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Jodeln und Juwelen

Jodeln und Juwelen

Titel: Jodeln und Juwelen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Drahtzange und mehrere Tütchen mit falschen Diamanten
gekauft. All dies lag jetzt in der abgenutzten Reisetasche aus schwarzem Leder,
in der die Feenklunker schon immer aufbewahrt worden waren, auch wenn Emma den
Grund dafür beim besten Willen nicht mehr wusste.
    Die Tasche hatte fast hundert Jahre auf
dem Buckel und passte eigentlich überhaupt nicht zu einer makellos gepflegten
älteren Dame, was Emma nicht auffiel, und sie andernfalls auch nicht weiter
gestört hätte. Nach der Landung löste sie ihren Sicherheitsgurt, nahm Tasche
und Reisetasche, schaute nach, ob die Kronjuwelen auch in Sicherheit waren,
trug ihre Habseligkeiten aus dem Flugzeug und suchte sich ein Taxi.
    »Ich möchte die Fähre nach Pocapuk
kriegen«, teilte sie dem Fahrer mit.
    »Ob man Ihnen die gibt, weiß ich nich’«,
witzelte der Fahrer, »aber vielleicht lässt man Sie mitfahren, wenn Sie sich ‘ne
Fahrkarte kaufen. Is’ das Ihr ganzes Gepäck?«
    Er nahm ihr das Gepäckstück aus der
Hand, woraufhin der alte Verschluss endgültig seinen Geist aufgab und die
Tasche aufsprang. »Jessas! Was issen das? Etwa die Kronjuwelen?«
    »Sehr richtig«, sagte Emma. »Und ich
würde sie gern selbst tragen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Zu Befehl. Wie sind Sie denn an die
Klunker gekommen? Ham Sie etwa den Schatz gehoben?«
    »Welchen Schatz?«
    »Den von Pocapuk. Sagen Sie bloß, Sie
ham noch nie davon gehört. Wenn’s nichts Besseres zu berichten gibt, schreiben
die hier in der Zeitung immer drüber.«
    »Das muss mir wohl entgangen sein.
Wessen Schatz ist es denn?«
    »Das Zeug gehört dem, der es findet,
nehm’ ich mal an. Zuerst hat es Pocapuk gehört. Nach dem is’ ja auch die Insel
benannt. Wie Pocapuk in Wirklichkeit geheißen hat, weiß ich nich’, falls er überhaupt
‘nen andren Namen hatte. Angeblich soll er Blackbeards Cousin gewesen sein oder
zu Käptn Kidds Crew gehört haben un’ sich selbständig gemacht haben, nachdem
man Kidd aufgeknüpft hat. Jedenfalls hat Pocapuk seine Schaluppe auf Pocapuk
Island immer kielgeholt.«
    »Kielgewas?«
    »An Land gezogen und die Algen
abgekratzt, damit sie schneller segelte. Einige sagen, dass sie ‘ne Pinasse
oder ‘ne Barkentine war. Keine Ahnung, was stimmt. Is’ schon ewig her und lockt
sowieso keinen mehr hinterm Ofen vor.«
    »Und wie ist der Mann an den Schatz
gekommen?« half Emma nach.
    »Angeblich von ‘ner spanische Galeone
irgendwo unten am Bermuda Dreieck. Wer’s glaubt wird selig, sag’ ich da nur.
Warum soll ausgerechnet immer da sowas passieren? Könnte doch genauso gut hier passieren,
wenn’s denn überhaupt passiert. Alles Quatsch, wenn Sie mich fragen. Irgendein
Typ namens Aint oder so hat sich neulich im Fernsehen den Mund drüber fusselig
geredet. Angeblich hat Pocapuk die Galeone überholt, nach Strich und Faden
beschossen und is’ dann mit gezückten Entermessern an Bord und hat die gesamte
Besatzung abgestochen. Einen nach dem anderen, wie Schafe auf der Schlachtbank.
So ‘ne Galeone war genauso schwerfällig wie ‘ne Badewanne auf Rollschuhen,
wissen Sie. Menschenskind, die hätte man wahrscheinlich genauso gut mit ‘nem
Walfänger und ‘nem guten Harpunier gekriegt.«
    Emma hatte irgendwo zwischen Bermuda
Dreieck, Schaluppe und Barkentine ein wenig die Orientierung verloren. »Dann
hat Pocapuk also die Galeone tatsächlich geentert?« Die Fahrt dauerte nicht
mehr lange und der Fall begann sie zu interessieren. Adelaide hatte keinen Ton
von dem versteckten Schatz gesagt.
    »Na klar. Hab’ ich doch eben gesagt,
oder? Pocapuk hat alle Spanier, die noch übrig waren, über die Planke
geschickt, die Löcher im Schiffsleib geflickt und is’ dann mit der Galeone den
ganzen Weg bis zur Insel zurückgesegelt. Er ganz allein, nur mit ‘ner Katze un’
zwei spanischen Matrosen, die er noch übrig gelassen hatte, damit sie sich um
die Segel kümmern konnten.«
    »Sind Sie ganz sicher, was die Katze
betrifft?«
    »Das is’ doch wohl sonnenklar, oder?
Pocapuk hätte nie im Leben ‘ne Katze umgebracht. Er war kein schlechter Pirat,
nich’ so wie die anderen damals. Außerdem bringt’s Unglück, wenn man ‘ne
Schiffskatze abmurkst. Seine Männer sollten ihm in der Schaluppe folgen, aber
die ham sich einfach selbständig gemacht, un’ keiner hat sie je wieder gesehen.
Also hat Pocapuk den Schatz vergraben un’ die beiden Spanier umgebracht, damit
ihre Geister für immer den Schatz bewachen, so wie man das damals eben gemacht
hat. Dann hat er die
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