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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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schwarz vom Regen. Doch während er sich umdrehte, um die Quidder so gut es ging vor Nässe zu bewahren, und sie schließlich in seinen Mantel schlang, wusste er, dass irgendwo unter ihm Tholian begraben lag und Barangarolob nicht alleine war. Er blickte zur Feste, um zu sehen, ob sie wie erhofft unbeschadet geblieben war. Dort stand sie, erhob sich von einem schroffen, sicheren Felsblock, und Keril suchte sich einen Weg über das Trümmerfeld zu Moril.
    »Ich habe gerade etwas Fürchterliches getan«, sagte Moril, als der Graf näher kam. »Nicht wahr?«
    Keril sprang von einem Fels zum nächsten und dann auf den, auf dem Moril stand. »Aber ich glaube nicht, dass wir den Pass anders hätten halten können«, sagte er.
    »Du verstehst nicht«, sagte Moril. »Ich habe es wegen Olob getan.« Er lehnte sich an Keril und brach in Tränen aus. Keril nahm den Mantel ab, wickelte Moril darin ein und führte ihn schweigend über das Trümmerfeld zur Festung.
    Am nächsten Tag brachen sie von dort auf, nachdem eine starke Streitmacht aus den Nordtälern eingetroffen war, die verhindern sollte, dass die Südländer über die Geröllberge hinweg die Burg stürmten. Auf der Reise nach Hannart sah Moril längst nicht so viel, wie er sich gewünscht hätte. Er war entkräftet und verschlief die meiste Zeit in einem der Wagen. Wenn er zwischendrin aufwachte, sah er, dass sie auf einer Grünen Straße fuhren oder durch einen Wald, in dem die Bäume noch knospten, denn im Norden bricht der Frühling später an als im Süden, und dann schlief er glücklich wieder ein. Er war wach, als sie den Katarakt von Wassersturz passierten, und diesen Anblick hätte er um nichts auf der Welt versäumen wollen. Als sie Hannart endlich erreichten, war Moril wieder er selbst.
    Er war enttäuscht, aber eigentlich nicht überrascht, dass Hannart sich als eine gewöhnliche Stadt mitten in einem weiten Tal herausstellte, die allerdings weit größer war als Niedertal. Zu Ehren ihrer Ankunft war geflaggt worden. In den Straßen gingen Menschen umher, die Fahnen oder Blumen trugen. Hannart war voller Blüten – auf den Feldern, in den Gärten, auf Bäumen wuchsen sie, und auch wild an den steilen Berghängen. Moril roch sie, kaum dass er ins Tal kam. Am anderen Ende des Tales aber ragte etwas Großes, Hohes auf, das er nicht erkannte. Es sah fast aus wie eine Burg, war aber viermal so groß und leuchtete golden, blau und grün.
    Moril starrte hinüber. »Was ist das denn?«
    »Das ist die Dampforgel«, erklärte Kialan. »Hast du noch nie davon gehört? Heute Abend wird sie gewiss gespielt. Sie macht großartige Musik.«
    »Ich wünschte, jemand hätte mir davon erzählt.«
    Am Abend gab es ihnen zu Ehren ein Festmahl, und wie Kialan gesagt hatte, wurde auf der Dampforgel musiziert. Sie roch durchdringend nach Kohlebrand und Öl und donnerte wohlbekannte Melodien heraus, als sei sie ein singender Berg oder die Ahnfrau aller Musik. Brid und Moril kamen aus dem Lachen nicht heraus. Ihnen erschien es sehr passend, dass Hannart solch ein gewaltiges Instrument besaß, denn die Stadt war voll Musik, nicht nur zu Festlichkeiten, sondern während des ganzen Jahres. Auf den hohen Bergwiesen läuteten die Kuhglocken, und die Frauen riefen die Kühe mit einem Lied zum Abtrieb zusammen, das Brids ›Kuh-Ruf‹ sehr ähnelte. In der Stadt wurden die Waren durch Lieder angepriesen, und mit anderen Weisen sangen die Wächter die Stunden aus. Fast jeden Abend wurde gesungen und getanzt. Es hieß, jemanden aus Hannart könne man auf Anhieb erkennen, denn diese Leute sängen bei allem, was sie taten, und wenn sie nicht sängen, dann pfiffen sie wenigstens eine Melodie.
    Keril wohnte mitten in der Stadt in einem Haus, das doppelt so groß war wie Ganners Herrensitz, und anders als Ganners Haus stand es jedem offen. Die fröhlichen Bewohner Hannarts schienen Kerils Hof als Teil ihres Marktplatzes zu nutzen. Immer war jemand da, um eine Neuigkeit zu berichten oder etwas zu verkaufen, und wenn etwas Ungewöhnliches geschah, kamen die Leute einfach ins Haus, um Keril davon zu erzählen. Da auch sehr viele Menschen im Haus wohnten, fand Moril es fast unmöglich herauszufinden, wer wohingehörte.
    Brid gefiel es sehr. Sie war nie in ihrem Leben glücklicher gewesen. »Ich habe oft daran zurückgedacht, aber ich hätte nie geglaubt, dass es wirklich so gewesen ist wie in meiner Erinnerung!«, sagte sie gern und oft.
    Auch Moril genoss seinen Aufenthalt. Er liebte die lebhafte
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