Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
Vom Netzwerk:
konservativen Familie.
    Während Libby einem Lkw mit Handzeichen erlaubte, vor ihr einzuscheren, dachte sie daran, wie sehr ihr Vater Luca gemocht hatte. Genauso sehr wie Lucas Großvater, Giovanni Vincenzo, für den er bis zu seiner Frühpensionierung als Obergärtner auf dem riesigen Familienanwesen außerhalb der Stadt arbeitete.
    Als Giovanni starb, erbte Lucas Vater Maurizio den gesamten Besitz und übernahm den Vorsitz im Familienunternehmen, das er bevorzugt von seiner Heimat Italien aus leitete. Deshalb ließ er das Haus in England zu einem Konferenzzentrum und Country-Club umbauen und verkaufte das restliche Land, mit Ausnahme einiger kleinerer Grundstücke.
    Von seinem Vater auf einen verantwortungsvollen Posten innerhalb des Familienbetriebes gehievt, verbrachte Luca jenen Sommer im neuen Konferenzzentrum, um etwas Business-Luft zu schnuppern und sich langsam mit dem Ernst des Lebens vertraut zu machen. Mit seinen einundzwanzig Jahren erschien er der drei Jahre jüngeren Libby ungeheuer erwachsen und erfahren.
    Wie ein Mann von Welt, dachte sie mit einem schmerzlichen Lächeln an die Zeit vor sechs Jahren zurück.
    Er war weit gereist und aufregend männlich. Aber in erster Linie waren es sein Humor und seine Abenteuerlust gewesen, die sie besonders angezogen hatten und die sich, sehr zum Leidwesen seiner Familie, einfach nicht unterdrücken ließen.
    Bis über beide Ohren verliebt, hatte sie nicht eine Sekunde gezögert, als Luca ihr bereits nach wenigen Wochen einen Heiratsantrag machte. Die schlichte Trauung fand im örtlichen Standesamt nur in Anwesenheit ihres Vaters und einer anderen Kellnerin aus dem Bistro statt, die beide als Trauzeugen fungierten.
    Damals war es ihr ungeheuer aufregend und romantisch erschienen, erinnerte sich Libby mit einem traurigen Lächeln. Erst als ihr frischgebackener Ehemann sie mit nach Italien in den aufwändig restaurierten Palazzo seiner Familie nahm, um sie als seine Frau vorzustellen, bekam Libby eine Ahnung davon, wie sehr seine Eltern gegen die Heirat ihres jüngsten Sohnes waren.
    Die eisige Kälte, die ihr damals entgegenschlug, ließ sie heute noch schaudern.
    Ungeachtet ihres Studiums war sie für die Vincenzos nichts weiter als eine erbärmliche kleine Aushilfskellnerin, die ihren Sprössling vorsätzlich in die Ehefalle gelockt hatte. Und das unmissverständliche Statement seiner Mutter, dass sie für Luca eine weitaus bessere und passendere Partie geplant hätte, verwies Libby ein für alle Mal auf ihren Platz, der ganz bestimmt nicht im Schoß der Familie Vincenzo lag!
    Libbys Hände krampften sich unwillkürlich noch fester ums Lenkrad, während sie sich an ihre ebenso verzweifelten wie nutzlosen Versuche erinnerte, den Respekt ihrer Schwiegereltern zu gewinnen. Dabei boten ihr die Lebensumstände, auf denen Lucas Vater bestand, dafür ausreichend Gelegenheit. Das junge Paar musste im Palazzo wohnen, weil Maurizio ansonsten damit drohte, seinen Sohn zu enterben und zu verstoßen.
    Luca war darüber so wütend gewesen, dass er auf der Stelle gehen wollte. Libby hatte ihn schließlich überreden können nachzugeben, weil sie nicht auch noch an einem Bruch zwischen ihm und seinen Eltern die Schuld tragen wollte.
    „Mit der Zeit wird sich alles entspannen, du wirst schon sehen“, behauptete sie damals in sträflicher Naivität.
    Der Lkw vor ihr kam abrupt zum Halten und zwang Libby damit zu einer Vollbremsung. Durch die dichten Regenschleier konnte sie mehr ahnen als sehen, dass sie wahrscheinlich vor einer roten Ampel standen.
    Um sich besser auf den stockenden Berufsverkehr konzentrieren zu können, zwang Libby ihre Gedanken in die Gegenwart zurück und landete damit unweigerlich bei Romano und seinem heutigen Überfall …
    Damals, als Luca sie mit nach Italien genommen hatte, war Romano geschäftlich in Übersee gewesen. Doch nur wenige Tage nach ihrer Ankunft fand auch er sich im Palazzo ein, um die neue Frau seines in Ungnade gefallenen jüngeren Bruders zu inspizieren. Sicher auf Geheiß seines Vaters.
    Mit seinen siebenundzwanzig Jahren war Romano längst ein gewiefter Profi im internationalen Familien-Business. Während Luca warmherzig und charmant war, zeichnete sich sein Bruder durch einen scharfen, analytischen Verstand, ungeheuren Ehrgeiz und eine geradezu animalische Attraktivität aus, die nicht allein in seinem Äußeren begründet lag. Weder die scharf geschnittenen, dunklen Gesichtszüge noch der kraftvolle, athletische Körper erklärten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher