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Judaswiege: Thriller

Judaswiege: Thriller

Titel: Judaswiege: Thriller
Autoren: Ben Berkeley
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Sack, das Adrenalin hatte ganze Arbeit geleistet. Angst, Stress und Schweiß. Panik erfasste sie. Was sollte sie tun, was hatte der Mann mit ihr vor? Wurde sie entführt? Wegen Adrian? Wegen Geld? Verdammt, Adrian …
    »Jessica, frag dich nicht, warum. Es geht nicht um Adrian, es geht nur um uns beide.«
    Als könne er ihre Gedanken lesen wie ein offenes Buch. Jessica schluckte. Sie stammelte: »Was meinen Sie damit, es geht um uns?«, fragte sie.
    Die Stimme lachte: »Das wirst du noch früh genug begreifen, Jessica. Fahr jetzt weiter. Und halte dich an das Tempolimit, wir wollen doch nicht, dass ein Unfall geschieht, nicht wahr, Jessica?«
    Wieso wiederholt er ständig meinen Namen?, wunderte sie sich. Ein verdammter Freak. Aber welche Wahl hatte sie schon? Wenn die Bombe echt war, dann musste sie auf Zeit spielen. Und wenn nicht, wenn es nur ein Spinner war, der ihr einen Schrecken einjagen wollte? Sie glaubte nicht daran. Vielleicht ein verflossener Liebhaber. Welcher wäre verrückt genug, ihr so etwas anzutun? Ihr fiel keiner ein. Aber wer konnte schon in fremde Köpfe schauen? In die dunkelsten Ecken, dorthin, wo die abseitigen Phantasien ihr verborgenes Dasein fristeten? Niemand.
    Nur dieser eine One-Night-Stand schlich sich in ihr Bewusstsein. Damals, vor Jahren, die schummrige Bar, mehrere Drinks, eine einzige Nacht. Er hatte sie gewürgt beim Sex. Sie hatte es als nicht schlimm empfunden, betrunken, wie sie war, hatte es sie sogar angemacht. Konnte er die Stimme sein? Sie wusste gar nichts mehr, sie wusste nur noch, dass sie auf einer Bombe saß und ihr diese Stimme drohte, sie in die Luft zu jagen, wenn sie nicht tat, was der Mann verlangte.
    Sie beschloss, kein Risiko einzugehen und zunächst nachzugeben. Ihr Verstand versuchte, die Kontrolle zu übernehmen. Konnte sie nicht einfach vor einer Polizeistation halten und aus dem Wagen springen? In Filmen hechteten sie ständig aus explodierenden Autos und kamen mit heiler Haut davon. Sie kalkulierte ihre Chancen, bis sie sich eingestehen musste, dass sie zu wenige Variablen kannte. Sie fühlte sich ausgeliefert. Trotzdem startete sie den Wagen.
    »Gut, Jessica. Bleib auf der Landstraße bis zur nächsten Kreuzung, und nimm dann die Abzweigung nach Hana im Norden. Ich rufe dich wieder an. Und denk dran, dass ich dich sehen kann, ja? Willst du das für mich tun, Jessica?«
    Als könnte sie dadurch alles rückgängig machen, presste Jessica sich den Hörer ans Ohr, vernahm ihren eigenen Atem, der gegen die Panik ankämpfte. Als sie nicht antwortete, wurde die Stimme schärfer: »Jessica, hast du mich verstanden?«
    »Ja«, erwiderte sie. Was blieb ihr für eine Alternative?
    »Gut. Ich melde mich wieder«, versprach er.
    Wie der Verrückte verlangt hatte, nahm Jessica zunächst den Highway und bog im Norden Richtung Hana ab. Der Asphalt wand sich in engen Kurven an der Küste entlang, es war eine beliebte Route für Touristen, angeblich die schönste Straße von ganz Hawaii. Es war jetzt Viertel nach sieben. Um diese Uhrzeit waren die Touristen längst verschwunden, und die Kurven schlängelten sich einsam durch die dichte Vegetation von Maui. Sie musste langsam fahren, immer wieder wurde die Fahrbahn einspurig. Nacheinander passierte sie Attraktionen wie die Zwillings-Wasserfälle oder einen verlassenen Stand, der tagsüber Bananenbrot verkaufte, aber abends waren die Läden verrammelt.
    Manchmal glaubte sie, hinter sich ein Scheinwerferpaar zu sehen. Sie fuhr langsamer, aber der Wagen holte nicht auf. Da bist du also. Konnte sie es hier riskieren, aus dem Auto zu springen? Die Strecke war derart unübersichtlich, dass er sie zwangsläufig aus den Augen verlieren musste. Ja, so könnte es gehen. Jessica wartete auf zwei besonders enge, aufeinanderfolgende Passagen und versuchte, möglichst weit vorauszuspähen. Als ein gelbes Schild mit großen schwarzen Pfeilen eine Hundertachtzig-Grad-Kehre ankündigte, beschloss sie, ihr Glück dort herauszufordern. Noch vierzig Meter, dreißig, zwanzig. Dann klingelte ihr Handy. Mit zitternden Fingern drückte sie auf die Taste.
    »Jessica, schau nach rechts oben an den Türrahmen. Und bitte: Halte mich nicht für dumm. Das senkt deine Überlebenschancen drastisch. Wir sind fast da, du hast den ersten Teil gleich geschafft. Hinter der nächsten Kurve biegst du nach rechts ab in den Bambuswald. Der Weg ist klein und matschig, aber ich bin sicher, du wirst ihn finden.«
    Er kappte die Verbindung. Sie blickte zum
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