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Julia Extra Band 0319

Julia Extra Band 0319

Titel: Julia Extra Band 0319
Autoren: KATE HEWITT NATALIE RIVERS CAROL MARINELLI LUCY MONROE
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sagte es so ernst, und sie glaubte ihm. „Ich weiß.“
    Der Kellner näherte sich lautlos mit einem Tablett und stellte die Teller gekonnt vor sie hin. Als sie wieder allein waren, deutete Luc auf das Carpaccio mit den Spargelspitzen. „Habe ich richtig gewählt?“
    „Es sieht köstlich aus.“ Sie nahm die Gabel und spießte ein Spargelstückchen auf. „Waren Sie überrascht, mich zu sehen? In der Bar, meine ich?“
    „Mir kamen Sie vor wie eine Erscheinung“, antwortete Luc. Er hielt inne, dachte nach. „Und doch wusste ich, dass Sie kommen würden.“ Seine Stimme wurde leiser. „Manche Dinge scheinen vorbestimmt zu sein.“
    „Mir erging es ähnlich“, wisperte Abby, dann lachte sie unsicher. „Aber wie schon gesagt, es scheint alles seltsam irreal.“
    „Alles Gute und Schöne besitzt einen irrealen Charakter.“ Es war ein zynischer Kommentar, und Abby fragte sich, was er durchgemacht haben musste, um so etwas zu sagen. „Aber der heutige Abend ist so real wie jeder andere auch.“
    Abby nickte. Sie hatte das Bedürfnis, die Stimmung aufzuheitern. „Also, ich weiß nun, dass Sie nicht schnarchen“, sie steckte sich das Stückchen Spargel in den Mund, „aber mehr weiß ich noch nicht.“ Sie dachte nach. „Sie sind Franzose.“
    „Richtig.“
    „Und sprechen perfekt Englisch.“
    „So wie Sie Französisch.“
    Sie nahm das Kompliment mit einem leichten Nicken an. „Sie haben mich vorher nie spielen hören.“
    „Sie sind ein richtiger Detektiv.“
    „Leben Sie in Paris?“
    „Nein.“
    Da sie sich entspannt fühlte, wurde sie mutiger. „Sie sind reich.“
    Er bestätigte ihre Vermutung mit einem lässigen Achselzucken, wie es nur die Reichen konnten. „Ich habe mein Auskommen. So wie Sie auch, wie ich annehme.“
    Abby nickte. Sicher, Geld hatte sie genug. Ihr Vater kümmerte sich darum, seit sie mit siebzehn ihr erstes eigenes Konzert geben durfte. Sie selbst hatte keine Ahnung, wie groß ihr Vermögen war und wie es angelegt war. Ihr Vater stellte ihr Bargeld zur Verfügung, sie brauchte ja nicht viel. Den Eintritt für Museen und eine Tasse Cappuccino, das eine oder andere Buch. Ihre Kleider wurden von einer Stilistin ausgewählt, die auch für Make-up und ihre Frisur zuständig war. Sie aß in Restaurants und Hotels und hatte einfach alles, was sie brauchte. Wenn sie jetzt daran dachte, machte es sie traurig.
    „Sie wirken plötzlich bedrückt“, bemerkte Luc. „Ich wollte Sie nicht verstimmen.“
    „Das haben Sie nicht“, beeilte Abby sich zu sagen. „Ich habe nur gerade nachgedacht.“ Sie lächelte, um von sich abzulenken. War sie bisher etwa nicht glücklich mit ihrem Leben gewesen? In Lucs Gegenwart fühlte sie sich einfach lebendiger und zufriedener als je zuvor, und das machte ihr die Unvollkommenheiten ihres Lebens bewusst. „Wenn Sie nicht aus Paris kommen, woher dann?“
    Luc ließ sich Zeit, sodass Abby glaubte, er wolle diese Frage nicht beantworten. „Aus dem Süden“, sagte er schließlich. „Dem Languedoc.“
    „Da war ich noch nie.“
    Er lächelte wissend. „Dort gibt es keine großen Konzertsäle.“
    Es stimmte, ihr Leben definierte sich über Konzertsäle – Paris, London, Berlin, Prag, Mailand, Madrid. Sie hatte große Konzertsäle in großen Städten gesehen und anonyme Hotels. Aber das Languedoc … Sie fragte sich, ob er eine Villa dort besaß, oder vielleicht sogar ein Château. Aus irgendeinem Grund stellte sie sich ein altes Bauernhaus aus grauem Schiefer inmitten eines im Sonnenschein leuchtenden Lavendelfeldes vor. Ein Zuhause. Lachend schüttelte sie den Kopf. Jetzt ging ihre Fantasie wirklich mit ihr durch.
    „Gefällt es Ihnen dort?“
    Luc dachte nach. „Mir hat es dort gefallen.“ Dann schüttelte er die grüblerische Stimmung ab. „Aber genug von mir.“ Er lehnte sich vor, sodass Abby seine Augen schimmern sehen und den Duft seines Aftershaves wahrnehmen konnte. „Ich will doch mehr über Sie erfahren. In der kurzen Biografie las ich, dass die Appassionata Ihr Lieblingsstück ist. Warum?“
    Die Frage überraschte sie. „Weil die Musik wunderschön und gleichzeitig traurig ist“, antwortete sie schließlich.
    „Und das sagt Ihnen zu?“
    „So … so fühle ich manchmal.“ Ein Eingeständnis, das sie eigentlich nicht hatte machen wollen. Eine Einsicht, die ihr bisher nicht einmal selbst klar gewesen war. Abby liebte die Musik, liebte es, Klavier zu spielen, und trotz ihres enormen Erfolges schien es ihr, als sei ihr Leben
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