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John Corey 03 - Nachtflug

John Corey 03 - Nachtflug

Titel: John Corey 03 - Nachtflug
Autoren: Nelson DeMille
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der Hinsicht würde das hier die reinste Orgie werden.
    Wir kamen trotz des Verkehrs gut voran, und binnen weniger Minuten waren wir in Richtung Süden auf dem Joe DiMaggio Highway unterwegs, auch bekannt als Twelfth Avenue beziehungsweise West Street. Völlig egal, er führte jedenfalls am Hudson River entlang, und an einem sonnigen Tag war das eine hübsche Strecke. Unser Konvoi fädelte sich durch den Verkehr und kam schneller voran als die Zivilisten, die einen Strafzettel bekommen hätten, wenn sie so gefahren wären.
    Bis zum Trade Center, dessen Zwillingstürme ich, lange bevor wir hinkamen, sehen konnte, waren es noch etwa fünf Meilen.
    In meiner Jacke steckte die aus dem Videoladen stammende Kassette mit Ein Mann und eine Frau, die ich in die Papphülle von Jills Kassette geschoben hatte, auf der »Eigentum des Bayview Hotel - bitte zurückgeben« stand. Falls die FBIler irgendeine Verfügung hatten, wenn ich dort einlief, konnten sie den Wisch mir, Kate oder Jill vorlegen und versuchen, die Kassette oder uns - beziehungsweise die Kassette und uns - an einen anderen Ort zu bringen. Aber Streifenpolizist Alvarez konnten sie keine Verfügung vorlegen, selbst wenn sie ahnen sollten, dass er die scharfe Version des Videos hatte.
    Auf jeden Fall glaubte ich nicht, dass Nash in einem öffentlichen Restaurant, in dem rund dreihundert Leute beim Frühstück saßen, eine große Szene machen wollte. Aber wenn mich eine meiner verqueren Launen packte, gab ich ihnen vielleicht meine jugendfreie Version von Ein Mann und eine Frau.
    Ich schaute durch die Windschutzscheibe und sah den Streifenwagen mit Jill und Alvarez, aber den vorderen Wagen mit Kate konnte ich nicht sehen. Der Verkehr floss, geriet aber manchmal ins Stocken, und an diesem Morgen waren allerhand Laster unterwegs, die miserabel fuhren.
    Ich schaute auf meine Uhr. 8.31 Uhr. Wir kamen gerade am Heliport an der 30 th Street vorbei und näherten uns den Chelsea Piers. Noch etwa drei Meilen bei diesem Tempo, dann müssten wir gegen Viertel vor neun am Eingang des Nordturms an der Vesey Street vorfahren.
    Eigentlich rechnete ich mit keinerlei Schwierigkeiten bei der Anfahrt, während des Marsches in die Lobby oder im Aufzug, der direkt zum Windows on the World im 107. Stock fuhr. Genaugenommen rechnete ich mit gar keinen Schwierigkeiten bei dem Frühstückstreffen, das im wesentlichen nur ein gegenseitiges Abtasten und Erklären werden dürfte, bei dem man feststellen wollte, wer den größeren Schwanz und die schwereren Eier hatte.
    Ich wusste, wie Nash im Kopf tickte - der Typ war geduldig, verschlagen und manchmal auch schlau. Er wollte sehen, mit wem ich aufkreuzte. Er wollte hören, was ich zu sagen hatte. Er wollte sich einen Eindruck von Jill Winslow verschaffen, und er wollte feststellen, ob wir das Video tatsächlich dabeihatten. Nash würde niemanden zu dem Treffen mitbringen, der nicht an der Verschwörung beteiligt war, folglich würde auch niemand vom Justizministerium da sein, es sei denn, er steckte auch mit drin oder war ein Hochstapler, was bei der CIA alltäglich ist. Ich meine, Ted Nash gibt sich oft als FBI-Agent aus, und als ich ihn kennenlernte, sagte er, er wäre im Landwirtschaftsministerium angestellt. Dann ließ er mich eine Weile glauben, er wäre tot. Und manchmal gibt er sich auch als möglicher Exlover von Kate Mayfield aus. Er spielt einem nur dann nichts vor, wenn er das Arschloch gibt.
    Vielleicht, weil Nash eben ein abartiger Arsch war, hatte er auch Mark Winslow zum Frühstück eingeladen, weil er Jill aus der Fassung bringen wollte. Das gleiche galt für Bud, der meiner Meinung nach ziemlich sicher mit von der Partie war.
    Auf jeden Fall war das Frühstückstreffen für Nash ein voir dire - ein Aushorchen und Abschätzen. Heikel könnte es nach dem Treffen werden, denn dann, davon war ich überzeugt, würde Nash zuschlagen. Beziehungsweise, um es mal anders zu formulieren, es war wie bei dem Bankett, zu dem man seine Feinde einlädt, mit ihnen beisammensitzt, redet, speist und sie dann hinterher umbringt. Genaugenommen war dieses Frühstück ja meine Idee gewesen, aber damit musste man rechnen.
    Wenn Nash auch nur halbwegs bei Verstand war, musste er sich darüber im klaren sein, dass ich ein paar starke Jungs mobilisieren würde und dass diese Jungs vom NYPD waren. Daher hatte er seinerseits seine Truppen in der Kulisse bereitstehen. Aber wie der Sergeant vor mir gesagt hatte: »Die können sich mit uns anlegen, soviel sie
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