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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
Autoren: Gary Tillery
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Verachtung für allgemein anerkannte soziale Normen und seinen unverblümt ausgesprochenen Auffassungen zu Religion, Sex, Ehe, Nacktheit, Rassismus und anderen heiklen Themen stießen sich indes die meisten Leute. Viele taten ihn schlicht als einen Spinner ab, dem sein beispielloser Erfolg zu Kopf gestiegen war.
    Aber er war kein Spinner, auch wenn er andererseits nicht davor zurückschreckte, sich in den Augen anderer zum Narren zu machen, sofern das der Sache, die er vertrat, Aufmerksamkeit verschaffte. John Lennon hat die Welt einfach mit anderen Augen gesehen als die meisten seiner Zeitgenossen – aus der Warte eines Genies. Er schlug seinen ganz eigenen Weg ein, zahlte den hohen Preis, der ihm dafür abverlangt wurde, und hinterließ ein schöpferisches Werk, dessen Einfluss bis heute ungebrochen geblieben ist.
    In jeder Phase seiner Suche, insbesondere jedoch, nachdem er die Verbindung mit Yoko Ono eingegangen war, hat Lennon jegliche Etiketten, die man ihm vorzugsweise anzuheften versuchte – wie zum Beispiel Superstar der Popmusik oder begnadeter Songschreiber –, regelmäßig weit von sich gewiesen. Er wollte weit höher hinaus. Während andere Songschreiber seiner Zeit sich damit zufriedengaben, gute und kommerziell erfolgreiche Songs zustande zu bringen, wollte Lennon Hymnen schreiben. Während andere beim Schreiben ihrer Texte darauf schielten, was beim breiten Publikum gut ankam, versuchte er, tiefgründige persönliche Einsichten zu artikulieren, die er aus dem Experiment seines Lebens gewann. In gewisser Weise wollte er an Shakespeare, van Gogh und jenen anderen kulturellen Größen gemessen werden, die mit uns über alle Grenzen und über alle Jahrzehnte und Jahrhunderte hinweg kommunizieren. Das war sein erklärtes Ziel. Außerdem war er seinem Selbstverständnis nach ein Philosoph. 6
    Ist es in Ordnung, Lennon als einen Philosophen zu betrachten?
    Falls »ein Philosoph sein« bedeuten soll, die eigenen Gedanken und Schlussfolgerungen zu einem einheitlichen Ganzen zusammenzufügen, wird er diesem Maßstab nicht gerecht. Genauso gut gilt das dann aber auch für Sokrates. Hätte Platon die Fragen, mit denen sein Lehrer die Athener Bürger bedrängte, nicht im Kontext schriftlich rekonstruiert, wäre die sokratische Philosophie für uns heute bloß noch, mehr oder weniger erinnert, vereinzelt in Form jener Geistesblitze gegenwärtig, die seine Anhänger zutiefst beeindruckt, seine Kontrahenten im Dialog hingegen oft heftig erzürnt haben.
    Wie Sokrates hat auch Lennon kein großes philosophisches Projekt in der Art hinterlassen, wie wir es etwa von Aristoteles, Kant, Hegel, Wittgenstein oder Sartre kennen. Ein Philosoph war er im Sinn eines eigenständigen Denkers. Was in unserer Kultur gemeinhin als Selbstverständlichkeit akzeptiert wird, zog er, ohne zu zögern, in Zweifel, gelangte dabei zu eigenen Schlussfolgerungen, um im nächsten Schritt seinen Mitbürgern in Bezug auf
deren
Meinungen zu widersprechen. Eine weitere Parallele zu Sokrates: Lennon hat die Menschen lieber zu eigenständigem Nachdenken angeregt, als sich darum zu bemühen, ihnen etwas beizubringen, was sie noch nicht wussten.
    In der heutigen Zivilisation, das war ihm aus eigener Erfahrung bestens bekannt, wird wenig Wert darauf gelegt, den Jungen und Mädchen in ihrer Schulzeit die Fähigkeit zu eigenständigem Denken zu vermitteln. Die in unserem Schulsystem vorherrschende Intention ist eine andere: den Angehörigen der jeweils nachwachsenden Generation gewisse Grundkenntnisse über die Kultur, in der sie leben, nahezubringen und sie auf ein Dasein als produktives Rädchen im Räderwerk des Systems vorzubereiten. Zielsetzung der Schulbildung ist es nicht, Vertreter der arbeitenden Klasse heranzuziehen, die aus der Tretmühle ausbrechen und den Status quo nicht länger hinnehmen wollen. Lennons Einschätzung zufolge leben die meisten Erwachsenen in ihrem selbstvergessenen Dämmerzustand einfach so vor sich hin, »zugedröhnt mit Religion, Sex und TV«. Sie akzeptieren fraglos die Glaubensinhalte, die man an sie weitergegeben hat, ohne je den Versuch zu unternehmen, herauszufinden, welches ihre persönlichen Grundvoraussetzungen sind. In der überzeichneten Interpretation von Stephen Holden klingt das wie folgt: »Von den Institutionen systematisch erniedrigt und terrorisiert« verbringen sie ein Leben, das sie »zum sich selbst betrügenden Rädchen« werden lässt. 7 Der einzige Weg in die Freiheit scheint in der Wahrnehmung der
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