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Judith

Judith

Titel: Judith
Autoren: Jude Deveraux
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recht«, meinte Lilian abwesend. »Es ist zu riskant. Hilf mir beim Anziehen. Ich werde mich mit ihm unter der Ulme im Küchengarten treffen. «
    »Jetzt? Mitten in der Nacht? Aber… «
    »Geh schon! Sag ihm, daß ich gleich komme. « Lilian griff nach ihrem Morgenmantel. Er war aus dickem rotem Samt und mit Eichhornfell gefüttert. Sie schlang den Gürtel um die Taille und schlüpfte in die warmen Fellschuhe.
    Es war ein Monat vergangen, seit sie Gavin zum letzten Mal gesehen hatte. Kein einziges Wort war von ihm während all der Zeit gekommen.
    Nur ein paar Tage nach jener Nacht im Wald hatte sie erfahren, daß er diese reiche Erbin heiraten würde. Und jetzt ging die Kunde von dem großen Hochzeitsfest durch das ganze Land.
    Eine lange Reihe Gäste war geladen. Der gesamte Adel würde zusammenströmen. Je mehr Lilian davon gehört hatte, desto eifersüchtiger war sie geworden.
    Es war ihr größter Wunsch, neben einem Bräutigam wie Gavin sitzen zu können und einem Turnier zuzusehen, das zu Ehren ihrer Hochzeit ausgetragen wurde. Für ihre Hochzeitsfeier wurden nicht solche Vorbereitungen getroffen.
    Doch soviel sie auch von den Festlichkeiten erfahren hatte, niemand konnte ihr etwas von Judith Revedoune erzählen. Vor zwei Wochen war Lilian dann die Idee gekommen, sich jemanden zu kaufen, der ihr von dieser Judith einen Bericht geben könnte. Und nun war dieser Mann hier..
    Lilian spürte, wie ihr Herz vor Aufregung hastig klopfte, während sie durch den verwilderten Garten lief. Diese Judith ist bestimmt häßlich wie eine Kröte. Es muß so sein, warum erfährt man sonst nichts über sie?
    »Ich begrüße Euch ergeben, meine Lady«, sagte der Spion, als Lilian sich ihm näherte. »Eure Schönheit kann sogar den Mond verblassen lassen. « Er griff nach ihrer Hand und küßte sie.
    Lilian war von diesem Benehmen angeekelt. Doch er war der einzige gewesen, der etwas über die Familie Revedoune ausplaudern wollte. Und der Preis, den er dafür gefordert hatte, war eine Unverschämtheit.
    Er war ein schmieriger Mann, aber seine Liebespraktiken waren nicht schlecht.
    »Was gibt es für Neuigkeiten? « fragte Lilian ungeduldig und entzog ihm ihre Hand. »Hast du sie gesehen? «
    »Nicht… aus der Nähe jedenfalls nicht —«
    »Was soll das? Hast du sie gesehen oder nicht? « Lilian starrte ihn ärgerlich an.
    »Ich sah sie. Aber sie wird sehr bewacht… « Er wollte ihre Gunst und wußte, daß er die Wahrheit Vorbringen mußte. Er hatte Judith Revedoune gesehen, als sie mit einigen ihrer Frauen ausgeritten war. Aber er hatte nicht erkennen können, welche der Reiterinnen die reiche Erbin gewesen war.
    »Warum wird sie bewacht? Ist sie so einfältig, daß man sie nicht allein läßt? «
    Dem Mann war die Frau, die ihn so ausfragte, plötzlich unheimlich. Die Kälte in ihren Augen konnte einen erschrecken.
    »Es gibt Gerüchte. Man sieht sie nie ohne Begleitung, entweder mit den Frauen oder mit ihrer Mutter. Man hat sie schließlich für ein Leben im Kloster erzogen und… «
    »Kloster? « Lilian merkte, wie die Anspannung in ihr nachließ. Im allgemeinen wurden häßliche, mißgebildete oder geistig zurückgebliebene Töchter reicher Familien in Klöster geschickt. »Dann willst du also sagen, daß sie nicht normal ist? «
    »Warum versteckt man sie sonst so, meine Lady? Und zwar von Kindheit an. Robert Revedoune ist ein harter Mann. Seine Frau hinkt, seit er sie die Treppe hinuntergestoßen hat. Er würde nie wollen, daß die ganze Welt seine Tochter sieht, die häßlich wie die Nacht ist. «
    »Aber du bist nicht sicher, daß das der Grund ist? «
    Er lächelte und fühlte sich jetzt etwas sicherer. »Welchen Grund sollte es sonst haben? Wenn er sich ihrer nicht schämen müßte, würde er sie doch aller Welt zeigen, oder? Dann hätte er sie doch schon vor dem Tod seiner Söhne vermählt. Wer läßt seine einzige Tochter ins Kloster gehen? «
    Lilian starrte nachdenklich in die Dunkelheit. Ihr Schweigen machte den Mann mutig. Er griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich heran.
    »Ihr habt keinen Grund, sie zu fürchten, meine Lady«, raunte ihr ins Ohr. »Es gibt keine schöne Braut, die Lord Gavin von Euch ablenkt. «
    Lilian stieß ärgerlich die Luft aus. Wußten so viele Leute von ihr und Gavin? Sie hob stolz den Kopf und tat so, als hätte sie die letzte Bemerkung nicht gehört.
    »Du hast deine Sache gut gemacht und wirst deinen Lohn bekommen. «
    Er beugte sich nieder und küßte sie. Lilian wich zurück
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