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Judastöchter

Titel: Judastöchter
Autoren: Markus Heitz
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Deutschland. Justine kann sich mit dem Orden vom Blute Christi darum kümmern und literweise Sanctum ausschenken. Hier habe ich ohnehin noch genug zu tun. Gegen den Ard Rí ziehe ich nur mit dir. Oder mit einer Armee. Aber alleine bestimmt nicht. Ich bin nicht lebensmüde – vor allem, seitdem … ich dich kennenlernen durfte.«
    Sias Erleichterung war riesig, aber sie zeigte es ihm lieber nicht zu sehr. Die Sehnsucht brannte nach wie vor in ihr. »Wann, denkst du, können wir uns erneut treffen? In echt?«
    Eric schwieg, und die Sängerin gab jetzt ein Chanson zum Besten. Das Lied ertönte leise, die hohen Decken der Passage sorgten für viel Hall. »Ich weiß es nicht. Die letzten Male war es sehr schwer für mich.«
    »Aber du hast es geschafft«, fiel Sia sofort ein. Vor knapp zwei Monaten hatten sie sich zum neunten Mal gesehen, in Regensburg, und sich in einem Hotel eingemietet. In Einzelzimmern, aber mit der Option, die Nacht in einem Bett zu verbringen. Dazu war es nicht gekommen, doch der lange, gefühlvolle und leidenschaftliche Kuss entschädigte für sehr vieles und hatte die Hoffnung geweckt, eines Tages als echte Liebende leben zu können. Noch war jedes Treffen für Sia aber eine brandgefährliche Situation, bei der sie bei allem Glück auf Erics Signale achten musste. Beim geringsten Anzeichen eines Ausbruchs musste sie die Flucht ergreifen. »Du kannst dem Tötungsdrang widerstehen. Schau dir mich an: Auch ich muss nicht zwangsläufig Menschen töten. Es reicht mir, ihr Blut zu trinken.«
    Er lachte. »Du meinst, ich sollte mir eine Art Methadon für dich besorgen? Aber es gibt keinen Ersatz für dich. Nicht mal einen schlechten.«
    Sia musste lächeln.
Das Leben macht es mir wieder schwer. Es war klar, dass ich die Harmonie mit etwas bezahlen muss.
»Oh, das war ein wundervolles Kompliment!«
    »Und dazu noch die Wahrheit. Sagen wir, wir treffen uns am einunddreißigsten Oktober?«
    »An Halloween?« Sia lachte laut. »Du hast echt Sinn für Humor. Wohin soll ich kommen?«
    »Ich hätte ja Venedig vorgeschlagen, aber jemand hätte damit so seine Schwierigkeiten.« Eric klang wirklich gelöst. »Ich sage mal: eine nette kleine Berghütte?«
    »Ich suche uns was Schönes aus. Zum zehnten Treffen darf es was Besonderes sein.« Sia fühlte sich trotz der Trennung von Eric glücklich. Mit jedem realen Wiedersehen, mit jeder Umarmung, mit jedem Wort, das sie gewechselt hatten und täglich wechselten, wuchs die Bindung zwischen ihnen.
Ich werde nicht aufgeben. Die Zeit ist ausnahmsweise auf unserer Seite.
»Pass auf dich auf. Wir sprechen uns morgen wieder.«
    »Bis morgen«, sagte Eric. »Ich denke an dich.« Dann legte er auf.
    Ein Fünfsternehotel, mit Wellness. Und einem Whirlpool. Wir machen es uns richtig gemütlich.
Sia legte das Handy zurück auf den Tisch und malte sich aus, wie das Wochenende mit ihm verlaufen könnte. Die bloße Anwesenheit des Mannes machte sie bereits glücklich.
Dass ich so für ihn empfinden würde, hätte ich nicht gedacht. Umso schöner ist es.
    Wilson lächelte sie mit aller Freundlichkeit an. »Ich bin stolz auf Sie beide. Wo andere schon lange aufgegeben hätten, halten Sie an Ihrer gegenseitigen Zuneigung fest. Ich drücke Ihnen fest die Daumen und wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie den Lohn dafür erhalten.«
    »Danke, Wilson.« Sia hob ihre Tasse und stieß mit ihm an. »Und Ihnen möchte ich an dieser Stelle sagen: Gut, dass Elena Sie als Vertrauten und Verbündeten hat. Wir sind ein hervorragendes Team, Wilson. Aus der Kleinen wird etwas Großes.« Sie nippte am Tee. »Das spüre ich.«
    »Ja, Frau Karkow. Das sehe ich genauso. In allen Fächern eine Eins, beliebt, sportlich und, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf, dazu auch noch hübsch.«
    »Und tough.«
Bei dem, was sie durchgemacht hat. Sogar als sie sich den Fuß gebrochen hat, war sie zwei Tage später wieder fit.
    »Ob es das Sanctum war oder die Genetik?« Wilson trank sehr elegant, aber zügig. Er war schon bei seinen kommenden Aufgaben.
    Sia hatte sich die Frage auch des Öftern gestellt. »Ich würde sagen: Genetik«, sagte sie schließlich grinsend. »Und ein bisschen das Sanctum. Ein Wunderkind.«
    »Könnte sein.« Wilson lachte und trank aus, stand auf und deutete eine Verbeugung an. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, sonst bin ich zu spät. Der Termin beim Dermatologen sollte nicht in Gefahr geraten. Sobald wir zurück sind, kümmere ich mich um den Kartoffel-Rindfleisch-Auflauf für
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