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John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie

Titel: John Lennon - across the universe - die spirituelle Biografie
Autoren: Gary Tillery
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die großen Vordenker der abendländischen Philosophiegeschichte – von Platon über Kant bis zu Sartre – vor Augen zu haben. Unserer solchermaßen geprägten Vorstellung zufolge grübeln Philosophen darüber nach, wie sich »Wirklichkeit« definieren lässt, und geben uns ein philosophisches System, mit anderen Worten, einen bis ins kleinste Detail durchdachten Bezugsrahmen für das Verständnis der »Wahrheit« an die Hand. Leider beschleicht uns dabei allerdings häufig das Gefühl, dass nur ein Mensch mit einem hohen IQ diese schwierigen philosophischen Systeme versteht.
    Demgegenüber war John Lennons Philosophie die eines Mannes aus der Arbeiterklasse, dessen Leben es mit sich brachte, dass er die Welt mit den Augen eines Künstlers betrachtete; eines Mannes von rastloser Intelligenz, der gewillt war,
alles
in Zweifel zu ziehen, was die Grundlagen seines Lebens und seiner Gesellschaft betraf. Er wartete mit eigenen Einsichten auf und verfügte, anders als die großen Vordenker der abendländischen Philosophiegeschichte, über die Fähigkeit, uns diese auf eine ganz unmittelbare Art und Weise so zu vermitteln, dass wir sie nicht nur intellektuell, sondern auch emotional erfassen konnten.
    Unübersehbar war Lennon ein Kind seiner Zeit. Sein Denken beinhaltet das Gefühl, ein isoliertes, nicht in ein Ganzes eingebundenes Individuum zu sein – und das Leiden daran. Zugleich bietet es jedoch, und das ist das Erfreuliche, auch Anknüpfungspunkte, wie sich dieser verloren gegangene Bezug zum Ganzen des Seins wiederherstellen lässt.
    Denn in den letzten Jahren vor seiner Ermordung hat er einen Weg gefunden, der ihn aus dem Labyrinth der zuvor empfundenen Sinnlosigkeit herausgeführt und in die Lage versetzt hat, sich bis zu einem gewissen Grad an den Sonnenseiten des Lebens zu erfreuen. Dieser Prozess wird durch sein schöpferisches Werk und die Interviews dokumentiert.
    John Lennon – die spirituelle Biografie
stellt sich der Aufgabe, diesen Prozess nachzuvollziehen und die eigenständig entwickelte Philosophie zu untersuchen, die er aus einem an Konflikten und Turbulenzen reichen Leben gewonnen hat: eine Philosophie, die uns dazu inspiriert und ermutigt, die Verantwortung für unser Geschick in die eigenen Hände zu nehmen – individuell und kollektiv.
    Eine frühe und ausgesprochen vielsagende Wegmarkierung im Verlauf dieses Prozesses war ein Ende 1965 entstandener Lennon-Song. Nachdem die Beatles zwei Jahre lang phänomenale Erfolge gefeiert und sich als die absoluten Überflieger der Unterhaltungsmusikbranche erwiesen hatten, veröffentlichten sie
Rubber Soul
, ein Album, das als kreativer Durchbruch der Gruppe gefeiert wurde. Die Beatles wussten inzwischen, was man brauchte, um an die Spitze der Musikcharts zu gelangen, und verfügten über alle Voraussetzungen, diese Spitzenplatzierungen ganz nach Belieben zu erreichen. Daher hatten sie nun auch das nötige Selbstvertrauen, um völlig unbekümmert zu neuen Horizonten aufzubrechen.
    John Lennon hat zu dem Projekt mehrere bemerkenswerte Songs beigesteuert. Von einem Song kann man mit guten Gründen sagen, dass Lennon darin über sich selbst mehr preisgab als in irgendeinem anderen Song, den er als Beatle geschrieben hat. Die in diesem Song vermittelte Botschaft, so bekannte er in einem Interview, sei ihm geradewegs aus dem Unbewussten in den Sinn gekommen: »An dem Morgen hab ich fünf Stunden in dem vergeblichen Bemühen zugebracht, einen guten Song zu schreiben, der einem was zu sagen hat. Schließlich hab ich mich geschlagen gegeben und mich hingelegt. Da kam mir ›Nowhere Man‹ in den Sinn – die Worte und die Musik, das
ganze
verdammte Ding –, während ich so dalag.« 1 Sachlich beschreibt der Text einen unscheinbaren Mann: Völlig orientierungslos, ohne zu wissen, was er mit sich anfangen soll, geht er durchs Leben und hat nur belanglose Pläne. Lennon legte hier eine innere Zerrissenheit an den Tag, die sich wohl keiner seiner Fans so hätte vorstellen können.
    Wenige Tage, nachdem Königin Elizabeth II. ihn zum »Member of the British Empire« ernannt, ihn also mit einer innerhalb des Establishments überaus begehrten Medaille ausgezeichnet hatte, kam er sich wie ein »Nirgendwo-Mann« vor: wie jemand ohne eigenen Standpunkt, der nicht wusste, wohin er im Leben eigentlich steuerte. 2
    Da hatte Lennon sich also bis an die Spitze der Gesellschaft vorgekämpft und machte, auf dem Gipfel angekommen, die Erfahrung, dass dieser sich für ihn wie ein
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