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John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

John Wells Bd. 3 - Stille des Todes

Titel: John Wells Bd. 3 - Stille des Todes
Autoren: Alex Berenson
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hatte, schwieg er. Schließlich
setzte er sich neben ihn auf das klumpige Sofa. Obwohl er viel kleiner war, ging von ihm eine Kraft aus, mit der sich Grigorij nicht messen konnte.
    »Wenn du fertig bist, treffen wir uns hier. Dann sehen wir weiter.«
    »Du hast höchstens ein paar Tage. Wenn Tajid und ich nicht zur Arbeit kommen, werden sie die Behälter mit Sicherheit öffnen. Spätestens Mitte nächster Woche wird Alarm ausgelöst werden. Wir werden die meistgesuchten Männer Russlands sein.«
    »Das ist mehr als genug Zeit. Inschallah. « Jussuf erhob sich. »Du bist ein Ungläubiger, Grigorij. Ich hoffe, dass sich das eines Tages ändert. In der Zwischenzeit will ich dir hiermit beweisen, dass wir es ernst meinen.« Er griff in seine Tasche, holte einen Umschlag heraus wie den, den er Grigorij bereits gegeben hatte, und warf ihn neben das Schachbrett, auf dem Grigorij Züge aus seinen Büchern nachstellte. »Geh mit Gott«, sagte er.
    Grigorij erwiderte - nichts. Dieser Mann hat mir meine Zunge gestohlen, so wie alles andere , dachte er. Wortlos griff er nach dem Umschlag.
     
    Viel zu schnell war es Donnerstag geworden. Vielleicht hatte er Glück. Vielleicht war der Konvoi bereits eingetroffen, und die Stahlkästen waren im Depot eingeschlossen, wo er keinen Zugriff auf sie hatte.
    Aber irgendwie wusste Grigorij, dass er nicht so billig davonkommen würde. Er war nicht abergläubisch und schon gar nicht religiös. Er war Wissenschaftler. Doch der Teufel hatte ihm auf die Schulter getippt und ihn zu einer Schachpartie eingeladen. Ihm blieb keine Wahl: Er musste spielen. Er musste die Sache zu Ende bringen.

    Er aß seine Mikrowellenpizza auf und spülte den Teller. Dann zog er seine Hose an und holte ein sauberes blaues Hemd aus dem Schrank. Als er den Wasserhahn aufdrehte, um sich das Gesicht zu waschen, tröpfelte die übliche braune Brühe aus dem Hahn. Er klipste seinen Werksausweis an, griff nach dem dicken Wintermantel und schnürte sich die Stiefel. Als er zur Tür hinausging, spürte er fast ein Gefühl der Erleichterung. Was geschehen sollte, würde geschehen.

2
    Silver Spring, Maryland
    Sie saßen im Kreis in einem Kellerraum, Krücken und Prothesen lagen neben ihren Stühlen. Die Nacht draußen war kalt und klar, aber die schmalen Elektroheizungen und die Körperwärme von einem Dutzend Männern sorgten für unangenehme Hitze. In einer Ecke stand ein Kühlschrank mit alkoholfreien Getränken, und die Männer hielten Coladosen und Kaffeebecher in der Hand.
    Fast eine Minute lang hatte Schweigen geherrscht, als ein junger Mann in einem grauen T-Shirt ein Wort flüsterte: »Überführungen.«
    Die anderen im Kreis knurrten ermutigend. Der Mann sah sich unsicher um, als wäre er selbst überrascht, etwas gesagt zu haben. Er hieß Paul Redburn, hatte sich aber als Stitch vorgestellt, weil sein Bauch mit siebzig Stichen genäht worden war.
    »Erzähl uns davon, Stitch.« Das war Kyle Stewart, der inoffizielle Leiter, ein Sergeant der Marines, der vor zwei Jahren gegen seinen Wunsch nach Hause geschickt worden war, nachdem ihn in Ramadi ein Heckenschütze in den Hals geschossen hatte.
    »Ich meine, wo ihr gerade von Sachen redet, die euch zum Wahnsinn treiben«, sagte Redburn. »Wie alte Schulkameraden,
die einem erzählen, dass sie sich fast gemeldet hätten, und dann mit irgendeiner faulen Ausrede daherkommen, wieso es doch nicht ging.«
    »Solchen Leuten würde ich gern die Fresse polieren«, sagte Stewart.
    »Bei mir sind es Überführungen. Auf der Route 202 gibt es alle achthundert Meter eine Überführung. Jedes Mal, wenn ich unter einer durchfahre, jedes einzelne Mal, frage ich mich, ob mich irgendein Hadsch beobachtet und zum Telefon greift, um seinen Kumpeln zu sagen, dass ich komme.«
    »Oder dir sang- und klanglos eine Granate aufs Dach schmeißt«, sagte der Mann rechts von Redburn. Freddie Sanchez, ein Army Private, hatte das rechte Bein verloren, als eine Bombe in Bagdad seinen Humvee zerfetzt hatte.
    »Genau«, stimmte Redburn zu. »An manchen Tagen geht es einigermaßen, da schaffe ich es so gerade eben. An anderen muss ich rausfahren und mir eine andere Route suchen.« Er fasste nach dem kleinen Silberkreuz an seinem Hals. »Und so geht es mir mit allem.«
    »Vor ein paar Monaten hätte ich fast einen Unfall verursacht«, sagte Sanchez. »Auf dem Beltway. Es war meine erste Fahrt auf einem Highway, seit ich zurück bin. Ich zuckelte auf der rechten Spur gemütlich vor mich hin. Eine Zeit
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