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Judith

Judith

Titel: Judith
Autoren: Jude Deveraux
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und ließ sich nicht anmerken, wie angewidert sie war.
    »Nicht heute nacht«, flüsterte sie verheißungsvoll. »Morgen. Ich muß bestimmte Vorbereitungen treffen, daß wir genug Zeit haben. « Sie tätschelte seinen Schenkel und lächelte, als er vor Begierde stöhnte. »Jetzt muß ich gehen. «
    Ihr Gesicht war nicht mehr freundlich, als sie ihm den Rücken kehrte. Sie hatte noch etwas zu erledigen, ehe sie wieder ins Bett ging.
    Der Stallbursche würde sich glücklich schätzen, ihr zu Diensten sein zu können. Sie war nicht gewillt, zuzulassen, daß ein Mann wie dieser Spion so ungeniert von ihr und Gavin sprach… Er würde für seine Unverfrorenheit bezahlen müssen.
    »Guten Morgen, Vater«, sagte Lilian lächelnd, als sie sich niederbeugte und einen Kuß auf die pockennarbige Wange des schmuddeligen alten Mannes hauchte.
    Sie befanden sich im zweiten Stockwerk des Turmes, in einem Raum, den sie die große Halle nannten. Er wurde zum Essen, für Zusammenkünfte und als Schlafstätte für die Gefolgsleute benutzt.
    Lilian sah den leeren Krug ihres Vaters und winkte einem vorbeikommenden Knecht. »He du, bring meinem Vater frisches Bier! «
    Nicolas Valence drückte der Tochter dankbar die Hand. »Du bist die einzige, die sich um mich kümmert, meine süße Lilian. All die anderen — deine Mutter und deine Schwestern — verbieten mir, daß ich trinke. Aber du verstehst, daß es mir guttut. «
    Lilian wandte sich ab. »Das tue ich, liebster Vater. Ich liebe dich doch. « Sie lächelte ihn an.
    Wieder einmal, wie schon so oft, fragte sich Nicolas, wie er und seine hagere Frau eine so hübsche Tochter haben konnten. Lilian gab ihm die Flaschen, die ihm die anderen fortnahmen. Sie war eine brave Tochter, und er dankte es ihr, indem er ihr Geld für Kleider gab.
    Lilian trug Gewänder aus Seide. Ihre Schwestern dagegen mußten die groben selbstgewebten Stoffe nehmen. Er tat alles für Lilian. Hatte er nicht auch diesem Gavin Montgomery erklärt, daß er sie ihm niemals zur Frau geben würde? Sie war zu Höherem geboren. Und bald würde sie einen Earl heiraten.
    Er griff nach seinem Krug und hob ihn an die Lippen.
    »Vater, ich wollte dich um einen Gefallen bitten«, schmeichelte Lilian.
    Valence nahm einen weiteren Schluck. Die Wünsche seiner Tochter waren oft schwer zu erfüllen. Deshalb wich er schnell auf ein anderes Thema aus.
    »Hast du schon gehört, daß gestern nacht ein Mann von der Mauer gefallen ist? Ein Fremder — keiner scheint zu wissen, woher er kam. «
    Lilians Gesicht veränderte sich. Nun würde dieser Spion keinem mehr von Gavin erzählen können und auch nichts darüber, daß sie ihn nach dieser Judith Revedoune ausgefragt hatte. Gleichmütig zuckte sie die Achseln.
    »Ich möchte zu dieser Hochzeit. Du weißt, diese Revedoune heiratet Gavin… «
    »Du willst zu der Hochzeit von der Tochter eines Earl eingeladen werden? « fragte Valence verwundert. »Wie soll ich das erreichen? «
    Lilian schickte den Knecht fort, der ihrem Vater Bier nachschenken wollte. Dann beugte sie sich lächelnd zu dem alten Mann hinunter.
    »Ich habe mir einen Plan ausgedacht… «

3. Kapitel
    Die Flammen züngelten an dem Stein hinauf und fraßen sich mit gierigen Feuerzungen in die Holzverkleidung über dem Laden des Händlers.
    Die Luft war voller Qualm und Rauch, und die Männer und Frauen, die in langer Kette standen, um sich die Wassereimer weiterzureichen, waren rußgeschwärzt.
    Gavin stand mit nacktem Oberkörper auf einer Leiter und schlug mit einer Axt den Schuppen nieder, der neben dem brennenden Haus war. Man merkte Gavins kraftvollen Schlägen nicht an, daß er schon zwei ganze Tage mit der Bekämpfung des Brandes beschäftigt war.
    Der Ort, in dem die Häuser brannten, gehörte den Montgomerys. Eine fast vier Meter hohe Mauer, die sich von der Burg herunterzog, schloß das Dorf ein.
    Die Steuern, die sie von den Bewohnern bekamen, dienten zum Lebensunterhalt der vier Brüder. Als Gegenleistung schützten sie mit ihren Gefolgsleuten und Rittern die Leute, die darin wohnten.
    »Gavin! « schrie Raine seinem Bruder durch das Knacken und Knistern der Flammen zu, »komm von dort weg! Das Feuer ist zu dicht neben dir! «
    Doch Gavin überhörte die Warnung des anderen. Er hatte keinen Blick für die brennende Wand, die jeden Moment auf ihn niederstürzen konnte.
    Er schlug noch wütender auf den Schuppen ein und warf die brennenden Bretter zur Seite, wo ein Mann sie mit Wasser übergoß.
    Raine wußte,
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