Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne
Autoren: 02 Die heiligen Inseln
Vom Netzwerk:
zurückzukehren, man musste sich offenbar auch als Freund verhalten, und das von allen Menschen ausgerechnet Navis gegenüber, hier und jetzt. Ynen zu helfen machte Mitt nichts aus, doch auf keinen Fall wollte er Al jemals wiedersehen. Verdrießlich sah er zum Bug der Straße des Windes, wo noch immer steif, blond und borstig der Alte Ammet hing. Er war an allem schuld.
    Doch während er den Alten Ammet noch ansah, erinnerte sich Mitt, ohne dass er einen klaren Grund hätte nennen können, wie er den Alten Ammet zum ersten Mal in seiner anderen, besseren Gestalt erblickte – wie er am Bugspriet der Straße des Windes stand, die am Abgrund der ungeheuerlichen Sturzwelle schwebte und kentern und sie alle ertränken wollte. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte Mitt schon einmal Ynen das Leben gerettet, indem er ihn gerade noch rechtzeitig am Fußgelenk packte. Mitt seufzte. Anscheinend war es ihm bestimmt, Freundschaften zu schließen, ohne es zu merken – genauso war es schließlich auch bei Siriol und bei Hobin gewesen. Vielleicht betrachtete er sogar tief in seinem Innersten, wo es sich nicht zeigte, Hildy und Navis als seine Freunde.
    »Dann beeilen wir uns lieber, um rechtzeitig nach Yedderney zu gelangen«, sagte er.
    Ress blickte skeptisch zum Segel hoch. Damit wollte er sagen, dass sie nur so rasch vorankommen würden, wie der Wind es ihnen erlaubte.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Mitt. Seitwärts kletterte er nach vorn zum Alten Ammet und berührte das Abbild sanft und höflich an der Schulter. »Könntest du uns bitte ein wenig mehr Wind geben?«
    Hildy sah ihm wütend nach. Der unverhohlene Verdruss, der auf sein Gesicht getreten war, als er die Folgen seines Entschlusses begriff, flößte ihr alles andere als Vertrauen in ihn ein. Sie beobachtete, wie das Wasser dunkler wurde und sich kräuselte. Die Straße des Windes knarrte. Die Segel blähten sich, und sie legte sich über, während ihre Bugwelle mit einem Mal höher stieg.
    »Ängstige dich nicht«, sagte Ress, denn er dachte, Hildy starrte Mitt an, weil sie sich vor ihm fürchtete. »Er war auf der Heiligen Insel.«
    »Wäre er dort doch geblieben«, brummte Hildy.
    Die Straße des Windes schlängelte sich nun viel rascher zwischen den Inseln hindurch. Ihr eigener Wind begleitete sie. Die Sonne berührte gerade die Kante des Meeres, als die Jacht Yedderney umrundete, und vor ihnen lag der Köhlerbuckel, während das Flöten laut und fröhlich vom Stechpalmbuckel herdrang, der hinter ihnen lag. Und tatsächlich, da war die Weizengarbe. Sie ragte vor einem karmesinroten Himmel auf und bewegte sich kaum; schlaff hingen die Segel und schwenkten langsam herum. Man hätte Benk noch auf dem Stechpalmbuckel brüllen gehört, ohne sich anstrengen zu müssen.
    »Und was tun wir jetzt?«, fragte Hildy.
    Mitt war sich überhaupt nicht sicher. »Ich glaube, ich habe vier Möglichkeiten zur Wahl«, sagte er. Einen schrecklichen Augenblick lang fürchtete er, er hätte die vier Namen vergessen. Doch als er in seinem Kopf danach suchte, fand er sie mühelos.
    »Nichts, nichts, nichts oder nichts, schätze ich!«, rief Hildy spöttisch. Die Straße des Windes glitt näher an die Weizengarbe heran. Hildy entdeckte an der steilen Bordwand zwei Seile, die zufällig so weit herunterhingen, dass man sie bequem ergreifen konnte. Jemand schien Mitt zu vertrauen. »Es tut mir Leid«, entschuldigte sich Hildy, »ich habe eine schreckliche Zeit hinter mir, weißt du.«
    »Da bist du nicht die Einzige!«, entgegnete Mitt und betrachtete die baumelnden Seile genauer. Al war dort oben. Mitt fürchtete, er könnte jene vier eigenartigen Namen vergessen, sobald er Al gegenüberstand. Deshalb erschien es ihm sehr angeraten, Vorkehrungen zu treffen. Während Ress die Straße des Windes längsseits zur Weizengarbe brachte, beugte sich Mitt über die Seite und tauchte seine Hand ins Wasser. »Hör zu«, sagte er zu Hildy, »wenn ich in die Klemme gerate, oder du, und ich nicht weiß, was ich sagen soll, dann sprich das hier laut aus.« Und mit seinem tropfnassen Finger malte er große, krakelige Buchstaben auf das Kajütendach: YNYNEN.
    Hildy blickte sie an. »Aber das…«
    »Sprich es nicht aus!«, warnte Mitt sie wütend. »Behalt es nur im Kopf!«
    Hildy begriff, dass sie, wenn sie Mitt hier nicht vertraute, Libby Bier am Ende doch angelogen hätte. »Also gut. Ich vergesse es nicht.«
    »Danke«, sagte Mitt und löschte mit der nassen Hand den Namen wieder aus. Die Straße des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher