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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Autoren: Dan Simmons
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Junkieaugen, die aussahen wie Löcher, welche man durch weißes Plastik geschmolzen hatte. Hinzu gesellte sich bei ihm langes speckiges Haar, das ihm über das schmutzige Sweatshirt hing.
    »Was soll die Scheiße, Miles, dass du uns hier die ganze Strecke an diesen beschissenen Ort bestellst?«, fragte Malcolm und ließ den Anwalt los.
    Miles grinste leutselig und dachte: Mein Gott, ich verteidige wirklich den Abschaum der Erde. Genau genommen hatte er Cutter nie vertreten. Er wusste nicht einmal, ob Cutter jemals verhaftet worden war. Verdammt, selbst Cutters echten Namen kannte er nicht. Malcolm Kibunte war offensichtlich ein Pseudonym, aber Miles hatte den Riesen – zu seinem Glück erfolgreich – bei zwei Mordanklagen (bei einer ging es darum, dass Malcolm seine Frau erwürgt hatte), einer Schießerei mit einem Polizisten, einer Drogenrazzia, einem Fall von Sex mit einer Minderjährigen, einer normalen Vergewaltigung, vier schweren Körperverletzungen, zwei Raubüberfällen und einigen Parkvergehen verteidigt.
    Der Anwalt wusste, dass sie das längst noch nicht zu guten Kumpeln machte. An und für sich konnte er den Gedanken einfach nicht loswerden, dass Malcolm genau der Typ war, der ihn aus Lust und Laune in die Fälle werfen würde, würden nicht zwei gute Gründe dagegensprechen. Erstens: Miles arbeitete für den Farino-Klan. Selbst, wenn die Familie nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst war, begegnete man ihr auf der Straße nach wie vor mit gesundem Respekt. Zweitens: Malcolm Kibunte wusste ganz genau, dass er auch in Zukunft auf Miles’ juristische Winkelzüge angewiesen sein würde.
    Miles lenkte die beiden Männer von den anderen Touristen weg und führte sie zu einer Sitzbank. Miles und Malcolm nahmen Platz. Cutter blieb stehen und starrte ins Nichts. Miles klappte seine Aktentasche auf und reichte Malcolm eine Mappe.
    Malcolm öffnete sie und starrte auf die Polizeifotos, die oben ans erste Blatt geheftet waren.
    »Erkennen Sie ihn?«, fragte Miles.
    »Nö«, sagte Malcolm. »Aber bei dem Scheißnamen klingelt es irgendwie.«
    »Cutter?«, fragte Miles.
    »Cutter kennt ihn auch nicht«, sagte Malcolm. Cutter hatte nicht einmal vage in Richtung der Fotos geblickt. Er hatte auch Miles nicht angesehen. Er schenkte nicht einmal den tosenden Wasserfällen die geringste Aufmerksamkeit. »Du schleifst uns hier so früh am Tag raus, damit wir uns das Foto von irgendeinem beschissenen Bleichgesicht ansehen?«
    »Er ist gerade aus ...«
    »Kurtz. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie winzig, klein oder mickrig, Miles, alter Kumpel, ist dieser Wichser ein Zwerg?«
    »Eigentlich nicht. Woher wissen Sie, was Kurtz auf Deutsch heißt?«
    Malcolm warf ihm einen Blick zu, bei dem sich weniger beherrschte Männer eingenässt hätten. »Ich fahre einen verschissenen Mercedes SLK, Mann. Und dafür steht das verschissene ›K‹ in dem verschissenen ›SLK‹, Arschloch – für ›kurz‹. Glaubst du, ich bin ein bescheuerter Analphabet, du kahle Collegeboy-Schwuchtel, du itakerärscheleckender verschissener Laberkopp?« All das sagte er leidenschaftslos ohne jede Spur von Erregung oder Betonung.
    »Nein, nein.« Miles wedelte mit den Armen in der Luft herum, als wolle er Insekten verscheuchen. Er warf einen Seitenblick auf Cutter. Der schien nicht einmal zuzuhören. »Nein. Ich war nur beeindruckt. Der SLK ist ein schönes Auto. Ich hätte auch gern einen.«
    »Kein Wunder«, sagte Malcolm beiläufig. »Wo du doch in diesem beschissenen amerikanischen Schweinetrog von Cadillac rumfahren musst, den du da hast.«
    Miles nickte und zuckte mit den Schultern. »Na ja, jedenfalls ist dieser Kurtz mit einer Empfehlung von Little Skag bei Mr. Farino aufgetaucht ...«
    »Klar, daher kenne ich auch den beschissenen Namen«, sagte Malcolm. »Attica. So ein Scheißkerl namens Kurtz hat Ali, den Anführer der Death-Mosque-Bruderschaft, im Zellenblock D abgemurkst. Ist ungefähr ein Jahr her. Die Bruderschaft hat zehn Riesen Belohnung für den ausgesetzt, der diesen weißen Arsch ausknipst, und jeder Nigger in Attica schleift sich seitdem verschissene Löffel und Metallplättchen zurecht. Sogar ein paar der Wachen sind scharf auf die Belohnung, aber irgendwie kommt keiner an diesen Kurtz ran. Falls das dieser Kurtz ist. Meinst du, das ist er, Cutter?«
    Cutter wandte sein schmutzigweißes Gesicht vage in die Richtung von Malcolm, schwieg aber. Miles blickte auf Cutters blassgraue Augen in dem toten Gesicht und zuckte
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