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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Autoren: Dan Simmons
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verzweifelt am Sitz festklammerte. Curly schielte auf Kurtz’ Pistole und trat Moe mit beiden Füßen in Bauch und Gesicht. Moe flog durch die Nacht und schlug mit einem klatschenden Geräusch auf die Fahrbahn auf.
    Curly keuchte, hyperventilierte fast und starrte Kurtz’ Waffe an. Seine Beine lagen auf dem Rücksitz und er überlegte offensichtlich, ob er es riskieren konnte, Kurtz einen Tritt zu versetzen.
    »Wenn du deine Beine bewegst, jage ich dir zwei Kugeln in den Bauch«, drohte Kurtz leise. »Versuchen wir es noch einmal. Wer hat euch angeheuert? Denk dran, du hast jetzt keinen Fehlversuch mehr.«
    »Sie werden mich doch sowieso erschießen«, ahnte Curly. Seine Zähne klapperten im eisigen Wind, der durch die offene Tür hereinwehte.
    »Nein«, widersprach Kurtz. »Werde ich nicht. Nicht, wenn du die Wahrheit sagst. Letzte Chance.«
    »Eine Frau«, sagte Curly.
    Kurtz starrte auf die Straße und dann wieder zu Curly. Das ergab keinen Sinn. Das 10.000-Dollar-Kopfgeld der Death-Mosque-Bruderschaft war nach wie vor auf Kurtz ausgesetzt, soweit er wusste. Little Skag Farino, der immer noch im Knast saß, hatte genügend Gründe, um ihm den Tod an den Hals zu wünschen, und Little Skag war schon immer ein billiger Hurensohn gewesen, dem man es durchaus zutrauen konnte, dass er solche Amateure wie die Stooges anheuerte. Die Crips aus dem Seneca Social Club wollten ihn ebenfalls lieber heute als morgen unter der Erde sehen. Darüber hinaus gab es noch ein paar weitere Feinde, die Killer auf ihn angesetzt haben könnten. Aber eine Frau?
    »Nicht gut genug«, sagte Kurtz. Er hob den Arm und zielte auf Curlys Bauch.
    »Nein, mein Gott, ich sage die Wahrheit! Brünett. Fährt einen Lexus. Hat 5000 in bar im Voraus gezahlt – wir bekommen die andere Hälfte, wenn sie aus der Zeitung von Ihrem Tod erfährt. Sie sagte uns, dass Sie heute wegen dem Termin bei Ihrem Bewährungshelfer wahrscheinlich keine Kanone dabeihaben. Mein Gott, Kurtz, Sie können doch nicht einfach ...«
    »Wie heißt sie?«
    Curly schüttelte hektisch seinen kahlen Schädel. »Farino. Sie hat’s nicht gesagt ... aber ich bin mir sicher ... sie ist die Schwester von Little Skag.«
    »Sophia Farino ist tot«, erklärte Kurtz ihm. Er musste es wissen.
    Curlys Stimme wurde schrill, er redete so schnell, dass ihm Speicheltropfen aus dem Mund flogen. »Nicht Sophia Farino. Die andere. Die ältere Schwester. Ich hab mal ein Familienfoto gesehen, das Skag im Knast dabeihatte. Wie heißt sie noch, diese Scheißnonne? Angelika, Angela, irgend so ein dämlicher Itakername ...«
    »Angelina«, sagte Kurtz.
    Curly verzog das Gesicht. »Jetzt werden Sie mich erschießen. Ich habe Ihnen die verfickte Wahrheit gesagt, aber Sie werden mich ...«
    »Nicht unbedingt«, meinte Kurtz. Es schneite jetzt stärker und dieser Teil des Youngman Expressway war berüchtigt für Blitzeis, aber trotzdem beschleunigte er den Wagen auf 120. Kurtz nickte in Richtung der offenen Autotür.
    Curly riss die Augen auf. »Das ist nicht Ihr Ernst ... ich kann doch nicht ...«
    »Du kannst eine Kugel in den Kopf bekommen«, sagte Kurtz. »Dann lade ich dich irgendwo ab. Du kannst was Dummes versuchen, dann bekommst du ein paar Kugeln in den Bauch und wir rasen vielleicht gegen einen Baum. Oder du kannst dein Glück versuchen, rausspringen und dich abrollen. Da draußen liegt eine Menge Schnee. Ist wahrscheinlich so weich wie ein Federkissen.«
    Curlys wild zuckende Augen wanderten zur Tür.
    »Es ist deine Entscheidung«, erklärte Kurtz. »Aber du hast nur fünf Sekunden, um es dir zu überlegen. Eins. Zwei ...«
    Curly brummte etwas Unverständliches, rutschte über den Sitz und warf sich durch die Tür.
    Kurtz sah in den Rückspiegel. Scheinwerfer tanzten und schlingerten, als Fahrzeuge auszuweichen versuchten, zusammenstießen, über das Bündel auf der Straße holperten und sich hinter Kurtz’ Volvo ineinander verkeilten.
    Er verringerte die Geschwindigkeit auf etwas vernünftigere 70 Kilometer pro Stunde und bog am Kensington Expressway nach Westen ab, zurück ins Zentrum von Buffalo. Als er im Dunkeln am Mount-Calvary-Friedhof vorbeifuhr, schleuderte er den Revolver und den Schlagstock des Polizisten aus dem Fenster.
    Der Schnee fiel immer dichter. Kurtz mochte Buffalo im Winter. Er hatte es schon immer gemocht. Aber in diesem Jahr schien ihm ein besonders harter Winter bevorzustehen.

Kapitel 2
    High School Sweetheart Search, Inc. residierte im Keller eines ehemaligen Sexshops
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