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Jetlag

Jetlag

Titel: Jetlag
Autoren: Edna Schuchardt
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Art, wie Dave ihren Namen aussprach, trieb Claire einen Wonneschauer nach dem anderen über den Rücken. Wieso war sie bloß zurückgekehrt? Bildete sie sich wirklich ein, daß dieser lahmarschige Bertram Kleefisch auch nur annähernd solche Reaktionen in ihr hervorrief?! "Claire", flüsterte Davids Stimme dicht an ihrem Ohr. "Ich liebe dich und ich bin halb verrückt vor Sehnsucht nach dir. Komm zurück, Darling, bitte. Komm zurück und werde meine Frau. Ich verspreche dir auch, daß ich nie wieder blutige Steaks esse."
    Plötzlich verschwamm das Zimmer vor Claires Augen. Hastig blinzelte sie die Tränen fort und holte zitternd Luft.
    "I need some time", antwortete sie erstickt, um Hilde-Marie und Bertram zu ärgern, deren Englisch gottseidank nicht einmal ausreichte, um "Yes" oder "No" zu übersetzen. "Please, give me a little bit of time. I can't help myself..."
    "Hast du Besuch?"
    David kannte sie besser als Claire vermutet hatte. Ein kleines, dankbares Lächeln huschte über ihr Gesicht, während sie den Hörer noch fester an ihr Ohr preßte.
    "Yes, that's right."
    "Okay, dann rufe ich später noch einmal an", rief David schnell. "Wir reden dann in aller Ruhe und ich sage dir tausendmal, daß ich dich liebe und begehre. Bis dann!"
    "Oh no, that's too expensive!" wollte Claire protestieren, aber David hörte ihre Warnung nicht mehr. Er hatte aufgelegt, bevor Claire die Silben "Oh, no!" ausgerufen hatte.
    "Also, bis dann", murmelte sie in den stummen Hörer und legte auf.
    "Wer war das?" wollte Hilde-Marie sofort wissen, als Claire an den Tisch zurückkehrte.
    "Eine Bekannte aus Amerika", log Claire eilig. "Sie wollte wissen, ob ich einen guten Flug hatte und wie es mir geht."
    "Aha." Hilde-Marie nickte, von der Antwort offensichtlich befriedigt. "Ja, ich denke, für uns wird es Zeit." Zum zeichen dafür, daß sie sich auf keinen Handel einlassen wollte, erhob sich Hilde-Marie, was ihren Sohn dazu zwang, ebenfalls aufzustehen. "Es war ein netter Abend, Claire. Wir freuen uns, daß du wieder heil nach Hause gekommen bist. Danke auch für das Mitbringsel. Ich würde mich freuen, wenn du in den nächsten Tagen einmal zu uns kommen könntest. Wir haben einiges zu besprechen."
    Claire schob unwillkürlich die Brauen zusammen. Was sollte das bedeuten. Aber Hilde-Marie war nicht bereit, konkreter zu werden. Sie reichte Claire die Hand, ließ sich von ihr das obligatorische Abschiedsküßchen auf die Wange hauchen und wartete dann, die Handtasche wie einen Schild an die Brust gedrückt, auf ihren Sohn, der sich etwas ausgiebiger von seiner Braut verabschiedete.
    "Mutter möchte den Hochzeitstermin festlegen", flüsterte er Claire ins Ohr, während er ihre Wange küßte. "Mach's gut, Liebes. Wir sehen uns."
    "Wir sehen uns", murmelte Claire.
    Unter zusammengezogenen Brauen sah sie zu, wie Mutter und Sohn das Appartement verließen. Erst als die Tür hinter den beiden ins Schloß fiel, stieß Claire die angestaute Luft aus ihren Lungen.
    Das war überstanden!
    Sie hätte es keine Minute länger ausgehalten...

Kapitel 9
    Die Nacht war schauderhaft. Claire fand, trotz des ungewohnten Alkoholgenusses, absolut keinen Schlaf. Ruhelos wälzte sie sich in ihrem Bett, während sich hinter ihrer Stirn die Gedanken eine wilde Hetzjagd lieferten.
    "Mutter möchte den Termin für die Hochzeit festlegen", diese Worte hallten in ihren Ohren wider und wider und verscheuchten alle Gedanken an einen erholsamen Schlaf. Als sie gegen Morgen dann doch in einen leichten Halbdusel taumelte, riß Davids Anruf sie wieder heraus.
    "Ich wollte dir nur noch rasch gute Nacht sagen", flüsterte er ihr mit rauher Stimme ins Ohr. "Schlaf gut und träume von mir."
    Claire rappelte sich auf und blinzelte zur Leuchtanzeige ihres Radioweckers.
    "Oh Gott, Dave, wie spät ist es bei euch?"
    "Zwanzig Uhr." Davids Stimme klang beneidenswert munter. "Ich wollte dir auch nur noch schnell sagen, daß ich dich liebe. Schlaf ruhig weiter, meine Süße. Ich rufe morgen wieder an."
    "Okay." Claire hätte gerne noch länger mit ihm gesprochen, aber plötzlich war ihr Hirn wie leergefegt. "Auf Wiederhören."
    "Ich küsse dich." Claire hörte ein schmatzendes Geräusch, dann war die Leitung tot.
    Da an Schlaf jetzt überhaupt nicht mehr zu denken war, stand Claire auf und schaltete den Fernseher an. Aus Melanies Zimmer drangen deutliche Schnarchgeräusche. Die Freundin hatte es gut!
    Irgendwann schaffte es das deutsche Fernsehprogramm doch, Claire zum Einschlafen zu
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