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Job Future - Future Jobs

Job Future - Future Jobs

Titel: Job Future - Future Jobs
Autoren: Lynda Gratton
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sozusagen Teile zusammen, die für mein Leben wichtig sind. Diese Aufgabe ist so komplex, dass ich mich bisweilen überfordert fühle. Ähnlich muss es auch meiner Mutter zu Beginn ihrer Arbeit ergangen sein. Ich frage mich, ob sich der Versuch, Prognosen über unser Arbeitsleben in Jahr 2020, 2025 oder sogar 2050 zu wagen, überhaupt lohnt. Aber je mehr ich mich mit dieser komplexen Materie auseinandersetzte, desto mehr fühlte ich mich in diesem Unternehmen bestätigt. Es lohnt sich deshalb, weil Sie, ich und unserer Angehörigen ein realistisches Bild von der Zukunft brauchen: Damit wir Weichen stellen und richtige Entscheidungen treffen können.
    Sehen wir es so: Ich bin gegenwärtig 55 Jahre alt, lebe statistisch gesehen noch bis in die Mitte meiner 80er und könnte sogar weit über 90 Jahre alt werden. Meine beiden Söhne sind 16 und 19 Jahre alt und haben vielleicht eine Lebensspanne von über 100 Jahren vor sich. Wenn ich bis in meine 70er arbeite, schreiben wir das Jahr 2025, und wenn auch meine Söhne bis in dieses Alter arbeiten, sind sie bis ins Jahr 2060 berufstätig. Machen Sie diese Rechnung an dieser Stelle für sich selbst und für Ihre Angehörigen auf.
    Natürlich müssen nicht alle Entscheidungen für Ihr künftiges Arbeitsleben schon jetzt getroffen werden. Im Fall meiner Söhne erwarte ich beispielsweise, dass sie sich in den nächsten 50 Jahren an neue Gegebenheiten anpassen und sich weiterentwickeln. Das habe auch ich in meinem Berufsleben getan. Aber wäre es nicht hilfreich, wenn man ein Bild von der Zukunft, Modelle für künftige Existenzen und Szenarien für Weichenstellungen hätte? Sie könnten Orientierung und Anregungen geben. Dabei brauchen wir dies nicht nur für unsere unmittelbare persönliche und lokale, sondern auch für unsere fernere und für die globale Zukunft.
    Wenn meine Kinder, Sie und ich ein realistisches Bild von der Zukunft »benötigen«, heißt dies freilich nicht, dass wir auch eines bekommen können. Prognosen zu technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind bekanntermaßen unzuverlässig, und zwar so sehr, dass manche sie aus unseren Planungen und Vorbereitungen auf die Zukunft am liebsten verbannen würden. Ich glaube indes, dass es trotz der großen methodischen Schwierigkeiten irrig wäre, auf Vorhersagen ganz zu verzichten. 5
    Versuche, von der Zukunft ein realistisches Bild zu zeichnen, sind deshalb so wichtig, weil wir sie nicht mehr einfach aus der Vergangenheit ableiten können. Ich kann keine direkte Verbindungslinie vom Arbeitsleben meines Vaters zu meinem künftigen ziehen. Und auch meine Söhne können sich anhand meines Arbeitslebens kein Bild von ihrem machen. Ich behaupte nicht, dass sich alles verändern wird. Einige Aspekte der Arbeit werden sicher gleich bleiben. Welche dies sein werden, müssen wir hier ebenfalls herausfinden. Wie der Science-Fiction-Autor William Gibson in einem berühmten Wort sagte: »Die Zukunft ist bereits da, aber eben ungleichmäßig verteilt.« 6
    Zukunft aus Vergangenheit abzuleiten, war nicht immer so schwierig. Den Großteil der Menschheitsgeschichte über galt das Alltagsleben – mit wenigen Ausnahmen – mit Blick auf seine materiellen, technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen als unveränderlich. Dies veränderte sich allerdings grundlegend seit dem 18. Jahrhundert mit Beginn der industriellen Revolution, als einige der als unbezwingbar geltenden Naturkräfte dank Wissenschaft und rationaler Überlegung plötzlich beherrschbar wurden. 7
    Die letzten sechs Generationen trieben einen Wandel voran, der rasanter verlief und einschneidender war, als ihn die Menschheit in den vorigen 5000 Jahren ihrer dokumentierten Geschichte erlebt hatte. 8 Wenn die Weltwirtschaft so schnell wie im letzten halben Jahrhundert weiterwächst, betragen die weltweiten Vermögenswerte im Jahr 2050 – bis dahin sind meine Kinder so alt wie ich jetzt – das Siebenfache der heutigen. Bis dahin werden vermutlich neun Milliarden Menschen auf dem Globus leben. Und auch der durchschnittliche Wohlstand könnte dramatisch steigen. 9
    Die Frage meiner Söhne zu ihrer künftigen Arbeit hat deshalb so großes Gewicht, weil sie im Zeitalter eines Umbruchs leben, der so einschneidend ist wie der am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Triebfeder des damaligen Wandels war der Vormarsch der kohlebefeuerten Dampfmaschine. Diesmal wird der Wandel nicht von einer einzigen Kraft vorangetrieben, sondern von einem komplexen Zusammenwirken von fünf
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