Julia Collection Band 28
ausgesprochen, als würde es ihm etwas bedeuten. Vielleicht könnte er es sogar schätzen, dass sie noch unerfahren war?
Die Vorstellung, ihre Unschuld an Sullivan zu verlieren, heizte ihre Fantasie an. Bestimmt würde es ihn schocken, dass sie noch unberührt war. In ihrem Alter!
Außerdem kannte Sullivan bestimmt viele schöne Frauen. Warum sollte er sich da mit ihr abgeben? Doch träumen durfte sie ja noch, oder? Sie war gut im Träumen. Das half ihr, weil die Vorstellung, eines Tages als Jungfrau zu sterben, deprimierend war.
„ Virgin Mist “, sagte er. „Jungfräulicher Nebel. Das ist ein Name, der die Massen ansprechen wird. Er verspricht etwas Neues und Frisches. Was halten Sie davon?“
Bevor sie zustimmen konnte, öffnete sich die Tür, und ihr Vater kam herein.
„Wie hat Ihnen der Rundgang gefallen?“, fragte er.
„Ausgezeichnet. Er war höchst informativ, und meine Führerin kennt sich sehr gut aus“, fügte Sullivan mit einem Lächeln für Lissa hinzu.
„Das glaube ich gern, Lissa liebt das Weingut über alles.“ Ken legte seiner Tochter einen Arm um die Schultern und drückte sie an sich. „Sie ist die Tochter, die nach mir geraten ist.“
Sullivan lachte, und auch Lissa lächelte. Es war nett, wenn ihr Vater so etwas sagte und offenbar vergaß, dass er sie adoptiert hatte.
Doch sie beide wussten, dass es irgendwo einen Mann gab, einen gesichtslosen Mann, der für ihre Existenz verantwortlich war.
In seinem Büro in Portland studierte Jared eine Akte, war mit seinen Gedanken jedoch nicht bei der Arbeit.
Es machte ihm schwer zu schaffen, dass die Uhr tickte und er noch nichts über Olivia Maddison und ihr Kind erfahren hatte. Der von ihm engagierte Privatdetektiv hätte sich schon vor zehn Minuten bei ihm melden sollen.
Gerade als er auf die goldene Armbanduhr sah, ertönte das Signal des Sprechgeräts.
„Mr. Cartwright?“, fragte seine Sekretärin.
„Ja.“
„Mr. Hastings von Investigative Specialties ist hier.“
„Schicken Sie ihn herein.“ Jared war gespannt, ob der Detektiv etwas über Olivia herausgefunden hatte.
Sam Hastings war ein großer Mann mit dichtem blondem Haar und ausgeprägten Brauen über ernsten Augen.
Jared stand auf und reichte ihm über den Schreibtisch die Hand. „Neuigkeiten?“
„Ja, allerdings“, erwiderte Sam. „Olivia ist tot.“
Jared ließ sich auf den Stuhl sinken. „Wie ist das passiert?“
„Ein Autounfall vor siebenundzwanzig Jahren.“
„Und das Baby?“, fragte Jared bang. War das Kind auch gestorben?
„Es wurde der Obhut staatlicher Stellen übergeben und zur Adoption freigegeben.“
„Und jetzt?“, fragte Jared.
Sam setzte sich. „Olivia und ihre Mutter hatten einen Autounfall. Mrs. Maddison war auf der Stelle tot, Olivia wurde lebensgefährlich verletzt. Im Portland General Hospital lag sie mehrere Wochen im Koma und starb dann.“
„Was verraten uns die Unterlagen des Krankenhauses?“, erkundigte sich Jared.
„Das ist das Problem.“ Sam seufzte. „Einige Monate nach Olivias Tod verursachte ein schweres Gewitter in dieser Gegend eine Störung in der Stromversorgung. Das Notstromaggregat des Krankenhauses schaltete sich zwar gleich ein, und den Patienten passierte nichts. Die Computer waren jedoch alt, und die darauf gespeicherten Dateien gingen verloren oder wurden nahezu unleserlich.“
„Aber es gibt doch sicher nicht nur Computerdaten, sondern auch schriftliche Unterlagen“, wandte Jared ein, weil er die Hoffnung nicht aufgeben wollte, sein erstgeborenes Kind zu finden.
„Leider nein. Bei der Stromstörung kam es zu einer Überspannung. Funkenflug hat zahlreiche Akten über Adoptionen und Ähnliches zerstört. Sie sind schlicht und einfach verbrannt.“
Jared krampfte sich der Magen zusammen. „Soll das heißen, dass wir nicht mehr herausfinden können, was aus diesem Kind wurde?“
„Es hat den Unfall überlebt, kam vorzeitig zur Welt und wurde über Children’s Connection zur Adoption vermittelt. Ein paar Informationen haben wir, allerdings unzusammenhängend und bruchstückhaft.“
„Welche?“, fragte Jared mit erneuter Hoffnung.
„Namen, Adressen, Geschlecht, aber ich weiß nicht, was wozu gehört.“
„Dann sehen wir uns an, was Sie haben, und entscheiden, wie wir weiter vorgehen.“
Vielleicht war das Kind, das er damals gezeugt hatte, das Wunder, das er jetzt dringend brauchte.
Als Lissa an diesem Abend schlafen gehen wollte, fand sie Barney nirgendwo. Ihre Eltern hatten ihn
Weitere Kostenlose Bücher