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Julia Extra Band 365

Julia Extra Band 365

Titel: Julia Extra Band 365
Autoren: Carole Mortimer , Lynne Graham , Shirley Jump , Maisey Yates
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uns alle ein Vorbild“, fügte Brody rau hinzu.
    „Warum hast du mir das nicht alles schon früher erzählt? Ich hatte ein Recht, es zu wissen. Aber du hast mich getäuscht, durch dein Schweigen. Warum?“
    „Weil er mein Freund war! Ich habe meinem Freund beim Sterben zusehen müssen, und das hat mir schier das Herz zerrissen“, erklärte er voller Schmerz. „Es war, als würde ich einen Bruder verlieren. Ich hätte so gern die Zeit zurückgedreht, Entscheidungen anders gefällt, den Lauf des Schicksals verändert, aber ich konnte es nicht. Ich habe schon andere Patienten verloren, aber bei ihnen stand mir immer die beste medizinische Versorgung zur Verfügung. Als Andrew starb …“ Er fluchte und wandte sich ab.
    „Was war da?“, hakte Kate sanft nach.
    Nun stand ihm die Szenerie wieder lebhaft vor Augen: die vor Hitze flimmernde Luft, die schäbigen Hütten, der Geruch nach Staub und Armut. Die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
    „Wir waren in einer Hütte, mitten im Nichts, weitab vom Hospital. Es gab nur meinen Kollegen und mich. Da wir gerade in einem Dorf mit vielen Kranken und Verwundeten gewesen waren, hatten wir kaum noch Verbandszeug und was man sonst zur Versorgung Verletzter braucht. In einem Krankenhaus hätte ich Andrew an Maschinen anschließen können, ihm noch ein bisschen Zeit verschaffen. Ich hätte …“
    Wieder fluchte er, und der Boden verschwamm vor seinen Augen.
    „Seinen Tod verhindern können?“, fragte sie geradeheraus.
    Brody seufzte tief. In den vergangenen Wochen hatte er immer wieder überlegt, was gewesen wäre, wenn … Und er war immer zur selben Antwort gelangt: Andrew hätte trotzdem sterben müssen.
    „Nein, Kate, seine inneren Verletzungen waren zu schwer. Auch im besten Hospital der Welt hätte man nur eins für ihn tun können: Ihm ein bisschen Aufschub verschaffen, ihm ein bisschen mehr Zeit schenken.“
    „Wozu? Um länger Todesqualen zu leiden?“, warf sie schroff ein.
    „Nein. Um sich zu verabschieden.“
    Und plötzlich erkannte Brody, dass hier die Ursache seiner quälenden Gedanken lag, die Ursache seiner schlaflosen Nächte und der drückenden Schuldgefühle.
    „Ich wollte ihm die Zeit verschaffen, noch einmal mit dir zu reden. Es gab da in den Bergen kein Handynetz. Ich wollte ihn transportfähig machen. Ihn wenigstens so lange am Leben erhalten, bis das Handynetz auf magische Weise doch wieder funktionieren würde. Ich wollte, dass er euch selbst noch sagen kann, wie sehr er euch liebt. Ich wollte nicht sein Bote sein, verdammt noch mal! Und er hat versucht, durchzuhalten. Ich konnte schon die Hubschrauber hören, und habe gehofft und gebetet und versucht, ihn am Leben zu halten.“
    Ihm brach fast die Stimme, und er blickte zu Kate hoch.
    „Ich habe es nicht geschafft, Kate. Es ging einfach nicht. Ich habe versagt. Und das tut mir so leid. So unendlich leid.“
    Sie verbarg das Gesicht in den Händen und weinte bitterlich. Er stand auf und zog sie in die Arme. Zuerst verspannte sie sich, dann lehnte sie sich an ihn und weinte lange, während er ihr sanft über den Rücken strich und immer wieder leise sagte, wie leid ihm das alles tue.
    Aber auch, wenn er es tausend Mal gesagt hätte, wäre es nicht genug gewesen.
    Schließlich hob sie den Kopf. In ihren Augen schimmerten die letzten Tränen. „Andrew hat sich von mir verabschiedet und mich wissen lassen, dass er mich liebt. Durch dich.“
    „Ja, aber ich war kein guter Bote. Ich hätte … mehr tun sollen.“ Wieder fluchte er leise. „Ich habe mein Bestes gegeben, und es war nicht genug.“
    „Was wäre passiert, wenn du nicht bei Andrew gewesen wärst?“, fragte sie und legte die Hand auf seine.
    „Er hätte leiden müssen. Es wäre ein langer, qualvoller Tod gewesen.“ Ihn schauderte bei der Vorstellung.
    „Du hast seine Schmerzen gelindert, oder?“
    „Ja. Wenigstens hatten wir genug Schmerzmittel dabei.“
    „Das meinte ich nicht. Du hast ihm geholfen, indem du mit ihm geredet hast. Ihn hast vergessen lassen, was mit ihm passierte. Weil du als sein Freund an seiner Seite warst, als er am dringendsten einen brauchte. Dafür danke ich dir, Brody.“
    Die Worte kamen ihr von Herzen, das hörte er. Sie gab ihm also keine Schuld. Sie hatte ihn freigesprochen.
    „Ich wünsche so sehr, ich hätte ihn dir nach Hause bringen können“, meinte er und seufzte.
    „Ich auch.“ Erneut liefen ihr Tränen über die Wangen.
    „Kate, du musst nach vorn schauen“, versuchte er sie zu
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