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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller
Autoren: Ben Berkeley
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verräterisch gewesen, und die Dunkelheit war für die Nähe, die sie für einen möglichen lautlosen Angriff mit den Messern brauchte, ihr wichtigster Verbündeter.
    Klara drängte sich in die Nische neben der Tür, die zu dem nächsten Raum führte. Ihr Atem ging jetzt, da sie sich der drohenden Gefahr bewusst war, immer schneller. Irgendwo in diesem Haus lauerte ein Psychopath, und er hatte Pia und vermutlich auch Tammy Walker in seiner Gewalt. Obwohl es ihrer Art, alleine zu arbeiten, widersprach, sendete sie eine SMS mit ihrem Aufenthaltsort und ihrer Vermutung an Sam, alles andere wäre in dieser Situation grob fahrlässig gewesen.
    Bevor sie sich in den nächsten Raum vorwagte, atmete Klara tief ein. Es ging los.
    An jeder weiteren Tür lauschte Klara und schlich dann in den langen Schatten der Wände von Raum zu Raum. Dann und wann knarzte eine Diele. Sie brauchte über zehn Minuten, um auf diese Weise das Erdgeschoss abzusuchen: es war leer. Auf dem Weg zur Kellertreppe testete Klara jede einzelne Bohle, bevor sie ihr Gewicht darauf verlagerte. Zum Glück wechselte der Bodenbelag an dem schmalen Abstieg wieder zu einem Untergrund aus Stein. Jetzt galt es die Nervern zu bewahren.
    An der steilen Treppe presste sich Klara gegen die kalte Wand. Stufe für Stufe stieg sie in die feuchten Kellerräume hinunter, es wurde mit jedem Schritt frostiger, zumindest kam es ihr so vor. Im Gegensatz zu den oberen Stockwerken wirkte der Keller zwar auf den ersten Blick ebenso verlassen, aber es standen etliche Relikte der ehemaligen Bewohner herum, sodass man einen ganzen Flohmarkt damit hätte organisieren können. Sie lauschte.
    Da. Ein Geräusch. Eine Melodie, mindestens noch drei Räume entfernt. Ein Radio lief, vermutete Klara. Das war gut. Sie schlich weiter, achtete jetzt vor allem darauf, sich in möglichst fließenden Bewegungen vorzuarbeiten. Sie bewegte sich auf die Musik zu. Ein Shakira-Song. Er hielt zwei Frauen gefangen und hörte seichten Pop. Unglaublich.
    Zwei Räume weiter sah sie ein Licht unter dem Rahmen der Tür. Wer wartete hinter der einfachen Holztür? Der Täter? Tammy und Pia? Oder alle drei? Klara versuchte, durch das Schlüsselloch zu spähen, konnte aber nichts erkennen. Irgendjemand hatte Kaugummi oder Papier hineingestopft. Klara atmete flach und wog ihre Optionen ab. Sie blickte nach links. Dort lagen weitere Kellerräume, und sie hatte keine Ahnung, wo sich Tammy und Pia befanden. Sie konnten ebenso gut hinter dieser Tür sein. Nein, sie hatte keine Wahl.
    Klara legte die Hand auf die Türklinke. Millimeter für Millimeter drückte sie nach unten, bis sie spürte, dass sich der Riegel vollständig zurückgeschoben hatte. Noch einmal wog sie das Messer in ihrer rechten Hand und hob ihren Arm. Dann öffnete sie mit einer einzigen fließenden Bewegung die Tür, wirbelte durch den Raum und durchsuchte während ihrer Drehung um die eigene Achse mit den Augen das kleine Zimmer.
    Sie kam direkt vor dem Radio zum Stehen, den Arm mit dem Messer hatte sie noch immer erhoben. Aber es gab nichts, worauf sie hätte einstechen können, der Raum war leer. Das Radio stand auf einem einfachen Resopaltisch und spielte unbeirrt den dämlichen Song, davor lag ein umgeworfener Stuhl, ebenfalls aus Plastik, und auf dem Tisch stapelten sich unzählige, sorgsam beschriftete Blätter in Klarsichtfolie.
    Klara überflog die Unterlagen und erschrak. Es handelte sich um Listen, die Pias Entführung minutiös vorgaben, mit Zeitangaben, möglichen Komplikationen und allen Details. Klara schluckte und wühlte sich durch die Listen auf der Suche nach einem Hinweis auf Pias Gefängnis, aber da war nichts.
    Plötzlich hörte Klara ein polterndes Geräusch aus einem der Nebenzimmer, nicht allzu weit entfernt. Sie brach die Durchsicht der Unterlagen ab und konzentrierte sich wieder auf das Hier und Jetzt.
    Wo kam das Geräusch her? Klara lauschte. Sollte sie es riskieren, das Licht auszuschalten? Nein, es würde dem Täter verraten, dass sie hier war. Und bisher hatte sie keine Ahnung, von wem das Poltern stammte. Klara glaubte ein Flüstern zu hören. Sie schlich in die Richtung, aus der die Geräusche und das Flüstern gekommen waren.
    Nachdem sie den Raum mit dem dudelnden Radio verlassen und die Tür geschlossen hatte, umfing sie wieder vollständige Dunkelheit. Sie wartete ein paar quälend lange Minuten, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Es war äußerst gefährlich, ohne perfekt vorbereitete Sinne
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