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JULIA COLLECTION Band 14

JULIA COLLECTION Band 14

Titel: JULIA COLLECTION Band 14
Autoren: ELIZABETH BEVARLY
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war das Fenster nicht nur unverriegelt, sondern stand auch noch sperrangelweit offen. Es würde ein leichtes sein, in Ethan Zorns Schlafzimmer einzubrechen.
    Mit einem letzten schweren Seufzer erreichte sie den steinernen Fenstersims. Einen Moment lang hing sie mit beiden Armen daran und tadelte sich erneut dafür, etwas so Dummes zu tun. Dann zog sie sich hoch und rollte sich über den Sims ins Zimmer.
    Ethan Zorn parkte den kleinen, unverschämt teuren Wagen vor seinem gemieteten Haus und schwor sich erneut, dass er niemals wieder Stand-by fliegen würde. Es war zu stressig, zu unvorhersehbar, zu unkomfortabel.
    Natürlich hatte es Zeiten gegeben, in denen es ihm nichts ausgemacht hatte, spontan und unkomfortabel zu reisen. Doch für Stress hatte er nie etwas übrig gehabt. Es war schon bemerkenswert, wie in den letzten zehn Jahren die Dinge, die er mochte, immer mehr aus seinem Leben verschwunden waren, während der Stress immer größer geworden war.
    Er verdrängte diese trüben Gedanken und zwängte sich aus dem Wagen, um sich auf dem Gehsteig erst einmal genüsslich zu strecken. Dann nahm er seine Aktentasche und seine Reisetasche vom Rücksitz. Beide schienen seine ständigen Begleiter zu sein, und vage registrierte er, dass sie bereits deutliche Abnutzungserscheinungen zeigten. Genau wie ich, dachte er ironisch. Aber Männer wie er überlebten diese Art von Arbeit normalerweise auch nicht so lange.
    Er trat die Tür mit dem Absatz zu, aktivierte die Alarmanlage und fragte sich, weshalb er sich überhaupt darum kümmerte. Sein neues Hauptquartier – er zögerte, die Kleinstadt Endicott sein Zuhause zu nennen – war ein anständiger, erbaulicher Ort. Aber er war es gewohnt, stets auf der Hut zu sein, und würde nicht gerade jetzt damit aufhören.
    Die Haustürschlüssel klimperten leise, als er die Stufen hinaufstieg und die breite Veranda überquerte. Die Tür war wieder einmal unverschlossen. Er würde sich also erneut ernsthaft mit der Haushälterin unterhalten müssen.
    Natürlich war Mrs. MacNamara hier aufgewachsen und konnte daher nicht verstehen, dass es draußen in der bösen Welt kriminelle Elemente gab. Endicott war das Herz und die Seele des Mittleren Westens Amerikas, ein Ort, an dem noch immer Träume und Wünsche in Erfüllung gehen konnten.
    Im Grunde waren die Naivität und selige Unwissenheit der Einwohner dieser Stadt zum Lachen. Wenn die Leute wüssten, was Ethan hier wirklich tat, würden sie ihre Kinder von der Straße holen und aus der Stadt flüchten. Zum Glück hatte er sich gut getarnt. Aber das war bei seinem Job auch überlebenswichtig. Ein falscher Schritt konnte den Tod bedeuten.
    Die Haustür knarrte behaglich, und Ethan wurde von harter Rockmusik empfangen. Er folgte dem Lärm ins Wohnzimmer und entdeckte Mrs. MacNamara friedlich schlafend, das Strickzeug auf dem Schoß, während die Boxen mit jedem Baßwummern förmlich im Regal tanzten. Ethan ging zur Stereoanlage und schaltete sie aus. Herrliche Stille kehrte ein und weckte die Haushälterin. Sie blinzelte.
    „Oh, Mr. Zorn. Sie sind schon zurück. Ich habe Sie nicht vor morgen Abend erwartet.“
    Ethan fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. „Meine Geschäfte waren früher als geplant erledigt, daher habe ich mich gleich auf den Heimweg gemacht. Ist alles in Ordnung?“
    Die Haushälterin nickte. „Soweit man das mit Bob am Himmel behaupten kann.“
    Er runzelte die Stirn. Mrs. MacNamara hatte sich von diesem Unsinn also auch anstecken lassen. Das war das einzig Ärgerliche an dieser Stadt. Die Kometen-Hysterie schien seit Ethans Ankunft vor einigen Wochen jeden erfasst zu haben. Komet Bob wurde für alles verantwortlich gemacht, von entlaufenen Haustieren und Stromausfällen bis hin zu verspäteter Post. Und jedes Mal, wenn ein Bürger der Stadt etwas Unvernünftiges tat – sei es nun eine Geschwindigkeitsübertretung direkt vor den Augen eines Verkehrspolizisten, oder jemand wurde in flagranti vom Ehepartner erwischt –, dann wurde die Schuld dafür natürlich auf Bob geschoben.
    „Gut“, sagte Ethan, um ein Gespräch über den Kometen von vornherein abzuwürgen. Plötzlich hatte er auch keine Lust mehr, Mrs. MacNamara wegen der offenen Haustür zu tadeln. Er fuhr sich durch die schwarzen Haare und meinte: „Dann gehe ich jetzt ins Bett.“
    Mrs. MacNamara nickte. „Ich auch. Seit Bob letzten Monat wieder aufgekreuzt ist, habe ich überhaupt keine Energie mehr.“
    Das hatte natürlich nichts damit zu tun,
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