre also nur eine geschäftliche Vereinbarung und keine richtige Ehe.“
    „Ja. Zumindest am Anfang.“
    Ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen. „Und später …?“
    „Wer weiß?“ Er zuckte die Schultern. „Später überlegen wir es uns vielleicht anders. Jede Änderung der Bedingungen würde nur im gegenseitigen Einverständnis erfolgen.“
    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
    „Dann sagen Sie nichts. Noch nicht. Denken Sie darüber nach, und lassen Sie sich Zeit. Ich verspreche, Sie nicht zu drängen.“
    Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen. „Und wenn ich ablehne? Muss ich mir dann einen neuen Job suchen?“
    „Wirke ich so rachsüchtig?“
    Chessie errötete. „Nein, natürlich nicht.“ Sie holte tief Luft. „Nun gut. Ich werde es mir überlegen.“
    „Gut.“ Miles lächelte. „Soll ich die Dessertkarte bringen lassen?“
    „Nein, danke.“ Sie bezweifelte, dass sie noch einen Bissen hinunterbekommen würde. „Nur einen Kaffee, bitte. Würden Sie mich einen Moment entschuldigen?“
    Der Waschraum war glücklicherweise leer. Chessie ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, um ihren hämmernden Puls zu beruhigen. Vergeblich.
    Ich sehe nicht aus wie jemand, der gerade von einem Panzer überfahren wurde, dachte sie mit einem Blick in den Spiegel. Allerdings sah sie auch nicht aus wie die künftige Ehefrau von Miles Hunter.
    Aber sie würde auch keine richtige Ehefrau sein. Ihre gegenwärtigen Pflichten würden sich ausweiten, mehr nicht. Ihr neuer Status würde ihr erlauben, am anderen Ende des schönen Eichentisches zu sitzen – wenn Gäste zugegen waren, sonst nicht.
    Wahrscheinlich erwartete Miles, dass sie aus der Wohnung ins Haupthaus übersiedelte. Vielleicht bekam sie sogar ihr altes Schlafzimmer zurück – zumindest für eine Weile.
    Am Anfang. Diesen Ausdruck hatte er gebraucht. Aber er hatte auch von „später“ gesprochen. Und was dann? Ihr Herzschlag beschleunigte sich.
    „Ich kann es nicht“, flüsterte sie. „Ich muss ihm hier und jetzt sagen, dass es unmöglich ist.“
    Andererseits hatte sie versprochen, seinen Antrag zu erwägen, und sie musste wenigstens so tun als ob.
    Trotzdem konnte sie ihn nicht heiraten. Nicht in einer Million Jahre. Selbst dann nicht, wenn Alastair nie zurückkehrte …
    Chessie atmete tief durch. So, nun hatte sie sich ihren Traum endlich eingestanden, jene unsinnige Hoffnung, die in ihr
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