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Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung

Titel: Jerry Cotton - 2907 - Blei ist keine Waehrung
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lief.
    »Wir gehen auf sein Gebäudemanagement«, rief Billy zurück. »Sie kennen doch die Chaos-Theorie?« Und verschwand hinter einem Regenschleier.
    ***
    »Miller!«, brüllte Lombardi, »wo steckt das Arschloch?«
    Vor Lombardi stand Andy Yeong. Als einziger der IT-Spezialisten, die für Lombardi arbeiteten, trug der gebürtige Koreaner ein weißes Hemd mit einer knallroten Krawatte. Sein dunkles Haar war gekämmt und saß makellos über dem breiten flachen Gesicht.
    »Tut mir leid, Sir«, sagte er. »Ich kann es mir auch nicht erklären …« Er war sehr jung, Anfang zwanzig, und zeigte die Überlegenheit des Spezialisten, die auch einen Mangel an Respekt erkennen ließ. Er und drei weitere Informatiker betreuten die Programme, die die Abrechnungen für die Filialen machten, die Löhne ausrechneten, die Fahrzeugflotte steuerten, die gesamte Haustechnik überwachten inklusive Beleuchtung, Klimatisierung, Lifts. Eben alles. Andy Yeong war IT-Spezialist. Ein Mann, der mit Lombardis kriminellen Tätigkeiten nicht das Geringste zu tun hatte.
    Was Lombardis Wut in keiner Weise dämpfte.
    Vor wenigen Minuten noch hatte er das Verladen der Geldpakete unten im Tiefgeschoss überwacht, als der Anruf gekommen war, der ihn aufgescheucht hatte. Er hatte das Einladen Ronny Hart übertragen, Vaccaro einen Wink gegeben und war wie von der Tarantel gestochen nach oben gefahren. Dorthin, wo der ratlose, aber nichtsdestoweniger selbstsichere Andy Yeong auf ihn wartete.
    »Was ist los?«, brüllte Lombardi erneut den verdatterten Informatiker an. Irgendetwas war im Busch, das hatte er seit Tagen gespürt.
    »Wir kommen nicht an die Dateien und Programme heran. Aber wir versuchen es weiter. Das Problem ist nur, und das verstehen wir nicht, wir bekommen auch keinen Zugriff auf die Backup-Dateien.« Andy bemühte sich um einen sachlichen Ton. Er kannte Lombardis Ruf, wusste, dass fast alle in der Firma einen höllischen Bammel vor ihm hatten, aber er und seine Kollegen machten ihren Job, einen Job, den außer ihnen niemand richtig verstand, weshalb ihnen niemand hineinreden konnte.
    Backup-Dateien, Backup-Programme. Lombardi kannte die Begriffe, konnte aber wenig mit ihnen anfangen. Wofür bezahlte er diese Freaks? Damit sie ihn nicht mit all diesen Dingen belästigten.
    Lombardi fuhr erneut zu Andy Yeong herum und packte ihn an den Schultern, schüttelte ihn. Der Kopf des Koreaners flog hin und her. »Das System zusammengebrochen? Wieso? Dieser Hackerangriff vorhin, hatte der etwas damit zu tun?«
    »Möglich. Der Angriff war vielleicht ein Testlauf.«
    »Möglich? Vielleicht?« Lombardi schrie seine Wut in das käsig weiß gewordene Gesicht. »Und ihr habt nicht reagiert? Nichts unternommen?«
    Lombardi stieß Andy beiseite und beugte sich über die Tastatur des flachen Dell, der für seine vertraulichen Angelegenheiten bestimmt war. Er gab seine Codenummer ein, eine komplizierte Abfolge von Buchstaben und Ziffern, die aus alten Telefonnummern und dem Spitznamen seines früh verstorbenen Bruders bestand. Die winzigen Totenschädel erschienen, tanzten auf und ab.
    Die Seite mit dem Zugang zu seinen eigenen Konten erschien. Er wollte schon aufatmen, als sein Blick auf den Stand seiner Konten fiel.
    Vor allen Positionen stand ein rotes Minuszeichen. Alle Konten standen bis zum Limit im Soll. Sogar die Konten seiner Kreditkarten. Sein Geld war weg. Alles. Bis auf den letzten Cent. Er hätte nicht einmal tanken können. Oder Blutdrucktabletten kaufen, die er jetzt bitter nötig hatte.
    »Das kann nicht sein! Sag, dass es nicht wahr ist!«
    Lombardi bekam kaum Luft, er hatte das Gefühl, als müsste er Brei durch einen Strohhalm saugen. »Miller! Verdammt, wo steckt der Kerl?«, keuchte er.
    »Er ist weggefahren, mit Walsh.« Selbst der sonst so unerschütterliche Vaccaro begann zu stottern.
    »Miller kann Ihnen auch nicht helfen, Sir«, sagte Yeong.
    Lombardi fletschte die Zähne und starrte den Koreaner an. Dann zog er die Schreibtischschublade auf. Dort lag die Pistole, eine Beretta, 9 Millimeter. Matt glänzender Stahl, Zuversicht ausstrahlend. Er griff nach der Waffe. Er hatte Lust, jemanden zu erschießen. Am liebsten Miller. Er würde aber auch mit dem Koreaner vorliebnehmen. Oder dem kichernden Ronny Hart, wenn der in seiner Reichweite gewesen wäre.
    Mit zitternden Fingern zog er sein Handy aus der Tasche.
    Als er Millers Nummer drücken wollte, schien für einen Moment die Zeit stillzustehen. Und dann brach die Hölle
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