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Julia Extra Band 370

Julia Extra Band 370

Titel: Julia Extra Band 370
Autoren: Nikki Logan , Lucy Monroe , Melanie Milburne
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hatte versucht, nicht daran zu denken, wie dieser letzte Moment zwischen ihnen ablaufen würde.
    Jetzt war er da. Und sie war völlig unvorbereitet.
    „Also das war’s?“
    Hayden stand auf. Trat näher. „Ich werde dich vermissen, Shirley.“
    „Nein, wirst du nicht. Du schließt unsere gemeinsame Zeit ab, bevor sich am Horizont die Staubwolke gelegt hat. Weil du das mit Dingen tust, mit denen du dich nicht befassen willst. Du ziehst einen Schlussstrich darunter.“
    Er sagte nichts. Als wollte er widerspruchslos alles einstecken, was sie austeilte. Nach allem, was sie zusammen erlebt hatten, nach all den Abenteuern, den Streitereien und der Intimität, würden sie so auseinandergehen? So höflich und … langweilig?
    Kam überhaupt nicht infrage.
    „Sag es, Hayden. Sag, dass ich dir nichts bedeute. Sag, dass du mich nicht liebst und es niemals könntest. Ich will es hören.“
    Er gab keinen Ton von sich.
    „Sprich!“, schrie Shirley und schubste ihn, aber ein ersticktes Schluchzen verriet sie. „Ich muss die Worte hören.“
    Hayden fing ihre Hände und hielt sie fest. „Ich werde niemals fähig sein, dich zu lieben, Shirley.“
    Wie erstarrt sah sie ihn an. Er erwiderte ihren Blick ruhig, er nahm ihren Schmerz in sich auf. Und er blieb ungerührt.
    Draußen hupte der Fahrer des Vans.
    Vorsichtig ließ Hayden ihre Hände los und trat zurück. Er wandte ihr den Rücken zu.
    „Auf Wiedersehen, Hayden“, flüsterte sie.
    Gefasster, als sie sich fühlte, schaffte sie es aus dem Zelt. Auf dem Weg zum Van stolperte sie nicht ein einziges Mal. Sie stieg ein, trotzte ihren zitternden Fingern und schnallte sich an.
    Und sie blickte nicht zurück. Weil sie nicht wissen wollte, ob sich Hayden umgedreht hatte und ihre Abfahrt verfolgte. Sie wollte in Erinnerung behalten, wie er ihr den Rücken zuwandte.
    Es würde ihr helfen, Hayden zu hassen. Solange sie ihn hasste, konnte sie ihn nicht lieben.

13. KAPITEL
    www.shiloh.com.au
    Offener Brief an meine Mutter
    19. September
    Liebe Mum,
    ich habe von deiner Liste verwirklicht, so viel wie ich konnte. Ich bin schreiend einen Hang hinuntergaloppiert, ich habe vor Aufregung oben auf der Sydney Harbour Bridge gezittert, und ich habe mich von einer Brücke in Neuseeland gestürzt. Ich habe Beethovens Musik gespürt, wie er es getan haben muss. Ich habe mit Delfinen gespielt. Ich habe mich von einer Felswand abgeseilt, hoch über der Erde geschwebt, die Pinguine in der Antarktis besucht, und ich bin von einer Berührung zu Tränen gerührt worden, die liebevoller und sanfter war, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.
    Ich konnte nicht alles auf deiner Liste machen, aber vielleicht ging es gerade darum. Dass alles im Leben zu verwirklichen ein Ziel ist, das man nie erreichen sollte. Wenn man das letzte Kästchen ankreuzt, was bliebe dann übrig, außer darauf zu warten, dass die Lebenszeit abläuft?
    In meiner Kindheit habe ich gelernt, dass Liebe verdient und nicht geschenkt wird. Ich habe geglaubt, deiner Liebe, der meines Vaters nicht wert zu sein. Das hat mein Leben geformt. Aber es hat mich umso mehr daran glauben lassen, dass es irgendwo auf der Welt eine Liebe gibt, die einen wie der Blitz trifft. Wenn Liebe Perfektion erfordern würde, dann würde sie keiner von uns jemals finden. Und wenn sie nur etwas wäre, was man durch einen Feldzug gewinnen muss, wer unter uns hätte den Mut, es zu versuchen?
    Ich habe Wochen gebraucht, um zu akzeptieren, dass ich genau wie du bin. Wie du habe ich Risiken in meinem Leben vermieden und die Ausreden Wahrheit werden lassen. Indem ich mich geschützt habe, habe ich mir geschadet.
    Deshalb trete ich heute aus der Dunkelheit ins Sonnenlicht, nackt und ungeschützt. Ich hoffe, dass meine Leser ihren Respekt und ihr Engagement für Shiloh auch meinem wahren Ich entgegenbringen werden.
    Ich bin das stille Kind, das atemlos unter der Treppe zusieht. Ich bin das Mädchen ohne Eltern. Ich bin die Bloggerin hinter der Maske. Ich bin die Frau, die geliebt hat.
    Ich bin, und werde immer sein, deine Tochter Shirley Marr.

14. KAPITEL
    Vor einem Jahr hätte sich Shirley niemals vorstellen können, hier zu stehen, in Thermokleidung und Yakfelle gehüllt, nach Atem ringend, nur Minuten entfernt vom Basislager des Mount Everest.
    Und dennoch war sie hier.
    Einen Monat nachdem sie von der Dinosaurierreise zurückgekehrt war, hatte sie sich geoutet und die Liste ihrer Mutter zusammen mit dem Brief an sie veröffentlicht. Die
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