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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Autoren: Dan Simmons
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ankündigte, dass Kurtz ein Treffen wünscht. Das ist nicht viel, aber es könnte weiterhelfen.«
    »40«, sagte Malcolm. Es war kein Vorschlag, sondern ein nicht verhandelbarer Preis. »Das sind nur jeweils 20 für Cutter und mich. Und es ist wirklich hart, die Death Mosque auf diese Art zu enttäuschen, Miles, alter Kumpel.«
    »Na gut«, sagte der Anwalt. »Ein Viertel im Voraus. Wie üblich.« Er sah sich um, erblickte überall nur Touristen und übergab seinen zweiten Bargeldumschlag binnen 48 Stunden.
    Malcolm grinste breit und zählte die 10.000 Dollar ab, dann zeigte er Cutter das Geld, doch der schien sich mehr für ein Eichhörnchen zu interessieren, das an einer Mülltonne herumkrabbelte.
    »Du willst Fotos, wie immer?«, fragte Malcolm, als er den Umschlag in der Innentasche seiner schwarzen Lederjacke verschwinden ließ.
    Miles nickte.
    »Was machst du mit diesen Bildern, Miles, alter Kumpel? Wichst du drauf ab?«
    Miles ignorierte die Bemerkung. »Sind Sie sich sicher, dass Sie das hinkriegen, Malcolm?«
    Für einen Augenblick dachte Miles, er sei zu weit gegangen. Verschiedene Emotionen huschten über Malcolms Gesicht wie Wind, der eine ebenholzschwarze Flagge aufwühlte, aber seine abschließende Regung schien Belustigung zu sein.
    »Oh ja«, sagte Malcolm und sah Cutter an, um seine gute Laune mit ihm zu teilen. »Massa Kurtz sein so gut wie tot.«

KAPITEL 6
    Mit Lackawanna, dem im Süden von Buffalo gelegenen Industriezentrum, war es schon Jahre, bevor Kurtz eingefahren war, bergab gegangen, aber als er jetzt über den erhöhten Expressway nach Süden rauschte, kam er sich vor wie in einem Science-Fiction-Film über einen ausgestorbenen Industrieplaneten. Unter der Autobahn erstreckten sich meilenweit dunkle, leere Stahlwerke, Fabriken, schwarze Backsteinlagerhallen, Parkplätze, Eisenbahngleise, rostige Waggons, kalte Industrieschlote und ausgestorbene Arbeitersiedlungen. Wenigstens hoffte Kurtz, dass in diesen verrotteten Teerpappehütten an dunklen Straßen unter zerschossenen Straßenlaternen niemand mehr hauste.
    Er nahm die nächste Ausfahrt, fuhr einige Blocks an Bruchbuden und eingezäunten Grundstücken vorbei und bog auf das Gelände eines der dunklen Stahlwerke ein. Das Vorhängeschloss am Eingang baumelte nutzlos herunter. Er fuhr hindurch, schloss das riesige Tor hinter sich und kurvte zum hinteren Ende des riesigen Parkplatzes, der für sechs- oder siebentausend Autos ausgelegt war. Im Augenblick stand da nur ein Fahrzeug: ein verrosteter alter Ford-Pick-up mit Wohnwagenaufbau auf der Ladefläche. Kurtz stellte Arlenes Buick daneben ab und machte sich auf den langen, dunklen Marsch ins Hauptgebäude der Fabrik.
    Die Haupttore standen weit offen. Kurtz’ Schritte echoten durch die riesige Halle, als er an Schlackehalden, erkalteten Hochöfen, von Ketten herabhängenden Konvertern von der Größe eines Einfamilienhauses, Gerüsten und Kränen, von denen alles Brauchbare abmontiert worden war, und vielen riesigen, rostigen Konstrukten vorbeikam, die er nicht einmal annähernd identifizieren konnte. Die einzige Beleuchtung steuerten vereinzelte Warnlichter bei.
    Kurtz blieb unter einem Aufbau stehen, der vermutlich einmal als Kontrollraum zehn Meter oberhalb der Werksebene genutzt worden war. Ein schwaches Licht erhellte das schmutzige Glas auf drei Seiten des Kastens. Ein alter Mann trat auf eine Metallplattform und rief hinunter: »Komm rauf.«
    Kurtz kletterte die eiserne Leiter hoch.
    »Hey Doc«, sagte Kurtz, als die beiden Männer gemeinsam ins trübe Licht des Kontrollraumes traten.
    »Tag Kurtz«, erwiderte Doc. Der alte Mann war in das Niemandsland des unbestimmbaren Alters eingetreten, in das sich manche Menschen jahrzehntelang zurückziehen konnten – irgendwo jenseits der 65, aber sicherlich noch unter 85.
    »Irgendwie war es komisch zu sehen, dass aus deiner Pfandleihe eine Eisdiele geworden ist«, sagte Kurtz. »Ich hätte nie gedacht, dass du den Laden je verkaufst.«
    Doc nickte. »In den 90ern boomte die Wirtschaft einfach zu stark. Der Job als Wachmann hier gefällt mir sowieso viel besser. Ich muss mir keine Sorgen mehr über zugedröhnte Sackgesichter machen, die mir eins überziehen wollen. Was kann ich für dich tun, Kurtz?«
    Das gefiel Kurtz an Doc. Es war über elf Jahre her, seit er den alten Mann das letzte Mal gesehen hatte, aber Doc hatte soeben seinen gesamten Vorrat an Small Talk abgefeuert.
    »Zwei Pistolen. Am besten eine Halbautomatik und ein Revolver,
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