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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Galeone mit ihrem eigenen Pulvermagazin hochgejagt und is’
mit dem Rettungsboot un’ der Katze un’ ‘nem dicken Sack voll Golddublonen an
Land gerudert.«
    »Und was wurde aus ihm und der Katze?«
    »Tja, das weiß keiner. Einige sagen, er
hat sich ‘nen neuen Namen zugelegt, sich die Klamotten von dem spanischen Käptn
angezogen un’ is’ ab nach Boston. Un’ da hat er sich dann zum Bürgermeister
wählen lassen. Würd’ mich nich’ wundern, wenn’s stimmt.«
    »Aber er ist nie zurückgekommen, um den
restlichen Schatz zu holen?«
    »Wozu hätte er den noch gebraucht? Er
hatte doch schließlich die Hand in der Kasse, oder?«
    Emma hatte mehrfach gehört, dass einige
Bürger von Maine Massachusetts als das Reich des Bösen im Süden ansahen, und
ließ sich daher auf keine Diskussion ein. Irgendwie wurde sie den Gedanken
nicht los, dass dieser gewisse Aint, den der Taxifahrer vorhin erwähnt hatte,
in Wirklichkeit Everard Wont hieß. »Aber Pocapuk Island ist doch ziemlich
klein«, sagte sie. »Wieso hat denn bisher keiner den Schatz gefunden? Hat man
denn nicht danach gesucht?«
    »Wie verrückt sogar. Die Insel is’ wer
weiß wie oft umgegraben worden. Ein Wunder, dass sie nich’ längst gesunken is’.
Aber mit den Spaniern is’ nich’ zu spaßen. Einige Schatzgräber sind bei so
genannten Unfällen umgekommen, andre ham’s mit der Angst gekriegt oder einfach
nichts gefunden. Schließlich hatten alle die Nase voll un’ sind weg. Dann kam
irgendso’n Millionär aus Boston, hat sich ‘nen Riesenkasten von Haus bauen
lassen, überall Verbotsschilder aufgestellt und den Hafenmeister so gut
geschmiert, dass hier keiner mehr graben darf, auch wenn er noch so scharf
drauf is’. Wolln Sie da etwa hin?«
    »Sehr richtig. Ich bin die neue
Haushälterin«, fügte Emma aus einer Laune heraus hinzu.
    »Ach ja? Da müssen Sie sich wohl
mächtig fein machen für die Herrschaften, wie?«
    »Ganz und gar nicht. Warum sollte ich?«
Doch dann verstand Emma, worauf der Mann hinauswollte. »Um Gottes willen, Sie
glauben doch wohl nicht im Emst, dass der Schmuck hier echt ist? Es ist bloß
Theaterschmuck, den ich reparieren will.«
    Der Fahrer erwiderte nichts auf diese
Erklärung. Sie befanden sich inzwischen in der Nähe der Docks, und der Verkehr
wurde immer dichter. Er fuhr den Wagen so nahe an die Rampe heran, wie es ihm
möglich war, stieg jedoch nicht aus und half ihr auch nicht mit dem Gepäck.
»Ham Sie schon ‘ne Fahrkarte?«
    »Ja, habe ich.«
    Es war gar nicht so einfach, Tasche und
Reisetasche fest zu halten und gleichzeitig nach dem Geld zu fischen, um den
Fahrer zu bezahlen. Emma gab ihm ein größeres Trinkgeld als geplant, weil sie
keine Lust hatte, auch noch mit dem Wechselgeld zu jonglieren. Die Augen des
Mannes verengten sich zu Schlitzen. Er nahm das Geld wortlos entgegen und fuhr
wieder los.
    Die anderen Passagiere hasteten bereits
auf die Fähre, daher hastete Emma ebenfalls. Zu ihrem Ärger war die Schnalle
nun ganz kaputt, jetzt konnte man die Tasche nicht mehr richtig schließen. Sie
bemerkte, dass einige Leute interessierte Blicke auf den glitzernden Schmuck
warfen, der durch den Spalt zwischen den Griffen sichtbar war. Sie konnte sich
zwar nicht vorstellen, dass sich jemand von dem unechten Zeug täuschen ließ,
nahm aber trotzdem den blau gemusterten Liberty-Seidenschal, den sie zu ihrem
Leinenkostüm trug, und stopfte ihn in die Tasche, so dass der Inhalt nicht mehr
zu sehen war. »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, war zwar ein Motto,
dem sie normalerweise kaum Bedeutung zumaß, doch sie sah keinen Grund, sich ihr
neues Abenteuer schon am Anfang durch einen unerfreulichen Zwischenfall
verderben zu lassen.
    Die Fähre erinnerte sie an die alte Uncateena, mit der sie, Bed und die Kinder vor Jahren von Woods Hole nach Pocapuk Island
gefahren waren. Es gab ein Kabinendeck mit genügend Platz, um darauf
umherzugehen oder sich zu setzen, ein Oberdeck, auf das sie keinen Fuß zu
setzen gedachte, denn schließlich hatte sie keine Lust, sich nach Strich und
Faden durchpusten zu lassen, und ein großes Tor im Schiffsrumpf, durch das
Fahrzeuge und Fracht direkt ins Schiffsinnere rollten. Es fuhren immer noch
Autos hinein, sie hätte sich also gar nicht so zu beeilen brauchen.
    Die Besitzer der Autos wollten sicher
nicht nach Pocapuk, denn für Fahrzeuge war die Insel viel zu klein. Die Sabines
hatten damals bei Emmas und Beds Besuch noch einen Ponywagen besessen.
Inzwischen hatten
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