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Julia Collection Band 57

Julia Collection Band 57

Titel: Julia Collection Band 57
Autoren: Bj James
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bringen.
    Jetzt brauchte sie noch eine Zusage auf ihre diversen Bewerbungen und eine Empfehlung von Davis Cooper. Sie bedauerte, dass nicht Cooper Cades Gips abnehmen würde. Aber falls die Nationalparkverwaltung ihr demnächst eine Stelle anbot, ging es eben nicht anders. Sie vertraute darauf, dass Cooper ihr einen guten Kollegen nennen würde.
    Lindsey legte ihren Spaten beiseite und trat an die Gartenpforte, um zuzusehen, wie Cade in der Nachmittagssonne mit Brownie spielte. Der Junge wirkte bedrückt. Dabei wusste er noch gar nicht, dass sie die Farm verlassen würden. Sie hatte bisher nicht den Mut gehabt, es ihm zu sagen. Aber er hatte von jeher ein ausgeprägtes Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmte. Zunächst hatte er Lincoln noch jeden Tag bei seinen Besuchen in Belle Rêve gesehen. Aber Lincoln war kein einziges Mal mehr zu ihnen auf die Farm gekommen, nachdem er in den vorangegangenen Wochen täglich dort gewesen war.
    Dann hatte Cade ohne jede Erklärung seine Besuche auf der Plantage eingestellt. Zunächst hatte sie Angst gehabt, als er trotz seines Gipsverbands mit seinem rostigen Fahrrad allein nach Belle Rêve gefahren war. Jetzt jedoch, wo er so bekümmert wirkte, wünschte sie, er würde es wieder tun.
    „Komisch“, vernahm sie hinter sich eine unbekannte Stimme. „Sie sehen gar nicht aus wie ein Feigling, Lindsey Stuart.“
    Erschreckt fuhr Lindsey herum. Nur ein paar Meter vom Gartenzaun entfernt hielt ein altmodischer Kutschwagen. Jesse Lee, der als Kutscher fungierte, nickte ihr kühl zu. Doch es war der Mann neben ihm, dem ihre ganze Aufmerksamkeit galt.
    „Entschuldigen Sie?“ Sie hatte Gus Cade noch nie getroffen, doch er musste es sein. Nicht, weil Jesse bei ihm war oder weil sein rechter Arm von einem Schlaganfall gelähmt herunterhing. Auch wenn er und seine Söhne sich überhaupt nicht ähnlich sahen, hatten sie doch irgendetwas Undefinierbares gemein. Lindsey blickte ihm fest in die Augen. „Kann ich Ihnen helfen?“
    „Bei mir brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen. Und ja, verflixt, Sie können mir helfen.“ Ausgesprochen ärgerlich fuhr Gus fort: „Sie könnten wieder Rückgrat zeigen und endlich aufhören, den Jungen zu unterschätzen.“
    „Welchen Jungen?“, fragte Lindsey scharf zurück, weil sie selbst ärgerlich wurde. „Meinen oder Ihren, Gus Cade?“
    Zu ihrer Überraschung lachte Gus. „Sie haben also doch Mumm. Wundert mich nicht, denn wie ich höre, sind Sie das, was Sie sind, aus eigener Kraft geworden und durch eisernen Willen. Es ist nur jammerschade, dass Sie Ihrem eigenen Sohn nicht den gleichen Mut zugestehen. Schlimmer noch, Sie haben ihm die Chance genommen zu beweisen, was in ihm steckt.“
    „Das habe ich nicht getan.“
    „Nein?“ Die beiden Pferde tänzelten hin und her, als würde irgendetwas sie nervös machen. Jesse beruhigte sie. „Haben Sie dem Jungen gesagt, dass Sie wegziehen? Und warum? Ist Ihnen in den Sinn gekommen, dass er, wenn er die ganze Geschichte kennen würde und wüsste, was ihm hier womöglich bevorsteht, vielleicht trotzdem bleiben würde?
    Zum Teufel, was heißt hier vielleicht? Cade würde bleiben, das wissen wir beide.“
    „Er ist noch zu jung, um das alles zu begreifen.“
    „Wirklich? Wie alt waren Sie denn, als Sie langsam begriffen, was Sie tun mussten?“ Gus saß kerzengerade, doch Lindsey entging nicht, wie sehr es ihn anstrengte. „Ich nehme an, etwa so alt wie der Junge. Vielleicht damals schon, als Sie noch Hannah Jones hießen. Sie sind eine Kämpfernatur, und Sie sind zäh. Genau wie Lincoln. Ich gehe davon aus, dass der kleine Cade diese Eigenschaften geerbt hat. Geben Sie ihm also ein Mitspracherecht. Er verdient es.“
    Gus holte tief Luft. „Mehr habe ich zu dem Thema nicht zu sagen.“ Unvermittelt wurde sein Ton freundlicher. „Aber ich würde mich freuen, wenn ich den Jungen für ein paar Stunden mit hinüber nach Belle Rêve nehmen könnte. Ich habe ihn die letzten zwei Tage vermisst.“
    Auch wenn Lindsey Gus Cade nicht persönlich kannte, so kannte sie doch seinen Ruf. Daher überraschte es sie sehr, in seinen starken, eigensinnigen Zügen einen Anflug von Einsamkeit zu entdecken. Plötzlich wurde ihr klar, dass dieser harte, griesgrämige Mann sie vermutlich besser verstand als sonst irgendjemand. Ihr Ärger verflog. „Warum lassen Sie das nicht Ihren Namensvetter entscheiden, Mr Cade?“
    „Das wäre immerhin ein Anfang.“ Die Pferde scheuten, weil irgendetwas sie ängstigte. Besorgt
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