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Julia Extra Band 0318

Julia Extra Band 0318

Titel: Julia Extra Band 0318
Autoren: Melanie Milburne , Maggie Cox , Cara Colter , Jennie Lucas
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„Das Leben ist manchmal hart.“
    Er hatte sich gerade ausgezogen und ins Bett gelegt, als das Telefon klingelte. Wer außer Beth würde um diese frühe Uhrzeit anrufen? Wer außer ihr konnte wissen, dass er noch nicht schlief? Er griff nach dem Telefon. Vielleicht wollte sie ihm noch etwas zuflüstern, bevor sie ins Bett ging?
    In seiner Fantasie malte er sich aus, wie es wäre, mit ihr einzuschlafen. Seine Nase vergraben in ihrem duftenden Haar, ihre weichen Kurven an seinen Körper geschmiegt. Seine letzten Worte des Tages wären abends für sie bestimmt, ebenso wie die ersten am nächsten Morgen.
    Sie hatte gesagt, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben.
    Auch er war dabei, sich zu verlieben. Zum ersten Mal seit langer Zeit sah er im Geiste eine andere, schönere Zukunft vor sich. Eine Zukunft ohne den ständigen Wunsch wegzulaufen. Eine Zukunft mit einer Frau, bei der er seine Rüstung ablegen und seinen Kopf in ihren weichen Schoß betten konnte. Eine Frau, die er liebte und die ihn liebte.
    „Hallo!“, begrüßte er sie leidenschaftlich. Er wollte ihr alles sagen … wollte hören, was sie sagte … wollte, dass es begann!
    Aber es war nicht Beth.
    „Mr. Anderson?“
    Ihm stockte der Atem. Der offizielle Ton und das unterschwellige Mitgefühl der Stimme sagten ihm alles. Seine Hoffnung auf ein Happy End war verfrüht gewesen.
    Carly.
    „Sie sollten besser herkommen“, erklärte die Krankenschwester. „Ihr bleiben wahrscheinlich nur noch wenige Stunden.“
    Ganz langsam, wie in einem Albtraum, in dem man sich nicht bewegen kann, zog er sich an. Er wollte Beth anrufen, ignorierte den Wunsch jedoch. Stattdessen rief er Peters Eltern an und erklärte, dass er Kyle abholen käme.
    Wenig später saß Kyle mit hängenden Schultern neben ihm im Wagen. Er sah verwirrt und ängstlich aus. Ben wünschte sich, er hätte Beth angerufen. Sie hätte gewusst, was zu tun war. Andererseits hätte sie sicher darauf vertraut, dass er es auch wusste. Reiß dich zusammen!
    „Alles in Ordnung?“, fragte Ben.
    „Nein.“
    „Bei mir auch nicht.“
    „Ich hab solche Angst“, flüsterte Kyle.
    „Ich auch.“
    „Ist es das, wovor du Angst hast?“, fragte Kyle. „Du hast mir mal gesagt, dass jeder vor etwas Angst hat. Ist es das, Onkel Ben?“
    Mit zugeschnürter Kehle zwang Ben sich zu einer Antwort. „Ja, das ist es.“ Er wusste, dass sein Neffe den Tod meinte. Aber der Tod war es nicht. Nicht für ihn. Er hatte dem Tod inzwischen so oft ins Auge geblickt, dass er sich davor nicht mehr fürchtete.
    Liebe. Es war die Liebe, vor der er sich am meisten fürchtete. Auf Liebe folgte immer Enttäuschung. Bestrafung. Verlust. Als wollte sie beweisen, dass der menschliche Wille machtlos gegen den Lauf der Welt sei.
    Und fast wäre er wieder in diese Falle getappt. Fast …
    Wäre es tatsächlich Beth am Telefon gewesen, hätte sein Leben vielleicht eine andere Wendung genommen. Aber nun erstickte Ben seine Sehnsucht und schwor ihr für immer ab.
    Im Krankenhaus gingen Ben und Kyle durch die grell erleuchteten Flure. Carlys Zimmer war abgedunkelt. An der Tür zögerte Ben einen Augenblick. Er legte Kyle die Hand auf die Schulter, während sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
    War es richtig, seinen Neffen hierher zu bringen? Ben wünschte, er könnte Beth fragen. Doch um sie um Rat fragen und seine Probleme mit ihr teilen zu können, hätte er sich entscheiden müssen – für sie. Zwar hatte er nur wenige Stunden zuvor, als der Tag anbrach und er sie in seinen Armen hielt, eine Entscheidung getroffen. Aber jetzt war er sich nicht mehr sicher.
    Carlys winzige Gestalt verschwand fast unter der großen Decke. Sie wandte ihnen den Kopf zu. In ihrem Gesicht lagen weder Angst noch Schmerz. Sie sieht fast friedlich aus, dachte Ben.
    „Kyle“, flüsterte sie, „komm her.“
    Kyle ging zu ihr. Trotz ihrer schwachen Verfassung kletterte er auf das Bett und ließ sich von ihr in den Arm nehmen. Sie wiegte ihn und küsste ihn auf den Kopf. „Ich liebe dich“, flüsterte sie immer wieder. „Du hättest eine bessere Mutter verdient als mich. Du bist ein guter Junge, und ich bin stolz auf dich.“
    Seine Tränen fielen auf ihr Nachthemd und durchnässten es. Leise verließ Ben das Zimmer. Sie brauchten diesen Augenblick für sich … Kyle hatte sein ganzes Leben auf diesen Augenblick gewartet.
    Nach einiger Zeit kam Kyle aus dem Zimmer. Er wischte sich mit dem Ärmel die Tränen ab. „Sie möchte dich sehen …
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