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Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur

Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur

Titel: Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur
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sprechen.«
    »Folgen Sie mir bitte.«
    Die Hausangestellte bat uns herein und übernahm die Führung.
    »Das ist hier ja wirklich wie im alten Süden vor dem Bürgerkrieg«, raunte Phil mir zu, während wir durch die mit einem Marmorfußboden ausgelegte Halle schritten. Ich konnte meinem Freund nur zustimmen. Die Ölgemälde an den Wänden zeigten ausnahmslos Motive aus dem Plantagenleben des 18. Jahrhunderts, mit unzähligen schwarzen Sklaven und einigen reichen weißen Herrenreitern.
    Drückten diese Bilder die Sehnsucht nach längst vergangenen Zeiten aus? George und Harriett Lonnegan waren jedenfalls so alt, dass ich sie eher für Julies Großeltern als für ihre Eltern gehalten hätte. Aber es war schließlich ihre Privatsache, in welchem Lebensalter sie Kinder bekamen.
    George Lonnegan trug einen grauen Anzug, seine Frau ein Kostüm mit langem Rock. Steif erwarteten sie uns auf einem Sofa in ihrem Salon. Sie gehörten offenbar nicht zu den Leuten, die es sich zu Hause gern gemütlich machen.
    Ich wusste, dass die Familie mit einer Marmeladenfabrik reich geworden war. Doch George Lonnegan hatte die Firma verkauft, nachdem sein Sohn den Betrieb nicht übernehmen wollte und Banker geworden war.
    Nun lebten die Lonnegans von ihrem Vermögen, und das offenbar nicht schlecht. Julies Vater warf mir einen abweisenden Blick zu, nachdem wir uns noch einmal vorgestellt hatten.
    »Was wollen Sie von uns, Agent Cotton? Mein Sohn hat uns bereits telefonisch informiert, dass Sie heute bei ihm gewesen sind. Von meiner Frau und mir können Sie keine Informationen erwarten. Wir haben nichts mehr zu schaffen mit dieser Person, die einmal meine Tochter war.«
    »Das klingt nicht so, als ob Ihr Verhältnis zu Julie sehr gut wäre«, stellte ich fest. George Lonnegan schnaubte verächtlich und warf mir einen missbilligenden Blick zu.
    »Was erwarten Sie, Agent Cotton? Diese Rockerbraut hat uns bitterlich enttäuscht, zuletzt vor einigen Monaten. Da tauchte sie in Hotpants und einem kurzen Oberteil an meinem Geburtstag auf, sodass jeder ihre Tätowierungen sehen konnte. Dabei ist Julie eigentlich gar nicht dumm, sie hat im Studium erstklassige Leistungen vorweisen können.«
    »George, du wolltest ihren Namen nie wieder aussprechen«, bemerkte Harriett Lonnegan kühl. Julies Vater nickte seiner Gattin zu.
    »Verzeih mir, Darling. – Jedenfalls verschwenden Sie bei uns Ihre Zeit, Agents. Wir haben auch nur aus den Nachrichten erfahren, dass die Rockerbraut entführt wurde.«
    »Es wäre möglich, dass bei Ihnen eine Lösegeldforderung eingegangen ist oder noch eingehen wird«, gab Phil zu bedenken. George Lonnegan schüttelte den Kopf, als ob er es mit einem uneinsichtigen Kind zu tun hätte.
    »Nein, Agent Decker, das ist nicht der Fall. Doch ich darf Ihnen versichern, dass ich nicht einen Cent ausgeben würde, um die Rockerbraut zu retten. Wir haben keine Tochter, schon lange nicht mehr.«
    Das waren harte Worte, aber wir mussten sie akzeptieren. Immerhin ließ sich George Lonnegan dazu herab, uns zur Tür zu begleiten.
    »Sie müssen uns für Rabeneltern halten«, flüsterte der Hausherr Phil und mir zum Abschied zu. »Aber meine Frau war schon 46 Jahre alt, als sie mit Julie schwanger wurde. Es war aufgrund ihres Alters eine sogenannte Risikoschwangerschaft, Harriett wäre bei Julies Geburt fast gestorben. Wir hatten gar nicht damit gerechnet, dass Bruce noch eine Schwester bekommen würde. Mein Sohn war zu dem Zeitpunkt schon elf Jahre alt. Julie war immer unsere kleine Prinzessin. Können Sie sich die Enttäuschung vorstellen, die Julie uns bereitet hat?«
    Mir fiel auf, dass George Lonnegan seine Tochter jetzt wieder mit ihrem Vornamen nannte. Aber vielleicht traute er sich das auch nur, wenn seine Frau nicht in Hörweite war. Jedenfalls ging ich auf seine Frage nicht ein. Die Privatangelegenheiten der Lonnegans gingen mich nichts an, solange sie nichts mit der Lösung unseres Falles zu tun hatten.
    »Wir werden herausfinden, was mit Julie geschehen ist«, versprach ich zum Abschied. Aber momentan hatten wir außer einem undeutlichen Überwachungskamera-Foto der beiden Entführer nichts in der Hand.
    Doch als wir wieder im Auto saßen, wurden wir von der Zentrale angefunkt. Phil griff zum Mikrofon. Da der Lautsprecher eingeschaltet war, konnte ich den Wortwechsel mithören.
    »Agent Decker hier. Was gibt es?«
    »Phil, aufgrund der Fahndung nach dem Ford Explorer hat das NYPD die Überwachungsvideos aller Mautstellen seit der
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