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John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung

Titel: John Medina - 02 - Gefaehrliche Begegnung
Autoren: Linda Howard
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ihm?«
    »Mit Mr. Temple?« Niema zuckte mit den Schultern und ließ auch ihre Waffe sinken. Es war riskant, aber sie hatte das Gefühl, es tun zu müssen, damit diese Vereinbarung auch glaubwürdig war. »Er ist … ein zusätzlicher Bonus, sozusagen. Ich hatte nicht auf seine Hilfe bei diesem Job gerechnet, aber da er nun schon einmal da war und obendrein so gut, ließ ich ihn die Arbeit erledigen.« Sie musste unbedingt Johns Cover wahren. Seine Identität als Joseph Temple durfte nicht in Frage gestellt werden.
    John bückte sich und hob seine Pistole auf. Niema konnte nicht sagen, was in ihm vorging. Er war noch ganz blass, und in seinen Augen stand ein Ausdruck, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Er machte Anstalten, auf Ronsard zuzugehen.
    »Temple!«, rief sie scharf, gerade als ein von rechts kommendes Geräusch sie ablenkte.
    Zwei von Ronsards Männern kamen um die Ecke gebogen. Ihre Blicke richteten sich sofort auf John; er war es, auf den sie es hauptsächlich abgesehen hatten. Sie sahen die Pistole in seiner Hand, sahen, dass er auf Ronsard zutrat. Niema wusste im Bruchteil einer Sekunde, was geschehen würde. Sie sah, wie sich ihre Waffen auf ihn richteten. Er selbst war im Moment zu sehr auf Ronsard fixiert, um so schnell reagieren zu können wie normalerweise.
    Sie hörte sich nicht schreien, ein heiserer, wutentbrannter Laut, der sich ihrer Kehle entrang. Sie wusste nicht, was sie tat, spürte nicht die Pistole in ihren Händen, die sich hob. Alles, was sie hören konnte, war das Hämmern ihres Bluts in den Ohren, langsam und träge, als bestünde es aus dickem Sirup. Alles, was sie wusste, war – nicht schon wieder. Sie konnte nicht zusehen, wie er starb. Sie konnte nicht.
    Es gab ein fernes Dröhnen. Blauer, metallisch riechender Rauch stieg auf, und der scharfe Geruch von Kordit drang ihr in die Nase. Ihre Waffe bockte heftig, doch sie feuerte weiter, immer weiter. Etwas traf sie wie ein heftiger Schlag, warf sie nieder. Sie versuchte taumelnd wieder auf die Füße zu kommen, aber ihre Beine wollten ihr nicht gehorchen. Sie feuerte noch einen Schuss ab.
    Da schießt doch noch jemand, dachte sie benommen. Da war ein noch tieferes Dröhnen … oder? John. Ja, John war es, der schoss. Gut. Er war noch am Leben …
    Die Lichter schienen auszugehen, womöglich aber auch nicht. Sie war sich nicht sicher. Ein vager Lärm umgab sie, der schließlich zu Worten wurde. Etwas zog an ihr, und das tat mehr weh als alles, was sie je erlebt hatte. Der Schmerz war so scharf, so überwältigend, dass sie kaum Luft bekam.
    »Verdammt, stirb mir jetzt bloß nicht«, wütete John, während er an ihrer Kleidung zerrte. »Hörst du? Wehe du stirbst.«
    John fluchte fast nie, dachte sie, gegen die Schmerzen ankämpfend; er muss wirklich aufgebracht sein. Was um alles in der Welt war geschehen?
    Sie war verletzt. Jetzt erinnerte sie sich wieder, erinnerte sich an den heftigen Schlag, der sie umgeworfen hatte. Etwas hatte sie getroffen.
    Ein Schuss. Sie war angeschossen worden. So fühlte sich das also an. Schlimmer, als sie es sich je vorgestellt hatte.
    »Du darfst nicht sterben«, fauchte John und drückte die Hand kräftig auf ihre Seite.
    Sie befeuchtete ihre Lippen und hauchte: »Werde ich auch vielleicht nicht, wenn du dich beeilst und Hilfe holst.«
    Sein Kopf zuckte hoch, und er starrte sie an. Seine Pupillen waren ganz kleine Pünktchen, wie bei Leuten, die unter Schock stehen. Sein Gesicht war kalkweiß und angespannt. »Halt durch«, stieß er heiser hervor. »Ich werde die Blutung stoppen.« Mit wild verzerrtem Gesicht blickte er über sie hinweg. »Sie setzen besser alle Hebel in Bewegung und sorgen dafür, dass sie die besten Ärzte Europas kriegt, Ronsard«, knurrte er, »denn wenn sie stirbt, mache ich Fischfutter aus Ihnen.«
Washington D.C., drei Wochen später
    Niema stieg behutsam aus dem Bett und tapste mühsam zu dem einsamen Sessel, der in der Ecke ihres Krankenzimmers stand. Ihre Beine waren mittlerweile ein wenig kräftiger geworden, jeden Tag konnte sie weiter gehen, obwohl »weiter« natürlich keine große Entfernung meinte, sondern höchstens ein paar Minuten länger. Aber sie entwickelte allmählich einen Hass auf dieses Bett und verbrachte so viel Zeit, wie sie konnte, in dem Sessel. Dann kam sie sich wenigstens fast wie ein normaler Mensch vor, nicht wie ein Krüppel.
    Der letzte Infusionsschlauch war heute früh entfernt worden. Morgen sollte sie entlassen werden. Sie wollte sich lieber
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