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Julia Extra 0353

Julia Extra 0353

Titel: Julia Extra 0353
Autoren: Jane Porter , Fiona Harper , Kim Lawrence
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darauf gefreut, dass du ihr vorliest“, sagte sie enttäuscht.
    Alex ging zum Schreibtisch zurück und zeigte mit entschuldigender Miene auf den Berg von Papieren.
    Jennie sah aus, als wollte sie etwas erwidern, blieb jedoch stumm und ging zur Tür. Alex atmete erleichtert auf. Er wollte nicht mit Jennie darüber sprechen; er fühlte sich schon so schlecht genug. Es war erschreckend, aber manchmal sah er seine wunderbare Frau an, ohne etwas für sie zu empfinden.
    „Musst du noch lange arbeiten?“
    Er nickte. „Ja, noch ein bisschen. Aber bevor du ins Bett gehst, bin ich fertig.“ Er zwinkerte ihr zu. Noch vor wenigen Wochen hätte Jennie über seine Anzüglichkeiten bestimmt gelacht. Doch jetzt nickte sie nur, verließ das Zimmer und machte die Tür fest hinter sich zu.
    Alex versuchte weiterzuarbeiten, doch er konnte sich nicht mehr konzentrieren. Er hatte das furchtbare Gefühl, dass es schlimmer um die Dinge stand, als er gedacht hatte. Es war schon dramatisch genug, dass er keine Gefühle mehr entwickeln konnte, doch es wäre fatal, wenn er Jennie damit anstecken würde. Er wollte nicht, dass seine lebhafte, wunderschöne Frau dahinwelkte wie er und ihre Lebensgeister verlor. Aber er konnte nicht leugnen, dass etwas anders geworden war zwischen ihnen. Etwas musste passiert sein, und er hoffte inständig, dass es nicht seine Schuld war und er sie nicht mit seiner Empfindungslosigkeit angesteckt hätte.
    Eine Woche verging, bis Jennie endgültig zusammenbrach. Es war Samstag, und Alex war schon wieder in der Kanzlei. Statt mit ihr zu sprechen, um herauszufinden, was mit ihnen los war, hatte er sich in die Arbeit geflüchtet.
    Jennie versuchte, geduldig und verständnisvoll zu sein, denn sie wusste, dass er mit sich kämpfte. Es war jetzt zwei Monate her, seit er das Ergebnis des DNA-Tests bekommen hatte, und immer noch war er so distanziert und abwesend wie immer. Jennie konnte nicht mehr. Deshalb entschied sie, ein paar Tage in ihrer Wohnung in London zu verbringen. Sie brauchte Zeit und Raum, um über alles nachzudenken. Vielleicht würde Alex diese kleine Pause ja auch guttun. Er konnte sich in Ruhe überlegen, ob er sie zukünftig weiter an seiner Seite haben wollte oder nicht. Falls die Antwort Ja lautete, könnte er ja kommen und sie zurückholen.
    Lustlos begann sie zu packen und entschloss sich, auch ein paar ihrer Cocktailkleider mitzunehmen. Warum nicht? In London würde sie endlich wieder ein bisschen Spaß haben können. Das war immer noch besser, als weinend in ihrem Apartment herumzusitzen.
    Als sie fast fertig war, hörte sie ein Geräusch und drehte sich um. Mollie stand in der Tür und sah sie mit entsetzter Miene an.
    „Was … was machst du da?“ Ihre Lippen zitterten, und sie war ganz blass.
    Jennie öffnete den Mund, als die Kleine auf sie zugerannt kam und sie fest umklammerte. Tränen liefen ihr die Wangen herunter.
    „Geh nicht weg!“, schluchzte sie. „Ich will nicht, dass du gehst!“
    Sie war völlig außer sich. Jennie ließ den Schuh fallen, den sie in der Hand gehabt hatte, und herzte und küsste das Kind. „Schhh, wein doch nicht … hab keine Angst, ich gehe nicht weg. Ich bleibe hier bei dir. Versprochen.“
    Mollie machte sich frei und sah sie voller Verzweiflung an. „Aber du … du packst doch die Sachen …“
    Mollies Schmerz traf Jennie wie ein Faustschlag. Das kleine Mädchen hatte schon so viel Liebe in seinem Leben entbehren müssen, und Jennie brachte es nicht über sich, noch mehr dazu beizutragen. Alex brauchte sie vielleicht nicht, aber Mollie tat es. Sie hatte es nicht verdient, schon wieder verlassen zu werden.
    Jennie umarmte und küsste die Kleine, bis sie sich ein wenig beruhigt hatte. Dann sah sie Mollie beschwörend an. Vertrau mir, sollte ihr Blick signalisieren. Aber noch immer war das Kind voller Furcht.
    Jennie wusste, dass sie handeln musste. Schnell erhob sie sich und packte in aller Eile ihren Koffer wieder aus. Dann ließ sie sich auf dem Bett nieder und nahm Mollie auf den Schoß. Sie hielt sie fest umfangen und strich ihr über den Kopf, wie es ihre Mutter damals immer mit ihr getan hatte.
    Sie spürte den starken Drang, ihre Stieftochter zu beschützen, und das machte ihr Angst. War das der Mutterinstinkt? Dieses Gefühl, dass man alles, aber auch alles, tun würde, um das eigene Kind vor dem Bösen zu bewahren? Ein überwältigendes Gefühl von Liebe, das fast Angst machte, breitete sich in ihr aus. Eine Empfindung, vor der man versucht
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