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Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Joe Kurtz 02 - Bitterkalt

Titel: Joe Kurtz 02 - Bitterkalt
Autoren: Dan Simmons
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wie du dir deinen Tag einteilen sollst?«, fragte er schließlich. »Meinetwegen kannst du diesen Sweetheart-Kram in zehn Minuten erledigen und dir den Rest des Tages freinehmen.«
    »Soso«, sagte Arlene. Ihr Blick verriet alles. Seit einiger Zeit nahm Sweetheart Search täglich zehn bis zwölf Stunden ihrer Zeit in Anspruch. Auch die meisten Samstage und gelegentlich sogar einen Sonntag verbrachte sie hier im Büro. Sie drückte ihre Zigarette aus und fischte eine neue aus der Packung, zündete sie aber nicht an.
    »Was brauchen wir noch?«, fragte Kurtz.
    »35.000 Dollar«, verriet Arlene.
    Kurtz reagierte, wie er immer auf unliebsame Überraschungen reagierte: mit einem Pokerface.
    »Für einen neuen Server und den Ausbau unserer Datenbank«, fügte Arlene hinzu.
    »Ich dachte, dieser Server und unser aktueller Bestand würden die nächsten zwei, drei Jahre für Sweetheart Search reichen«, murrte Kurtz.
    »Tun sie auch«, sagte Arlene. »Das Geld ist für Wedding Bells.«
    »Wedding Bells?«
    Arlene zündete die nächste Zigarette an und nahm einen langen, tiefen Zug. Nachdem sie den Rauch ausgeatmet hatte, verriet sie: »Die Sache mit der Recherche nach dem Schwarm aus High-School-Tagen war eine großartige Idee von dir, Joe, und sie bringt auch Geld ein, aber wir haben bereits einen Punkt erreicht, an dem die Einnahmen leicht rückläufig sind.«
    »Nach vier Monaten schon?«, staunte Kurtz.
    Arlene bewegte ihre lackierten Fingernägel in einer komplizierten Geste. »Was uns von der Konkurrenz abhebt, ist, dass du viele dieser Leute zu Fuß ausfindig machst und einen Teil der Liebesbriefe persönlich überbringst.«
    »Ja?«, entgegnete Kurtz. »Und?« Aber er verstand. »Du meinst, der Vorrat an potenziellen Kunden im westlichen New York, dem nördlichen Pennsylvania und Ohio, die ich innerhalb einer vernünftigen Zeit mit meinem Wagen erreichen kann, ist bald erschöpft. Es gibt nur eine begrenzte Zahl an High-School-Jahrbüchern in dieser Region, die wir durchforsten können. Wenn wir diesen Vorteil ausgereizt haben, sind wir nur noch eine unter vielen Online-Suchagenturen. Ja, daran hatte ich auch schon gedacht, als mir die Idee im Knast kam, aber ich dachte trotzdem, dass wir uns damit deutlich länger als vier Monate über Wasser halten könnten.«
    Arlene lächelte. »Keine Sorge, Joe. Ich meine damit nicht, dass uns in den nächsten 24 bis 36 Monaten die Jahrbücher oder Kunden ausgehen. Ich will damit nur sagen, dass wir den Punkt stagnierender Einnahmen erreicht haben – zumindest, was dein Haus-zu-Haus-Geschäft angeht.«
    »Deshalb ... Wedding Bells«, verstand Kurtz.
    »Wedding Bells«, nickte Arlene.
    »Ich nehme an, das soll so eine Art Online-Hochzeitsplanungsdienst werden. Oder willst du es nur als Bonuspaket für unsere Sweetheart-Search-Kunden anbieten, wenn sie den Partner fürs Leben gefunden haben?«
    »Oh, das könnten wir auch machen«, begeisterte sich Arlene für den Einfall, »aber ich sehe es eher als Internet-Agentur, die deine komplette Hochzeit von A bis Z organisiert. Landesweit. Vielleicht sogar darüber hinaus.«
    »Also muss ich keine Korsagen nach Erie, Pennsylvania, liefern, wie ich es im Moment mit den Liebesbriefen mache?«
    Arlene streifte die Asche ab. »Du musst überhaupt nichts damit zu tun haben, wenn du nicht möchtest, Joe. Außer dass du das Startkapital beschaffst, die Firma auf deinen Namen laufen lässt – und ein neues Büro für uns auftreibst.«
    Kurtz ignorierte den letzten Teil ihrer Bemerkung. »Warum 35.000? Das ist eine Menge Kohle, um einen Kundenstamm aufzubauen.«
    Arlene schleppte einen Ordner voll mit Tabellen und Ausdrucken heran. Sie blieb neben Kurtz’ Schreibtisch stehen, während er ihn durchblätterte. »Sieh mal, Joe, ich habe mir nach und nach Daten von Hochzeitspaaren aus dem Internet rausgesucht und in einer Excel-Tabelle protokolliert – mehr oder weniger so, wie es die existierenden Online-Hochzeitsplaner auch machen –, dann habe ich einen Teil unseres Gewinns investiert, um eine neue Datenbank auf Oracle81-Basis aufzubauen und die Leute von Ergos Business Intelligence damit beauftragt, sämtliche verfügbaren Hochzeiten auszuwerten, die von anderen Anbietern oder Privatleuten geplant wurden.«
    Sie zeigte auf einige Spalten der Tabelle. »Et voilà! «
    Kurtz hielt in den Zeilen und Spalten nach erkennbaren Mustern Ausschau. Schließlich fand er eins. »Eine Hochzeit mit allem Drum und Dran zu planen, dauert zwischen 270 und 300
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