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Julia Extra 0353

Julia Extra 0353

Titel: Julia Extra 0353
Autoren: Jane Porter , Fiona Harper , Kim Lawrence
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Trotzdem war Raoul nicht im klassischen Sinne hübsch, vielmehr besaß er eine überwältigende Ausstrahlung. Doch über seiner Erscheinung schienen dunkle Schatten zu liegen, die von unbekannten Gefahren und tief verborgenen Geheimnissen erzählten.
    Wie viele Nächte hatte sie als junges Mädchen wach gelegen und sich all diese Gefahren und Geheimnisse ausgemalt, voller Sehnsucht, eines Tages alles darüber zu wissen?
    Die vergangenen Jahre ließen Raoul noch geheimnisvoller und dunkler wirken. Die Linien seines Kiefers kamen ihr härter vor, und in seinen Augen lag ein gejagter Ausdruck.
    Erschrocken bemerkte sie, dass sie ganz in ihren Gedanken verloren gewesen war. Inzwischen beobachtete Raoul sie. Sein nachtdunkler Blick fuhr über ihr Gesicht. Kaum merklich runzelte er die Brauen.
    Stimmt etwas nicht? dachte sie besorgt. Doch dann nickte er, lächelte leise und trat vor sie.
    „Was ist aus der Gabriella geworden, die ich gekannt habe? Wo ist das dünne Mädchen mit den Zöpfen geblieben, das immer seine Nase in einem Buch hatte?“
    Gabriella versteckte ihre Verlegenheit hinter einem kleinen Lachen. Hoffentlich bedeutet seine Bemerkung, dass ihm mein Aussehen gefällt, hoffte sie, auch wenn sie selbst nicht genau wusste, warum ihr seine Meinung so wichtig war.
    Schon vor langer Zeit hatte sie sich damit abgefunden, nie eine klassische Schönheit zu werden. Ihre Augen waren viel zu groß, und ihr Kinn war zu spitz. Die meiste Zeit ihrer Jugend hatte sie es hinter einer Hand verborgen. Aber es war ihr Gesicht. Mit den Jahren hatte sie gelernt, es zu akzeptieren. Und seitdem sie die Kunst beherrschte, ihre Augen zu betonen, gefiel es ihr sogar.
    „Es ist erwachsen geworden, Raoul. Das dünne Mädchen ist seit langer Zeit verschwunden.“
    „Es ist sehr lange her“, stimmte er zu. Er schwieg einen Augenblick, als würde er an eine andere Zeit denken, andere dunkle Tage, andere Beerdigungen. „Was hast du seitdem gemacht? Wie geht es dir?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ach, dies und das. Aber es geht mir gut … und manchmal nicht so gut.“ Gabriella sah zu dem offenen Grab hinüber und spürte wieder den scharfen Schmerz des Verlusts. „Aber jetzt, wo ich dich wiedersehe, geht es mir schon besser.“ Sie zögerte und überlegte, wie offen sie sein durfte, ohne zu viel über sich selbst zu verraten. Doch dann entschied sie, einfach ehrlich zu sein. „Ich bin sehr glücklich, dass du hier bist.“
    „Das bin ich auch. Aber du solltest jetzt nicht allein sein.“
    „Oh, das bin ich auch nicht. Nicht wirklich. Consuelo – ein Freund – ist auch hier. Er ist nur kurz weggegangen.“ Sie schob eine glänzende kastanienfarbene Haarsträhne aus dem Gesicht, als sie sich suchend umschaute. „Er musste einen wichtigen Anruf annehmen.“ Erst jetzt fiel ihr auf, wie lange er schon weg war. „Wahrscheinlich geht es um eine seiner Stiftungen. Er leitet eine Wohltätigkeitsorganisation für krebskranke Kinder und hängt ständig am Telefon, um Spendengelder zu sammeln.“
    Gabriella merkte selbst, dass sie versuchte, Consuelo zu entschuldigen. Aber warum musste er auch ausgerechnet heute so lange telefonieren? „Sobald er wieder da ist, fahren wir zur Trauerfeier ins Hotel. Alle anderen sind inzwischen bestimmt schon dort.“
    Sie warf Raoul einen Blick zu. Würde er sie genauso schnell wieder allein lassen, wie er zurück in ihr Leben getreten war? Plötzlich hatte sie Angst, ihn nie wiederzusehen. Schon der Gedanke an weitere zehn Jahre ohne ihn war zu entsetzlich. „Du kommst doch auch, oder? Ich hatte dich schon vorhin in der Kapelle gesehen, aber als ich draußen war, warst du schon verschwunden. Ich dachte, ich hätte dich verpasst.“ Sie zögerte. „Es gibt so viel, über das ich mit dir reden will“, fügte sie leise hinzu.
    Er hob seine Hand und strich eine widerspenstige Locke aus ihrem schönen Gesicht. Die zarte Berührung seiner Fingerspitzen sandte eine Hitzewelle durch Gabriellas Körper.
    „Natürlich komme ich.“
    Ihr Atem stockte, als er die Haarsträhne hinter ihr Ohr schob und für einen Moment seine Finger auf ihrer Haut ruhen ließ.
    „Gabby …“
    Gabriella blinzelte, als sie ihren Spitznamen aus seinem Mund hörte. Sie war sich bewusst, dass Raoul seine Hand noch immer nicht bewegt hatte. Jetzt legte er seine Finger um ihren Nacken und strich sanft über ihre Haut, warm und sinnlich.
    Das ist nur eine rein freundschaftliche Berührung, versicherte sie sich. Raoul wollte ihr
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